
„Fools in Space“
Autori: Calin Noell
231 Seiten / eBook
ISBN:
Verlag: Plan9 Verlag
[Werbung, da Rezensionsexemplar]

Bereits das erste Signal des fremden Raumschiffs lässt das letzte emotional programmierte Exemplar einer KI interessiert aufhorchen. Sie antwortet, in freudiger Erwartung darauf, endlich das zu finden, was sie seit Existenzbeginn sucht: die Erklärung dessen, was das Menschsein ausmacht. Die KI löst die Verankerung zur Erdumlaufbahn und fliegt dem Signal entgegen. Nur ist sie nicht allein. An Bord ihres Schiffes befinden sich vierhundert Menschen, minderschwere Fälle von Fehlfunktionen, so die offizielle Bezeichnung. Für diese Crew beginnt damit eine Mission, die sie glauben, längst schon auszuführen. Doch ihr Aufbruch bleibt nicht unbemerkt. Das Kriegsschiff Arreter 2 folgt ihnen bereits, mit einem eindeutigen Befehl: ihre Eliminierung …

Die Idee hinter „Fools in Space“ finde ich wahnsinnig spannend. Ein Raumschiff in der Erdumlaufbahn, in dem psychisch kranke Menschen untergebracht sind. Ihnen wird vorgegaukelt, sie wären mit dem Schiff auf einer wichtigen Mission. Das sind sie natürlich nicht. Es ist einzig eine Beschäftigungstherapie für Menschen, die nicht in unsere von strengen Normen geprägte Gesellschaft passen. Dabei sind ihre psychischen Erkrankungen sehr weitreichend. Die „schweren“ Fälle befinden sich auf einem anderen Schiff. Und es gibt wohl noch sehr viel mehr von diesen Schiffen. Leider wird das nicht direkt erwähnt, sondern lässt nur anhand der Raumschiffbezeichnungen diese Vermutung zu.
Erzählt wird die Geschichte aus drei verschiedenen Perspektiven: Blain, der Sänger (ich musste irgendwie immer an Blaine den Mono denken, danke Herr King). Blain spricht nicht. Er kommuniziert über seinen Kommunikator in geschriebenem Wort. Dabei ist seine Erzählweise sehr abgehackt und seine Satzstruktur vermittelt den Eindruck, als könne er keinen klaren Gedanken fassen. Er gibt in der Kantine des Schiffes das Essen aus. Die zweite Perspektive ist KI, die künstliche Intelligenz des Schiffes. Es hat bei mir ein oder zwei Kapitel von KI gedauert, bis ich verstanden habe, dass KI und Ki zwei verschiedene Figuren sind. Dabei ist KI die rationale KI, die man erwarten würde, während Ki die Intelligenz ist, die zwingend danach sucht, was das Menschsein ausmacht. Dabei entwickelt sie sich immer mehr zum impulsiven, von jeglicher Vernunft losgelösten Pubertier. Die dritte Erzählstimme ist die Ingenieurin, Lawen. Sie befindet sich an Bord des Schiffs, um den ständigen Energieschwankungen auf den Grund zu gehen. Sie ist neben KI die einzige, die weiß, dass die Secret 2 in Wahrheit Fool 2 heißt und die Menschen an Bord keine wichtige Mission haben.
Ki empfängt ein Signal, dem sie unbedingt auf den Grund gehen will. Dafür stellt sie so allerlei Dinge an, um das Schiff letztendlich aus der Erdumlaufbaum heraus zu befördern, komme was wolle. Lawen und auch KI wollen das natürlich verhindern. Auch, dass die Passagiere an Bord herausfinden, dass ihr bisheriges Leben eine einzige Illusion ist. Chaos ist da natürlich vorprogrammiert.
„Fools in Space“ ist Calin Noells erster Scifi-Roman. Für ein Erstlingswerk in diesem Genre hat er auch wahnsinnig viel Potential. Was mir besonders gut gefallen hat, waren die klaren Unterschiede der Erzählstimmen. Hier hatte wirklich jede ihre eigene Art zu sprechen. Das gelingt vielen etablierten Autoren nur selten so gut.
Die Handlung selbst ist super ausgearbeitet, wirkt teilweise jedoch schon fast zu sehr am Reißbrett entworfen. Ich hätte mir zudem ein sehr viel größeres Worldbuilding gewünscht. Welche Gesellschaft auf der Erde lebt, wird nur ansatzweise angeschnitten. Auch, was eigentlich dazu geführt hat, warum psychisch kranke Menschen auf Raumschiffe ausgelagert werden. Ressourcenknappheit war für mich kein überzeugendes Argument. Da hätte ich mir z.B. eine Erzählstimme auf der Erde gewünscht, die mir mehr Einblick verschafft.
Die Figuren bleiben dahingehend auch leider etwas blass. Nur über Blain erfährt man ein bisschen Hintergrundinformationen. Dabei hätte ich gerade über ihn super gern sehr viel mehr erfahren. Aber gerade bei Blain glänzt meines Erachtens seine Erzählstimme. Man kann es regelrecht an seiner Wortwahl und seinem Satzbau mitverfolgen, wie Blain aus seiner Lethargie erwacht und auch tatsächlich das Sprechen beginnt. Das fand ich sehr gelungen.

„Fools in Space“ von Calin Noell ist ein Scifi-Erstlingswerk mit einigen Schwächen, aber auch sehr viel Potential. Man darf wirklich gespannt sein, was die Autorin in Zukunft in diesem Genre veröffentlichen wird.
Anmerkung: Da es sich bei diesem Buch um ein zur Verfügung gestelltes Rezensionsexemplar handelt, muss ich diesen Beitrag als Werbung kennzeichnen. Ich möchte allerdings versichern, dass die verfasste Rezension meine ehrliche Meinung wiedergibt und nicht von der Tatsache, dass es sich um ein Rezensionsexemplar handelt, beeinflusst wurde. Denn ganz ehrlich, Rezensionen hätten keinen Sinn, wenn sie nicht ehrlich wären. Ich bedanke mich beim Plan9 Verlag ganz herzlich für das Rezensionsexemplar.
Hinweis: Da ich dieses Buch in meiner Rolle als Jury Mitglied des DSFP gelesen habe, gibt es keine Bewertung in Form von Powerknöpfchen.
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