„Wundersame Haustiere & wie man sie überlebt“ Herausgeber: Stefan Cernohuby und Henry Bienek Autor:Innen: Nadine Muriel, Gerd Scherm, Damaris McColgan, Kassandra Schwämmle, Yann Krehl, Henry Bienek, Stefan Cernohuby, Rainer Wüst, Agga Kastell, Ronja Scherz, Agnes Sint, Julia Heuer, Klaus Lichtenegger, Christina Bittner, Barbara Petersmann, Anke Höhl-Kayser, Alisha Pilenko 249 Seiten / Taschenbuch ISBN: 9783948695255 Verlag: Lindwurm Verlag [Werbung, da Rezensionsexemplar]
2045. Eine Katastrophe hat die Menschen auf eine karge bäuerliche Existenz zurückgeworfen, viele finden Trost im Glauben. Nathanael und Vanessa sind jung, wollen sich nicht abfinden und laufen fort. Ihr Lehrer, der noch weiß, wie es früher war, wird geschickt, um sie zu suchen. Doch der Weg führt für alle drei durch gefährliches Terrain.
Nathanael ist fünfzehn, als seine Eltern ihn aus der Schule nehmen, obwohl er ein so begabter wie wissbegieriger Schüler ist und unbedingt Arzt werden möchte. Aber seine Mutter hat eine Laufbahn als Prediger für ihn vorgesehen, und Universitäten gibt es nicht mehr. Oder doch? Nathanael hat von einem Polytechnikum in Italien gehört und beschließt, dorthin aufzubrechen. Auch Vanessa, eine Mitschülerin, will weg aus der Enge des Dorfs. Bei Nacht und Nebel brechen sie gemeinsam auf. Als man ihre Abwesenheit entdeckt, wird ihnen Lehrer Ludwig nachgeschickt. Anders als die Jugendlichen erinnert er sich noch an die Zeit vor der Katastrophe und hofft auf keine Besserung mehr. Seine Schüler aber kann er nicht im Stich lassen, und der Weg durchs gesetzlose Gebiet ist gefährlich.
In ihrem spannenden dystopischen Roman erzählt Simone Weinmann von einer Welt, die nur noch entfernt der unseren ähnelt: Worauf werden die Menschen bauen, wenn sie den technischen Fortschritt verlieren, wenn es keinen Strom mehr gibt? Werden sie sich an den Glauben klammern oder von Wissensdurst getrieben ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen? Leise und tastend, aber umso eindringlicher schildert Simone Weinmann ein archaisches Leben, in dem der Verlust gesellschaftlichen und technischen Fortschritts erschreckend deutlich wird.
Ich denke, ich kann es bereits vorwegnehmen, dass ich mit dem Roman nicht wirklich warm geworden bin. Dabei ist das Worldbuilding wirklich hervorragend. Sprachlich sehr einfach gehalten, taucht man direkt ein in die Welt des kleinen Dorfes, in dem der 15jährige Nathanael lebt. Man folgt ihm durch seinen Alltag und erfährt dabei mehr über das Dorf und seine Bewohner:Innen, über die religiösen Überzeugungen, die an Fanatismus erinnern und den Eindruck, es mit einer Sekte zu tun zu haben. Nathanael teilt sich im ersten Teil des Buches die Erzählstimme mit dem Lehrer Ludwig Gruber.
Insgesamt ergibt sich das Bild eines sehr trostlosen Lebens, in dem beide gefangen sind. Nathanael, der so gern Arzt werden würde, aber so schwer gegen seine bestimmende Mutter ankommt. Ludwig, der das graue Wetter satt hat, die Annehmlichkeiten der Vergangenheit vermisst und sich durchweg ärgert, dass er früher nicht besser aufgepasst hat, weil ihm jetzt oft die Antworten auf die Fragen seiner Schüler fehlen. Beide sind nicht glücklich.
Nathanaels Mutter hingegen hat sich vollends der Religion zugewandt und genießt dieses einfache, wenn auch harte Leben. Dass dieses einfache, harte Leben ihr die einzige Tochter genommen hat, sieht sie nicht.
Bevor Nathanael das Dorf verlässt, erhält die Geschichte noch eine dritte Erzählstimme: Vanessa. Auch sie tut sich mit den strengen Regeln des Dorfes schwer und kann mit dem religiösen Glauben der anderen nicht viel anfangen. Sie lebt mit ihrer Mutter, die mal wieder einen neuen Mann hat – etwas, das nicht genauer erklärt wird, aber die Mutter in einem merkwürdigen Licht erscheinen lässt. So, als sei es für eine Frau nicht in Ordnung, nur einen festen Partner für immer zu haben. Das scheint auch die gängige Meinung der anderen Dorfbewohner zu sein.
Vanessa war mir direkt sympathisch. Überhaupt ist sie die einzige Figur im ganzen Buch, die für mich nicht blass geblieben ist und zu der ich in gewisser Weise einen Draht aufbauen konnte.
Es sind auch Vanessas Augen, durch die man sehr viel mehr über die Umgebung des Dorfes erfährt und kleine Andeutungen darüber, was damals nach der Katastrophe passiert ist. Hier hilft es sehr stark, dass Vanessa als Figur so geschrieben ist, dass sie gern über die kleinen Grenzen des Dorfes hinaus forscht.
Trotzdem plätschert die Geschichte selbst dahin. Auch als Vanessa und Nathanael das Dorf dann verlassen, ein Punkt, an dem man spätestens erwarten würde, dass etwas mehr Bewegung in die Sache kommt, tut es das nicht. Es plätschert weiter.
Dabei bieten die geschaffene Welt und die düstere Atmosphäre den perfekten Ausgangspunkt für etwas mehr Handlung. So erinnert es leider ein bisschen an Tagebucheinträge darüber, was man so im Laufe des Tages gemacht hat.
Das fand ich persönlich sehr schade. Sicherlich sind die Gedankenspiele gut gemacht und die tiefergehenden Themen sehr interessant, aber irgendwie erweckt es bei mir den Eindruck, als wäre bei dem Fokus auf das Thema „Das Schicksal in die eigene Hand zu nehmen“ der Rest in der Schreibtischschublade vergessen worden.
„Die Erinnerung an unbekannte Städte“ von Simone Weinmann könnte Leser:Innen gefallen, die sich gern im Worldbuilding verlieren, einen ruhigen Erzählton mögen und am Alltag der Figuren teilhaben wollen. Wer Wert auf eine rasante und packende Story legt, wird hier leider enttäuscht sein. Es mag kein schlechtes Buch sein – handwerklich top, Worldbuilding super – aber manche Dinge hätte ich mir dann doch etwas detaillierter gewünscht und eine packende Handlung hat mir einfach leider gefehlt. Es war kein Buch für mich, aber die zukünftige Veröffentlichungen der Autorinnen werde ich trotzdem mal im Auge behalten.
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