
„Wundersame Haustiere & wie man sie überlebt“
Herausgeber: Stefan Cernohuby und Henry Bienek
Autor:Innen: Nadine Muriel, Gerd Scherm, Damaris McColgan, Kassandra Schwämmle, Yann Krehl, Henry Bienek, Stefan Cernohuby, Rainer Wüst, Agga Kastell, Ronja Scherz, Agnes Sint, Julia Heuer, Klaus Lichtenegger, Christina Bittner, Barbara Petersmann, Anke Höhl-Kayser, Alisha Pilenko
249 Seiten / Taschenbuch
ISBN: 9783948695255
Verlag: Lindwurm Verlag
[Werbung, da Rezensionsexemplar]

Fantastisch, merkwürdig und nicht ganz ungefährlich ist das Leben mit einem wundersamen Haustier. In 16 Geschichten erzählen uns die Geschichtenweber von den Haustieren unserer Träume und Albträume, ihren Besitzern und deren Leben miteinander. Chaos ist vorprogrammiert – da macht es keinen Unterschied, ob sie auf unserer Welt in unserer Zeit gehalten werden oder einer anderen Galaxie, Jahrhunderte in der Zukunft.
In einer kleinen Taschendimension findet der, der einen Eingang entdeckt, ein Areal mit einer riesigen Auswahl an Tieren. Der feurige Salamander in seinem sandig-steinigen Gehege gehört zu den kleineren Bewohnern dieser Tierhandlung. Mit seinen großen Augen sieht er so freundlich und niedlich aus. Doch ist er der richtige tierische Begleiter für den Farmer mit strohgeecktem Haus? Vielleicht eignet sich einer der unscheinbaren Sittichen mit seltsamen Kräften der der verschmuste Höllenhund mit Beschützinstinkt besser?

Eine lange Nacht ist die Rahmenhandlung dieser Kurzgeschichtensammlung und in drei Teile aufgeteilt. Diese Rahmenhandlungen machen es für mich immer schwierig, die Kurzgeschichten ihrer Länge nach zu lesen, aber ich habe Euch wie immer trotzdem die Seitenzahlen notiert:
Eine lange Nacht – Teil 1 (5 Seiten)
Henry Bienek, Nadine Muriel, Stefan Cernohuby
Martin ist nachts im Auto unterwegs. Völlig übermüdet hält er bei Yollas Haus der Tiere und fragt nach dem Weg zu einer Übernachtungsmöglichkeit. Der Ladeninhaber zeigt ihm den Weg und gibt ihm zum Abschied ein Buch über die wundersamen Haustiere. Als Martin dann auch endlich in seiner Herberge ankommt, ist er leider viel zu aufgekratzt um zu schlafen. Also widmet er sich seiner neuen Lektüre.
Der Traumbeutler (12 Seiten)
Gerd Scherm
Drei junge Männer sollen für die exklusiven Gäste einer Bungalowanlage in Santa Barbara etwas außergewöhnliches finden, um die Gäste bei Laune zu halten. Was liegt da näher, als ein sonderbares Haustier, von dem keiner weiß, was es ist, und das beim bloßen Streicheln pure Entspannung verursacht? – Eine schöne Geschichte, die so ganz anders endet, als man erwarten würde.
Kuschel (8 Seiten)
Damaris McColgan
Kuschel klingt so nett und lieb, den hätte ich tatsächlich gern selbst als Haustier. Dabei ist seine optische Beschreibung gar nicht so dolle: Tentakel, Qualle, ein einzelnes Glubschauge. Kuschel ist allerdings sehr loyal und wie eine Katze Mäuse bringt, bringt Kuschel eben Menschen nach Hause. Gegen deren Willen. Kuschel kann das. – Was für eine niedliche Idee. Diese Geschichte hätte für meinen Geschmack durchaus länger sein können. Kuschel klingt einfach bezaubernd.
Das Speichermedium (16 Seiten)
Kassandra Schwämmle
Archivar Dr. Archibald soll ein seltenes Buch finden. Sein Auftraggeber gibt ihm die Hamsterdame Crise mit auf den Weg, die ihm dabei helfen soll. Waren ich und Dr. Archibald anfangs noch sehr verwirrt ob dieses Umstands, so wird doch sehr schnell klar, dass Crise eine Hamsterdame mit besonderer Begabung ist. Und dass es hier übernatürlicher zugehen wird, als erwartet. – Wieder eine Geschichte, die viel zu schnell vorbei ist.
Fischfutter (15 Seiten)
Yann Krehl
Klaus hat ein neues Aquarium in seiner Wohnung, doch den Teilnehmern seiner Brettspielrunde fällt schon bald auf, dass nicht nur Klaus sich merkwürdig verhält, sondern auch die Fische. – Eine Geschichte, die mich ehrlich ein bisschen verwirrt hat, über Aquaristik, merkwürdige Zoohandlungen und was passiert, wenn man sich nicht an die Fütterungsanweisungen hält.
Pelzibub (16 Seiten)
Rainer Wüst
Pelzibub ist eigentlich ein weißes Kaninchen mit schwarzer Nase und wird von den Jugendlichen einer Therapiewohngruppe Adolf genannt. Doch wer immer das süße Kaninchen streichelt, dem passiert was schlimmes. – Okay, diese Geschichte fand ich krass. Zum einen fand ich das Setting extrem verstörend, dass sich das alles in einer Wohngruppe für Jugendliche abspielt, zum anderen war mir diese Geschichte insgesamt viel zu düster. Hat meinen Geschmack leider so gar nicht getroffen.
Tausend Türen (15 Seiten)
Agga Kastell
Brosko will eigentlich kein Haustier, aber sein Vater hält es für eine gute Idee. Nun sind die beiden jedoch Aliens in einer fernen Galaxie und das Haustier, das Brosko sich endlich aussucht ist ein Humanoid. Es dauert eine Weile, bis Brosko versteht, dass Azra, sein Haustier ein Mensch ist und ein fühlendes Wesen. – Oh diese Geschichte hat mein Scifiherz höher schlagen lassen. Was für eine tolle Idee und was für liebevoll gezeichnete Figuren, die mir auf den wenigen Seiten sofort ans Herz gewachsen sind.
Das Erbe (14
Ronja Scherz
Leas Tante Hilda ist gestorben und hat ihr ihr Haustier überlassen. Spinne Otto. Nur ist Otto eigentlich keine Spinne. Und auch kein Dachs. Oder eine Katze. Während Lea noch versucht, Otto loszuwerden, erkennt sie bald, dass es besser wäre, wenn er bleibt. – Eine sehr schöne Geschichte darüber, wie man man selbst ist.
Eine lange Nacht – Teil 2 (1 Seite)
Martins Müdigkeit ist wie weggeblasen, so sehr hat ihn seine Lektüre gefesselt. Nach einem sehr ausgiebigem Mahl und einer Dusche, beschließt er das zu tun, was alle Leseratten gern tun, wenn sie ein Buch gefunden haben, das sie nicht weglegen wollen: er will es einfach direkt weiterlesen bis zur letzten Seite.
Die Königin (14 Seiten)
Agnes Sint
Malin ist 14 und wohnt in einem Mädcheninternat. Sie sucht ein Haustier für Tia, die einmal ihre beste Freundin war und von der sie jetzt gemobbt wird. In einer Tierhandlung, die sie bis dahin noch nie gesehen hatte, kauft sie Schnuffel, ein Schmeichlerweibchen. Kuschelig und niedlich soll es Frieden stiften. Schmeichler sind jedoch Herdentiere und folgen einer Königin. Als Schnuffel eines Nachts plötzlich Junge bekommt, nimmt das Unheil seinen Lauf. Oder auch nicht? – Eine Geschichte über Mobbing und Menschen, die zu Opfern gemacht werden und doch keine sind.
Ein Sturm zieht auf (10 Seiten)
Julia Heuer
Luna flüchtet mal wieder vor den anderen Kindern, die sie ständig piesacken. Sie achtet nicht auf ihrem Weg und landet bei einer alten Dame und ihrem merkwürdigen Geschäft. Dort entdeckt sie Maki, ein kleines Wesen, das sie sofort ins Herz schließt. Doch in Maki steckt mehr, als der erste Blick vermuten lässt. – Die Geschichte ließ mich etwas ratlos zurück. Zum einen, was für ein Wesen Luna eigentlich ist – immerhin hat sie Hörner – zum anderen, was Maki eigentlich genau macht und wie es nach dem Ende weitergeht.
MächTiger Ärger (14 Seiten)
Klaus Lichtenegger
Die Baronesse Isabella Esmeralda d’Orostinia darf sich ein Geschenk aussuchen und läuft begeistert über den Wundermarkt von Haveen an Ildris. Ihre Gouvernante Elarissa – Frau Ela – ist nicht ganz so begeistert und noch weniger, als die Baronesse einen merkwürdigen Laden entdeckt, der den Namen Exotysche Kreatüren trägt. Doch weder Quellensittiche noch Kriegsschnecken begeistern die junge Dame. Sie entscheidet sich für ein Kätzchen. Nach dem Verhalten des Verkäufers zu urteilen, ist das Kätzchen aber vielleicht nicht das, was die Baronesse denkt. – Eine unterhaltsame Geschichte darüber, dass die Katzen vielleicht doch die Weltherrschaft planen.
Jans Schweinehund (15 Seiten)
Nadine Muriel
Jan hat einen mächtigen inneren Schweinehund und sucht Hilfe bei Demian Zenos, um seinen Schweinehund loszuwerden. Das gelingt allerdings so gut, dass Jan schon bald vor lauter Stress und Eifrigkeit seine Gelassenheit zurück haben möchte. Das Problem ist nur, dass Zenos seinen Schweinehund bereits an den Hofmarschall des Planeten Xyl verkauft hatte, wo Schweinehunde eine Delikatesse darstellten. Eine unterhaltsame Jagd beginnt, bei dem Jan Unterstützung von seiner ehemaligen Mitschülerin Imke bekommt. – Diese Geschichte fand ich eine richtig schöne Idee. Jeder kennt den inneren Schweinehund. Jeder hat ihn. Aber so ganz ohne ihn ist es irgendwie doch auch nichts, nicht wahr?
Marley (13 Seiten)
Christina Bittner
Marley ist Kriminalassistent. Seine Vorgesetzte ist Silex Cotta, Kriminalkommissarin und Leiterin der Sonderkommission Drachenschuppe im Drogendezernat. Ihr Therapeut hatte Cotta geraten, sich ein Haustier anzuschaffen und deswegen besuchen Marly und Silex Cotta die Tierhandlung Kratz und Beiß. Dass der ausgesuchte Smaragdsittich sich dann doch als mehr entpuppt, als ein einfacher Ziervogel zu sein, wird Marley leider nur allzu schnell klar. – Eine schöne Geschichte, die ich gern als Roman weiterverfolgt hätte. Silex Cotta klingt nämlich wie eine richtig coole Socke.
Carnivorus Egomanipitikus (15 Seiten)
Barbara Petersmann
Aldren und Lumidos suchen ein Haustier für ihren Freund Janus, der an einem gebrochenen Herzen leidet. Janus ist Künstler und ziemlich voll von sich selbst. Ein Egoist wie er im Buche steht. Das ausgesuchte Haustier frisst aber nicht unbedingt das Übliche, sondern bevorzugt Charaktereigenschaften. Da Janus‘ Ego riesig ist, wird auch das undefinierbare Haustier schnell größer als erwartet. – Eine sehr amüsante Geschichte und gerade das Geplänkel zwischen Aldren und Lumidos haben mich köstlich unterhalten.
Stranger (16 Seiten)
Anke Höhl-Kayser
George findet Zooläden toll. Leider ist seine Frau Marjorie so ungefähr auf alles allergisch, was mit Haustieren zu tun hat. Im Himmlischen Zooladen, in dem George einfach nur ein bisschen rumschauen will, ersteht er fast unfreiwilligerweise ein Haustier, das Marjorie Stranger tauft. Er ist ein Mopshuahua. Das hat zumindest Marjorie beschlossen, deren Allergien wie weggeblasen sind. Dass Stranger jedoch was ganz anderes ist, sollte man an dieser Stelle im Buch dann schon erkannt haben. – Diese Geschichte fand ich wahnsinnig toll. Und die Idee hinter Stranger noch sehr viel toller. Bitte mehr davon.
Hippalektryons Kapriolen (15 Seiten)
Alisha Pilenko
Leonira die Unbesiegbare ist eine Heldin und wie jede vernünftige Heldin sucht sie einen tierischen Begleiter, der sie bei ihren Abenteuern begleitet. Ihr bester Freund Nikios, eine männliche Nymphe, findet die Idee so gar nicht gut. Doch Leonira lässt sich nicht umstimmen und kauft sich einen Pferdehahn. Oder ein Hahnenpferd. Ein Hippalektryon. Das Chaos ist also vorprogrammiert. – Bei dieser Geschichte habe ich herzhaft gelacht. Einfach nur köstlich.
Eine lange Nacht – Teil 3
Martin ist fertig mit dem Buch. Natürlich entdeckt er am Ende noch ein kleines Nachwort, das sein Leben nachhaltig verändern wird.
Die Geschichten in dieser Sammlung sind super bunt gemischt und strotzen in meinen Augen nur so vor Einfallsreichtum. Handwerklich waren alle gut bis sehr gut umgesetzt und das Lektorat hat echt eine saubere Arbeit geleistet.
„Kuschel“, „Marley“, „Tausend Türen“ „Stranger“ und „Hippalektryons Kapriolen“ haben mir von allen so gut gefallen, dass ich jede sehr gern als einen vollen Roman lesen würde, wenn es ihn gäbe. Aber auch die restlichen Geschichten haben mich sehr gut unterhalten. Einzig „Pelzibub“ hat meinen Geschmack so gar nicht getroffen.

„Wundersame Haustiere & wie man sie überlebt“ ist schon ein toller Titel für eine Anthologie. Der Ideenreichtum und der stellenweise starke Sprachwitz haben mich echt begeistert. Klare Leseempfehlung von meiner Seite.


Anmerkung: Da es sich bei diesem Buch um ein zur Verfügung gestelltes Rezensionsexemplar handelt, muss ich diesen Beitrag als Werbung kennzeichnen. Ich möchte allerdings versichern, dass die verfasste Rezension meine ehrliche Meinung wiedergibt und nicht von der Tatsache, dass es sich um ein Rezensionsexemplar handelt, beeinflusst wurde. Denn ganz ehrlich, Rezensionen hätten keinen Sinn, wenn sie nicht ehrlich wären. Ich bedanke mich beim Lindwurm Verlag für das Rezensionsexemplar.
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