„Robinson Crusoe“
Originaltitel: The Life and Strange Surprizing Adventures of Robinson Crusoe of York, Mariner: Who lived Eight and Twenty Years, all alone in an un-inhabited Island on the Coast of America, near the Mouth of the Great River of Oroonoque; Having been cast on Shore by Shipwreck, wherein all the Men perished but himself. With An Account how he was at last as strangely deliver’d by Pirates. Written by Himself. 
Autor: Daniel Defoe
320 Seiten / Taschenbuch
ISBN: 3150202442
Verlag: Reclam

Die Geschichte von Robinson und Freitag ist die zweier ungleicher Fremder, die zu Freunden werden. Achtundzwanzig Jahre voller Abenteuer und Gefahren verbringt der junge Seefahrer Robinson auf einer unbewohnten Insel. Als einziger Überlebender eines Schiffbruchs muss er sich ein neues Leben fernab aller Zivilisation aufbauen. Sein einziger Gefährte ist Freitag, ein Eingeborener, dem Crusoe nach vielen Jahren der Einsamkeit begegnet.

Neben „Die Schatzinsel“ gab es noch ein weiteres Buch, das ich damals als Kind zur gleichen Zeit gelesen hatte: „Robinson Crusoe“.

Aber meine Güte, das Buch ist nicht gut gealtert. Das liegt mit großer Wahrscheinlichkeit daran, dass ich als weißes Kind, weißer Eltern, einfach null Ahnung hatte damals, was Rassismus ist, was Sklaverei bedeutet usw. Sicherlich soll man alte Bücher nicht vom privilegierten Standpunkt unserer heutigen Zeit aus betrachten, aber es fällt mir als Leserin doch sehr schwer, die koloniale Sichtweise, den Rassismus und die ganze damalige Denkweise einfach so zu überlesen.

Mal ganz abgesehen davon, dass die Geschichte in dieser Hinsicht einfach absolut grausam ist, so ist das Buch an sich auch einfach nicht gut. Crusoe selbst ist keine sympathische Figur. Seine Anschauung der Welt, ganz abgesehen von den damaligen Denkweisen, ist einfach nur zum Haare raufen.

Er kehrt dem wohlbehüteten Leben den Rücken, begibt sich auf große Fahrt und erleidet Schiffbruch. Er landet in der Sklaverei in einem arabischen Land und als er sich endlich befreien kann und sich ein gutes und stabiles Leben in Brasilien aufgebaut hat, hat er aus all dem nichts gelernt. Plantagenbesitzer wie er selbst mittlerweile einer ist, haben die brillante Idee, sich illegal ein paar Sklaven zu besorgen. Crusoe lässt sich dazu natürlich überreden und surprise, surprise, erleidet erneut Schiffbruch auf der uns allen bekannten Insel.

Und nun ging das Drama eigentlich erst noch so richtig los. Während sein Überleben an sich ganz interessant geschildert ist, strotzt der Text nur so von inneren Gedanken und Mimimi. Er entwickelt sich zum gläubigen Christen und findet seine Erlösung in der Bibel. Als er Freitag kennenlernt – warum ihn auch fragen, was sein Name sein könnte? Die Beziehung der beiden würde ich nicht als Freundschaft bezeichnen. Ich bin auch überzeugt, dass Crusoe selbst gar nicht weiß, was Freundschaft ist.

Freitag selbst wird als liebenswert beschrieben, der alles toll findet und keinerlei eigene Meinung hat.

Ab einem gewissen Punkt beim Lesen hatte ich dann auch einfach keine Lust mehr auf diesen Scheiß.

Als Kind hat mich diese Geschichte begeistert. Heute? Ach geh mir weg mit dem Zeug. Hätte ich selbst Kinder würde ich ihnen dieses Buch nicht zu lesen geben, und wenn, dann höchstens als Geschichtslektüre zum Thema Sklaverei und Kolonialismus.

„Robinson Crusoe“ ist nicht gut gealtert. Allerdings bin ich froh, es gelesen zu haben, denn damit hat sich mein durch Nostalgie verklärter Blick endlich aufgeklart und ich kann das Buch als das sehen, was es ist: eine Romantisierung von Sklaverei und Kolonialismus.

2 Kommentare zu „Defoe, Daniel – Robinson Crusoe

  1. So ging es mir mit Caprona – das Buch war an sich schon gut – aber diese veralteten Ansichten haben mich auch mehr als einmal stutzen lassen.

    • es waren ja leider nicht nur die veralteten Ansichten. Auch sonst empfand ich das Buch als einfach nicht gut. Robinson Crusoe selbst war mir noch dazu einfach total unsympathisch.

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