
„Blutige Nachrichten“
Originaltitel: If it Bleeds
Autor: Stephen King
449 Seiten / eBook
ISBN: 3453273079
Verlag: Heyne

In der Vorweihnachtszeit richtet eine Paketbombe an einer Schule nahe Pittsburgh ein Massaker an. Kinder sterben. Holly Gibney verfolgt die furchtbaren Nachrichten im Fernsehen. Der Reporter vor Ort erinnert sie an den gestaltwandlerischen Outsider, den sie glaubt vor nicht allzu langer Zeit zur Strecke gebracht zu haben. Ist jene monströse, sich von Furcht nährende Kreatur wiedererwacht?In der Vorweihnachtszeit richtet eine Paketbombe an einer Schule nahe Pittsburgh ein Massaker an. Kinder sterben. Holly Gibney verfolgt die furchtbaren Nachrichten im Fernsehen. Der Reporter vor Ort erinnert sie an den gestaltwandlerischen Outsider, den sie glaubt vor nicht allzu langer Zeit zur Strecke gebracht zu haben. Ist jene monströse, sich von Furcht nährende Kreatur wiedererwacht?

Auf „If it Bleeds“ habe ich mich sehr gefreut. In Deutschland erscheint es unter dem Titel „Blutige Nachrichten“ am 10. August, also in 4 Tagen. Ich habe die englische Ausgabe gelesen, aber durch den nahen deutschen Erscheinungstermin mich für das Cover der deutschen Ausgabe entschieden.
„Blutige Nachrichten“ enthält 4 Novellen.
- Mr. Harrigan’s Phone
- Life of Chuck
- If it bleeds
- Rat
Am Ende gibt es wieder eine Author’s note, in der King seine Motivation für die einzelnen Geschichten erklärt.
Mr. Harrigan’s Phone erzählt die Geschichte von Craig, der als Junge von Mr. Harrigan dafür bezahlt wird, dass er ihm vorliest, die Pflanzen gießt und noch ein paar andere Kleinigkeiten erledigt. Vier Mal im Jahr erhält er eine Karte von Mr. Harrigan, die passenden zum Gratulationsgrund immer ein Rubbellos für einen Dollar enthält. Einmal ist da natürlich ein etwas größerer Gewinn dabei, von dem Craig Mr. Harrigan ein I-Phone schenkt. Als Mr. Harrigan verstirbt, steckt ihm Craig bei der Aufbahrung das I-Phone in die Anzugtasche. Immer wieder ruft Craig Mr. Harrigan an, nur um den Ansagetext der Mailbox zu hören. Ihm erzählt er seine Sorgen und Nöte. Dabei passieren Menschen, die Craig Unrecht getan haben, schlimme Dinge. Es entwickelt sich quasi zu einem Selbstläufer.
Die Geschichte enthält alles, was geneigte King-LeserInnen an Kings Werken so lieben: wunderbar gezeichnete Figuren, Kindheit, Erwachsenwerden, Freundschaft, Menschlichkeit, und einen Hauch Übernatürliches. Trotzdem empfand ich die Geschichte als sehr traurig. Sie hat mich extrem berührt. Vor allem, weil Craig so eine liebenswerte Figur ist.
„Life of Chuck“ handelt in der heutigen Zeit, vielleicht auch ein bisschen in der Zukunft. Die Protagonisten wechseln durch 3 Akte der Geschichte, wobei sie mit dem 3. Akt beginnt. In einer apokalyptischen Welt, die von Naturkatastrophen gebeutelt wird, wo das Internet kurz vor dem Aus steht und Strom und Nahrungsversorgung keine Selbstverständlichkeit sind, gibt es ein riesiges Billboard mit dem Foto von Chuck und dem Text „39 great years. Thanks Chuck.“ Chuck Krantz hatte kein leichtes Leben, seine Geschichte fand ich super tragisch. Und während man anfangs beim Lesen sich noch wundert, wer Chuck eigentlich ist und was das Billboard bedeutet, so wandern wir durch die Geschichte und erleben am Ende des letzten Aktes, wie sich der Kreis schließt, in dem das Ende des ersten Aktes am Ende der Geschichte mit dem Anfang des dritten Aktes am Anfang der Geschichte verknüpft wird. Die Geschichte hat mir wahnsinnig gut gefallen und steht für mich einmal mehr als Beispiel dafür, was für ein wunderbarer Erzähler King ist.
„If it Bleeds“ ist die Titelgeschichte. Und der Grund, warum ich mich so sehr auf das Buch gefreut habe. „If it Bleeds“ ist eine Holly Gibneygeschichte, die an „Der Outsider“ anschließt. Und es ist einfach toll. Holly ist einfach toll. Nach Kings Aussage in der Author’s Note ist sie ihm ebenfalls sehr ans Herz gewachsen und ich kann mich nur wiederholen, wenn ich sage, dass sie Kings beste Figur ist. Holly arbeitet mit Pete immer noch als Finder’s Keepers, auch Jerome und seine Schwester Barbara sind wieder mit dabei. Die Bombe in einer Schule ist eigentlich eher eine Randnotiz, die aber Holly nicht loslässt und der sie auf den Grund gehen will, weil sie merkt, dass irgendwas nicht stimmt. Für mich wird wohl jede Holly Gibney-Geschichte ein Highlight und Favorit sein. Da kann ich einfach nicht anders. In der Author’s Note erzählt King übrigens, dass Holly ursprünglich nur eine kleine Randfigur sein sollte. Wie gut, dass es so nicht gekommen ist.
Na, habt Ihr Euch schon gefragt, wann mal wieder ein Schriftsteller der Protagonist ist? Fret not, in „Rat“ tauchen wir ganz tief ein, denn wir begegnen Drew, der bisher sehr erfolgreich Kurzgeschichten geschrieben und veröffentlicht hat. Sein Traum ist es allerdings, einmal einen Roman zu schreiben. An Versuchen mangelt es nicht, aber diese haben einmal sogar fast zum Abbrennen seines Hauses geführt. Und eines Tages erwischt ihn eine Geschichte. Ganz fertig. Und er will sie schreiben. Er weiß, dass es klappen wird. Nach etwas hin und her mit seiner Frau, die verständlicherweise nicht begeistert ist von dieser Idee, zieht er sich ins alte Jagdhaus seines Vaters in die Wälder zurück. Dort will er direkt loslegen, aber dann kommen ihm so lapidare Dinge wie eine heftige Grippe und ein furchtbarer Sturm dazwischen. Vom Fieber gebeutelt rettet er einer Ratte das Leben, die an seiner Tür kratzt und dem Tode nah scheint. Vom Fieber gebeutelt schließt er mit ihr einen Faust-Deal ab: er schreibt seinen Roman zu Ende, aber dafür muss jemand sterben, den er liebt. Die Ratte sagt auch, um wen es sich handelt und Drew, der felsenfest davon überzeugt ist, dass es sich um einen Fiebertraum handelt, willigt ein.
Das Ende werde ich jetzt nicht verraten. „Rat“ ist für mich eine wirklich total typische King-Geschichte. Sie ist spannend, ein bisschen creepy, hat einen Protagonisten, der eigentlich gar nicht so wirklich sympathisch ist und dessen Frau ich sehr viel mehr mag, und handelt um das Schreiben und die damit oftmals verbundenen Obsessionen und Hürden.
Von allen 4 Novellen hat mir die letzte nicht soooooo gut gefallen, wie die drei davor, aber alles in allem war auch sie eine runde Sache.

„Blutige Nachrichten“ ist definitiv lesenswert. King wie man ihn kennt und liebt, schreibtechnisch hervorragend, und erzähltechnisch einfach mal wieder Spitzenklasse. „Der Outsider“ sollte man allerdings schon gelesen haben, weil „If it Bleeds“ doch so einiges spoilert.
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