
„Murder Park“
Autor: Jonas Winner
12 Std. 3 Minuten / Audiobook
ISBN Paperback: 3453421760
Verlag: Heyne – Random House Audio

Zodiac Island vor der Ostküste der USA: ein beliebter Freizeitpark – bis dort ein Serienmörder drei junge Frauen auf bestialische Weise tötet. Der Täter Jeff Bohner wird schnell gefasst, der Park aber geschlossen. Die Schreie der Opfer scheinen vergessen zu sein. 20 Jahre später: Die Insel soll zur Heimat werden für den Murder Park – eine Vergnügungsstätte, die mit unseren Ängsten spielt. Paul Greenblatt wird zusammen mit elf weiteren Personen auf die Insel geladen. Und dann beginnen die Morde. Ein Killer ist auf der Insel …keiner kann dem anderen trauen …die nächste Fähre kommt erst in drei Tagen …

Der Klappentext klingt spannend, nicht wahr? Da hatte ich mir einiges von versprochen, muss ich gestehen.
Wie so oft in letzter Zeit, habe ich mir bei Murder Park auch die Hörbuchversion gegönnt. Die beste Entscheidung, muss ich sagen, denn ohne die geniale Leistung der unterschiedlichen Sprecher, hätte ich das Buch spätestens nach 100 Seiten abgebrochen.
Dabei fing es eigentlich ganz gut an. 12 Kapitel sind als Videointerviews aufgebaut, in denen Dr. Lazarus die einzelnen Figuren befragt. Dadurch bekam man die Chance, diese Figuren sehr viel besser kennenzulernen. Ein großes Problem dabei war jedoch, dass die Interviews mit den weiblichen Figuren eine sexuelle Komponente enthielten, die nicht nur unnötig war, sondern auch total bekloppt. Eine Figur wurde mit 16 in der Geisterbahn vom Täter damals vergewaltigt und fand es….erregend? Mal ganz abgesehen davon, dass es nach Aussage der Figur stockfinster war und sich somit die Frage stellte, wie der Täter sie da ’sehen‘ konnte, um sich zu denken, hey die schnapp ich mir. Aber eine Vergewaltigung erregend? Yeah……nope! „Aber…aber….aber es gibt doch Frauen, die haben auch Vergewaltigungsphantasien…“ Nein. Nein. Nein. Zwei verschiedene Dinge. Kann man nicht vergleichen. DARF man nicht vergleichen. Und überhaupt, wie kommt man auf so eine bescheuerte Idee??? Das Mädel war SECHZEHN!!!!
Eine weitere Figur hatte mit 17 unbefriedigenden Sex mit einer der männlichen Figuren. Der hat sie dabei unter Strom gesetzt. Und er hatte ihr das Shirt übers Gesicht gezogen, weil sie ja nicht hübsch war. Aber sie war jung. Nicht hübsch, aber jung. Und deswegen haben sie alle Kerle so angehimmelt. Können wir hier mal kurz innehalten, um festzustellen, dass eine Frau, die sich seit der Jugend nur über ihr Aussehen definiert und ihren Wert daran festmacht, wie ‚begehrt‘ sie bei Männern ist, vielleicht nicht wirklich ein gesundes Selbstbild hat? Ja? Danke! Dass Dr. Lazarus halb sabbernd den Ausführungen der weiblichen Figuren folgte, war dann wiederum nur krank.
Aber nun ja…Hauptprotagonist der Geschichte ist Paul Greenblatt. 24 Jahre alt. Seine Mutter war vor 20 Jahren auf Zodiac Island von dem Killer getötet worden und er musste es mit ansehen. Tragisches Schicksal, nicht wahr? Leider war Paul nicht sonderlich sympathisch. Er ging mir mächtig auf den Wecker. Dabei hat Uve Teschner ihn ganz hervorragend gelesen.
Die Geschichte selbst jedoch hinkt. Mal ganz abgesehen vom völlig unglaubwürdigen Konzept des Murder Parks und vom abgehackten Schreibstil, der wirklich nur dank der Hörbuchversion funktionierte, war das Ende einfach nur dämlich. Ich könnte M. Night Shyamalan heute noch verfluchen, was er da angerichtet hat damals mit seinem Film „The Sixth Sense“. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass sich seitdem verdammt viele Autoren darauf versteifen, ihren Romanen einen ‚völlig unerwarteten Twist‘ am Ende zu verpassen, bei dem die Leser völlig überrascht aufschreien, weil sie es nicht haben kommen sehen. Das hat damals bei „The Sixth Sense“ funktioniert, weil es neu war, weil es einfach gut gemacht war und weil es TATSÄCHLICH im Rahmen des Gesamtwerkes FUNKTIONIERTE! Letzteres ist der Punkt, an dem einfach alle seitdem scheitern. Sei es nun Krimi oder Horror. Absichtlich falsch gelegte Fährten, sind sowas von offensichtlich als solche erkennbar, dass man sich teilweise in seiner eigenen Intelligenz beleidigt sieht. Aber dem nicht genug, in Murder Park gab es nicht nur einen ‚völlig unerwarteten‘ Twist, NEIN, da kam noch ein zweiter. Und beide waren für mich einfach völlig unlogisch und ergaben NULL Sinn.
Da war ich einfach nur enttäuscht. Okay, nachdem das ganze Buch eh schon eher hanebüchen war, hätte ich vom Ende vielleicht nicht viel erwarten sollen, aber ich bin ja immer offen für eine positive Überraschung. Oh well…

Nope, nope, nopetiy-nope! Einzig der Idee mit den Videointerviews und dem grandiosen Job der Sprecher der Hörbuchversion (Uve Teschner, Detlef Bierstedt, Oliver Brod, Vera Teltz) ist es zu verdanken, dass das hier keine Ein-Powerknopf-Bewertung wird. Und vielleicht auch dem Mut des Autors, diese wirre Geschichte als Horrorbuch zu vermarkten. Für mich hat es jedenfalls nicht funktioniert.

Huhu Grit!
Murder Park war nun mein 8. Bingo-Buch zu Halloween und was soll ich sagen .. ich fand es ebenso grauenhaft wie du. Und ich beneide dich ein wenig darum, das Hörbuch gehört zu haben, bei der der Stil tatsächlich noch irgendwie Sinn ergeben könnte – gelesen war das nämlich absolut nicht der Fall.
Liebe Grüße!
Gabriela
Ich glaube, lesen hätte ich es nicht können. Die Hörbuchsprecher waren durchweg genial, aber auch sie haben nur soviel aus der Vorlage machen können, wie es für sie möglich war. Sehr sehr schade eigentlich, denn das hätte gerade dann mit diesen tollen Sprechern ein richtig geiles, atmosphärisches Buch werden können. Oh well.
Ein ähnliches Szenario hatte ja Agatha Christie bereits und auch andere Autoren.
du meinst das mit dem unerwarteten Twist? Ja, das ist sicherlich nicht neu. Bei Shyamalan war das allerdings neu, weil es die komplette vorher erzählte Geschichte veränderte und die Wahrnehmung des Zuschauers völlig auf den Kopf stellte. Seitdem haben das immer wieder Autoren versucht, selbst Shyamalan selbst, und sind kläglich gescheitert. Diese Art des Versuchs gabs auch in diesem Buch und es funktionierte einfach nicht.
Ich meinte das mit mehreren Menschen irgendwo gestrandet, wo momentan keine Hilfe kommen kann … und dann der unerwartete Twist. Das habe ich schon öfter gelesen, nicht nur bei Agatha Christie, und auch verfilmt gesehen. Er hat da ein paar Sachen zusammengemischt. Er hätte sich vielleicht auf eine Geschichte beschränken sollen, die Morde im Freizeitpark. Aber diese sexistischen Töne, besonders wenn es um so junge Mädchen geht, kommen mir schon recht merkwürdig vor.
oh ja, das ist definitiv nicht neu, kann aber eigentlich immer spannend und gut gemacht sein. Die logische Konsequenz zu „es kommt erst in drei Tagen Hilfe“ wäre ja, alle bleiben zusammen. Aber nein, dann würde das Buch ja nicht mehr funktionieren, also laufen alle alleine wild durch die Gegend. *augenroll*