
„Born a Crime – Stories from a South African Childhood“
Deutscher Titel: Farbenblind
Autor: Trevor Noah
304 Seiten / Taschenbuch
ISBN: 052550902X
Verlag: Random House

The memoir of one man’s coming-of-age, set during the twilight of apartheid and the tumultuous days of freedom that followed.
Trevor Noah’s unlikely path from apartheid South Africa to the desk of The Daily Show began with a criminal act: his birth. Trevor was born to a white Swiss father and a black Xhosa mother at a time when such a union was punishable by five years in prison. Living proof of his parents’ indiscretion, Trevor was kept mostly indoors for the earliest years of his life, bound by the extreme and often absurd measures his mother took to hide him from a government that could, at any moment, steal him away. Finally liberated by the end of South Africa’s tyrannical white rule, Trevor and his mother set forth on a grand adventure, living openly and freely and embracing the opportunities won by a centuries-long struggle.
Born a Crime is the story of a mischievous young boy who grows into a restless young man as he struggles to find himself in a world where he was never supposed to exist. It is also the story of that young man’s relationship with his fearless, rebellious, and fervently religious mother—his teammate, a woman determined to save her son from the cycle of poverty, violence, and abuse that would ultimately threaten her own life.

Bei Memoiren und Biographien ist es ja immer schwierig, diese mit Sternen zu bewerten. Was bewertet man da eigentlich? Unterhaltungsfaktor? Literarische Qualität? Da komme ich selbst gar nicht umhin, als hier immer die volle Punktzahl zu vergeben, denn jedes Leben ist anders, jede Erinnerung so individuell, das man sie nicht mit anderen vergleichen kann.
Trevor Noah kenne ich als Host der Daily Show und da eigentlich auch nur aus Youtube-Videos, die viral durch die Weiten des Interwebs geisterten. Auf Instagram poppte eine deutsche Ausgabe dieses Buches auf, Titel: „Farbenblind“, erschienen im Blessing Verlag, und wie das manchmal so ist, besonders im Aftermath von George Floyds Tod, dachte ich mir, ich fang hier einfach mal an.
Was wusste ich vor dem Buch über Südafrika? Ich wusste um Apartheid, um Nelson Mandela und um die Springboks, das südafrikanische Rugbyteam (das letztes Jahr den Rugby World Cup verdient gewonnen hat, btw.) Ich habe „Invictus“ gesehen. Das war dann aber auch so ungefähr alles.
Trevor Noahs Buch entführt den Leser nach Südafrika während und nach der Apartheid, und boy, was I not prepared. Manchmal frage ich mich ernsthaft, wie ich manchmal so völlig naiv und absolut weltfremd durchs Leben gehen kann.
Trevors Mutter ist Xhosa, sein Vater ist Schweizer. Liebesbeziehungen und auch sexuelle Beziehungen zwischen Schwarzen und Weißen wurden unter Apartheit mit 5 Jahren Gefängnis bestraft. Es ist also nicht verwunderlich, dass Trevors Eltern dies alles geheim hielten. Für Trevor bedeutete das, dass er seinen Vater nicht sehr oft sah, ihn draußen nie Dad oder Papa oder sonst was nennen konnte.
„Born a Crime“ beginnt damit, dass Trevors Mutter ihn aus einem fahrenden Minibus warf und selbst hinterhersprang, um ihrem Sohn und sich selbst das Leben zu retten. Das klingt verrückt, nicht wahr? Aber das macht dieses Buch aus. Es erzählt nicht nur von Apartheid und Unterdrückung durch Weiße, sondern auch von den Kriegen und Feindseligkeiten der schwarzen Bevölkerung untereinander, als Symptom des systemischen Rassismus durch die Weißen. Das Warum ist erschreckend und logisch.
Auch wenn das Buch eigentlich Trevors Geschichte seiner Kindheit und Jugend erzählt, so ist doch – wenn wir ehrlich sind – seine Mutter Patricia Nombuyiselo Noah die wahre Superheldin. Eine beeindruckende Frau. Sie beugte sich keiner Norm, widersetzte sich klassischen Rollenbildern und wenn jemand sagte „das kannst Du nicht“ ging sie einfach her und tat es. Gleichzeitig ist Patricia Nombuyiselo Noah eine streng gläubige Frau. Dieser strenge Glaube ist oft Diskussionsstoff zwischen Trevor und seiner Mutter.
Trevor ist weder schwarz noch weiß. Er ist für Afrika nicht schwarz genug und für die Weißen nicht weiß genug. Trotzdem spricht er neben Englisch noch sechs weitere der offiziellen südafrikanischen Sprachen. Er vergräbt sich in Büchern und ist trotzdem das, was man hierzulande als Lausbub bezeichnen würde.
Mit Humor erzählt Trevor Noah von Armut, häuslicher Gewalt und lebensgefährlichen Situationen, Religion und (Aber)Glauben, lässt den Leser durch seine kindlichen Augen blicken und trotz des Humors nicht laut auflachen sondern mit Entsetzen und Schrecken miterleben, was Leben in Südafrika für Schwarze und Nicht-Weiße bedeutete.
Dabei ist Trevor Noah nie weinerlich, jammert nie, sondern erklärt es auf eine Art, dass es sachlich-nüchtern ist und trotzdem die Probleme vor Augen führt.
Dieses Buch hat mich beeindruckt. Und es hat mir vor Augen geführt, dass ich mehr über den Kontinent Afrika lernen sollte, über seine Länder, seine Geschichte, die verschiedenen Kulturen und seine Menschen.

„Born a Crime“ ist ein spannendes, äußerst aufschlussreiches Buch über Kindheit und Erwachsenwerden in einem Land, in dem ganz offen das Leben eines Nicht-Weißen nicht viel wert war und der Sturz der Apartheid auch neue Probleme mit sich brachte, denen sich die schwarze Bevölkerung unerschrocken stellte. Klare Leseempfehlung.
Ich hatte das Buch mal als ich mit meiner Weltlesereise begann als Hörbuch gehört und das war wiklich klasse. Ich glaube das könnte einer der Fälle sein, wo das Hörbuch noch besser ist, als die geschriebene Fassung. Er liest das wirklich mit einer klasse Intonation und ahmt die verschiedenen Dialekte nach.
Wir haben eine Dokumentation über und mit ihm gesehen, seine Familie etc., in der er aus seinem Leben berichtet. Seine Mutter war wohl eine sehr bemerkenswerte Frau (oder ist?).
Ich mag Trevor sehr, ein sympatischer junger Mann mit viel Humor!
Möchte ich auch unbedingt noch lesen – danke für die Erinnerung 🙂
Liebe Grüße, Sabine
Bin sehr auf deine Meinung gespannt. Die manche Geschichten gehen ganz schön unter die Haut. Aber die Lebenseinstellung besonders von Trevors Mutter ist einfach nur beeindruckend. Geht nicht, gibt’s nicht bei ihr.