
„Pet“
AutorInnen: Akwaeke Emezi
Sprache: Englisch
208 Seiten / eBook
EAN: 9780525647096
Verlag: Make Me A World

There are no more monsters anymore, or so the children in the city of Lucille are taught. With doting parents and a best friend named Redemption, Jam has grown up with this lesson all her life. But when she meets Pet, a creature made of horns and colours and claws, who emerges from one of her mother’s paintings and a drop of Jam’s blood, she must reconsider what she’s been told. Pet has come to hunt a monster, and the shadow of something grim lurks in Redemption’s house. Jam must fight not only to protect her best friend, but also to uncover the truth, and the answer to the question-How do you save the world from monsters if no one will admit they exist?
In their riveting and timely young adult debut, acclaimed novelist Akwaeke Emezi asks difficult questions about what choices a young person can make when the adults around them are in denial.

Ich muss gestehen, dass ich von Akwaeke Emezi das erste mal in diesem Artikel „Mehr Trend als Thema – Buchmarkt und ‚trans'“ gehört bzw. gelesen habe. Their Debütroman „Süßwasser“ ist auf Deutsch im Eichborn Verlag erschienen und liegt auch noch auf meiner Leseliste.
„Pet“ hatte ich ausgewählt, weil ich dringend etwas kurzes zu lesen brauchte und wenn ich ehrlich bin, war das eine echt gute Wahl. Auf Goodreads überschlagen sich die Diskussionen, ob dieses Buch für Kinder ab 10 Jahren geeignet sein soll. Wenn ich mir manche Märchen anschaue, die wir wie selbstverständlich kleinen Kindern vorlesen, dann sage ich ja, jedes Kind ab 10 Jahren sollte dieses Buch lesen.
Aber auch als Erwachsene fand ich das Buch toll. Protagonistin Jam ist sehr sympathisch. Überhaupt wünsche ich mir die Repräsentation, die sich in diesen wenigen Seiten findet, in allen Romanen. Jam ist ein schwarzes Transmädchen auf dem Weg zum Erwachsenwerden, ihr bester Freund Redemption hat drei Eltern, die in einer polyamourösen Beziehung leben und der Bibliothekar Ube sitzt im Rollstuhl.
Jams Anpassung an ihre geschlechtliche Identität wird zwar erwähnt, aber es wird keine große Sache draus gemacht. Überhaupt war es für mich als Leserin dann einfach selbstverständlich, dass Jam ein Mädchen ist. Ihre Freundschaft zu Redemption war einfach wunderbar, keine unterschwellige Romanze, kein heimliches Verknalltsein. Nichts. Einfach nur Freundschaft, wie man sie in Romanen viel zu selten findet.
Zudem spricht Jam nicht viel. Sie verwendet die meiste Zeit Zeichensprache und spricht nur, wenn sie es wirklich für nötig erachtet.
Lucille, Jams Heimatstadt ist frei von Monstern. Hierbei umfasst der Begriff alles, was das Hassspektrum abdeckt. Es gibt keine Homophobie mehr, keine Transphobie, keinen Rassenhass, keine Diskriminierung. Aufrechterhalten wird die Ordnung von den Angels, jenen Kämpfern der Revolution, die dafür gesorgt haben, dass Lucille zu dem wurde, was es ist. Ein utopischer und sicherer Ort.
Monsters don’t look like anything, Doux-Doux. That’s the whole point. That’s the problem.
„Pet“
Jam und die anderen Kinder lernen in der Schule zwar über Angels und Monsters, aber so eine konkrete Vorstellung, was das eigentlich ist, haben sie alle nicht. Jam wäre aber nicht Jam, wenn sie es nicht genauer wissen wöllte.
So yes, people forget. But forgetting is dangerous. Forgetting is how the monsters come back.
„Pet“
Als Jam dann versehentlich das letzte Kunstwerk ihrer Mutter zum Leben erweckt, steht sie vor einem Problem. Pet, das seiner äußeren Beschreibung nach an den Teufel erinnert (gehörnt, in Ziegengestalt) ist ein Jäger, der Monster jagt. Und während Pet genau der Vorstellung entspricht, die Jam und die anderen Kinder von Monstern haben, ist Pet eines von den guten, auch wenn man es anfangs selbst nicht glauben mag.
Jam soll bei der Jagd helfen und Ziel ist das Monster in Redemptions Haus. Jam und ihr bester Freund stehen nun also vor dem Problem, herauszufinden, wie man ein Monster erkennt, wenn man gar nicht weiß, worauf man achten soll. Sie beginnen mit ihrer Recherche in der Bibliothek, wo Ube ihnen Informationsmaterial über häusliche Gewalt, sexuellen und emotionalen Missbrauch gibt, der Redemption erkennen lässt, wer das Opfer des Monsters ist.
Doch in einer Welt, in der alle behaupten, es gebe keine Monster mehr, wer glaubt dann zwei Teenagern?
The truth does not change whether it is seen or unseen, it whispered in her mind. A thing that is happening happens whether you look at it or not. And yes, maybe it is easier not to look. Maybe it is easier to say because do not see it, it is not happening.
„Pet“
Zentrales Thema des Buches ist nicht nur, welche Entscheidungen junge Menschen treffen müssen, wenn sie mit derlei Dingen konfrontiert werden. Wie oft hört man die Aussage „das hätte ich ja NIE gedacht, dass der oder die sowas schreckliches hat tun können.“
Ein weiteres Thema ist wie schwer es ist, aktiv zu sehen, zu akzeptieren und dann zu handeln, statt einfach wegzuschauen.
In dieser Hinsicht hat mich das Buch beeindruckt. Es ist brandaktuell. Es spricht sexuellen Missbrauch an. Es spricht die Misstände an, mit denen Opfer sexueller Gewalt konfrontiert sind, weil ihnen niemand glaubt, weil sie die Beweispflicht haben müssen.

„Pet“ von Akwaeke Ezemi hat mich beeindruckt und sehr fasziniert. Die Grundidee, die Umsetzung, der verwendete Sprachstil, das alles hat mich restlos begeistert. Für mich ist „Pet“ ein Buch, das nicht nur Kinder und Jugendliche lesen sollten, sondern auch erwachsene Menschen. Es könnte so doch noch den jeweiligen Horizont der Leser erweitern. Ich freue mich jetzt jedenfalls umso mehr auf meine Lektüre von „Süßwasser“.
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