„Anatole – Sonnenaufgang“ (Im Licht der Horen #2)
Autorin: Petra E. Jörns
426 Seiten / eBook
ISBN: 3948700435 
Verlag: Plan9 Verlag
[Werbung, da Rezensionsexemplar]

Auf der Suche nach dem unbekannten Feind, der die Menschheit bedroht, muss sich die Crew des kolonialen Kriegsschiffs CFF Nyx als Schmuggler getarnt auf einem unwirtlichen Planeten durchschlagen. Sie stoßen dabei nicht nur auf den Feind, sondern auch auf Verrat in den eigenen Reihen, der die Existenz der Kolonien bedroht. Gemeinsam mit dem psi-begabten Piloten Jameson McAllister stellt sich die Ingenieurin Deirdre MacNiall der Gefahr und entdeckt dabei, dass Jameson sie mehr liebt, als sie ahnte, und dazu bereit ist, mehr Risiken einzugehen, um mit ihr zusammen zu sein, als ihr lieb ist.

Ich habe ja eine Schwäche für gute Military Scifi. Ich gebe zu, David Webers Honor Harrington-Reihe hat da für mich extrem hohe Maßstäbe gesetzt. Petra E. Jörns hatte sich bereits in der Vergangenheit unter dem Pseudonym P.E. Jones in einer Reihe daran versucht.

Mit „Im Licht der Horen“ beginnt ihre zweite Reihe. Den ersten Band habe ich nicht gelesen, vielleicht hätte der auch vieles erklärt, was mir unverständlich geblieben ist.

Ich glaube allerdings nicht, dass mir meine Kenntnis des ersten Bandes über die Schwächen des zweiten Bandes hinweggeholfen hätte.

Es ging eigentlich gut los und ich dachte noch, hey, das wird vielleicht richtig gute Military SF. Leider drehte sich die Handlung nach den ersten 40 Seiten vorrangig um Protagonistin Dees Liebe zu Pilot Jameson McAllister. Dabei verging anfangs keine Seite, in der sie ihn nicht anhimmelte, bei der zufälligen Berührung ihrer Hände ein heißes Gefühl in sich aufsteigen ließ oder ständig darüber nachdachte, seine Haare zu zerstrubbeln.

DAS wurde anstrengend. Selbst als sich diese Spannung in einer spontanen Sexszene (die ich persönlich auch sehr cringe worthy empfand) im Maschinenraum entlud, wurde es dahingehend nicht besser. Dee reagierte überzogen, hysterisch, war ständig nur am Schreien und überhaupt vergaß sie jegliche Professionalität. Es handelt sich wohlgemerkt um die Crew eines kolonialen Kriegsschiffes. Da erwarte ich Professionalität und Beherrschtheit.

Nicht, dass Menschen nicht auch mal Menschen sein können, aber Dees und Jamesons Affäre beherrschte alle Figuren und auch die Geschichte.

Die eigentliche Handlung kam für mich nicht wirklich in Fahrt, weil sie ständig von Dees „Liebe“ unterbrochen wurde. Wobei auch die dargestellte Beziehung der beiden für mich eher wie eine Traumvorstellung erschien, als wirklich eine gesunde gleichberechtigte Beziehung zu sein. Wenn sich Liebespartner physisch oder psychisch verletzen, dann ist das einfach nicht gesund und vermittelt ein völlig falsches Bild davon, wie eine gesunde Beziehung eigentlich aussieht.

Die restlichen Figuren rückten bei all dem in den Hintergrund und wenn sie mal im Vordergrund zu sehen waren, machten sie sich durch ihre Aussagen und Handlungen nicht sehr sympathisch.

Sei es nun der Zickenkrieg zwischen Dee und Nayiga, die ebenfalls in Jameson verschossen war, oder Aussagen wie diese von Tripton:

Meiner Theorie zufolge sind Frauen umso kratzbürstiger, je unbefriedigter sie sind.

Und das waren dann grad mal die ersten 100 Seiten. Danach wurde es leider nicht besser. Die eigentliche Handlung war mir an diesem Punkt dann schon ziemlich egal und ab der Hälfte habe ich den Rest nur noch quergelesen

Die Crew der Nyx tarnt sich als Schmuggler. Dabei verwenden sie Decknamen und duzen sich, während sie sich in ihrer Rolle als Kriegsschiff-Crew siezen. Das führte zu extremer Verwirrung meinerseits, weil sich die Figuren in ihrer Rolle als Schmuggler mal mit ihren echten Namen, mal mit ihren Decknamen ansprachen und dann erst siezten, dann wieder duzten.

Am Ende war ich eigentlich nur froh, dass das Buch vorbei war. Ich bin überzeugt, dass die Autorin durchaus das Zeug dazu hat, eine spannende Military SF-Geschichte mit gut ausgefeilten Figuren zu schreiben. Leider war das bei diesem Buch nicht der Fall. Hätte sie den Ton und die Professionalität der ersten 40 Seiten beibehalten und das Liebesgeplänkel runtergefahren, dann wäre es in der Tat eine gute, unterhaltsame Geschichte geworden und ich hätte mich auf weitere Titel der Reihe gefreut.

Vielleicht werde ich den 3. Teil der Reihe „Im Licht der Horen“ anlesen, weil ich – wie schon gesagt – überzeugt bin, dass Petra E. Jörns durchaus großes Potential hat und sich auch schreiberisch weiterentwickelt. Vielleicht werde ich auch einfach ein neues Buch von ihr abwarten, das nicht zu dieser Reihe gehört. Im direkten Vergleich zu den Space Troppers damals sieht man die handwerkliche Verbesserung schon sehr deutlich. Und wer eine Liebesgeschichte sucht, der ist hier mit „Anatole – Sonnenaufgang“ vielleicht sogar gut beraten. Meinen ScienceFiction Geschmack hat es jedoch leider nicht getroffen.


Kommentar verfassen