
„Die Kameliendame“
Originaltitel: La Dame aux camélias
Autor: Alexandre Dumas f.
272 Seiten / Taschenbuch
ISBN: 3423137088
Verlag: dtv

Marguerite Gautier, vom Luxus verwöhnte Mätresse zahlungskräftiger Herren der Gesellschaft, lernt mit dem jungen Armand Duval die echte Liebe kennen. Um seinetwillen ist sie bereit, ihr unmoralisches Leben aufzugeben, um mit ihm ein einfaches Leben auf dem Lande zu beginnen. Wäre da nur nicht Armands Vater, der um die Familienehre fürchtet …

Wie schon gesagt, kam mit „Der Graf von Monte Christo“ das Dumas-Fieber. Nur dass „Die Kameliendame“ gar nicht von Alexandre Dumas geschrieben wurde sondern von Alexandre Dumas. Seid Ihr jetzt ausreichend verwirrt? Gut, das war ich nämlich auch. Es klärte sich jedoch recht schnell auf. Der Monte Christo-Dumas hatte einen unehelichen Sohn, der ebenfalls Alexandre Dumas hieß und der „Die Kameliendame geschrieben hat. Gemeinhin spricht man von Alexandre Dumas père und Alexandre Dumas fils oder im Deutschen von Alexandre Dumas dem Älteren und Alexandre Dumas dem Jüngeren. Aber genug davon.
Jetzt liest die Frau Schnute nicht nur Klassiker der Weltliteratur sondern auch noch Liebesschmonzetten. Ja, sowas kommt vor. Und da der Herr Schnute von dem Buch sehr berührt und tief betroffen war, begann ich das Lesen auch sehenden Auges. Ich kann mich also noch nicht mal rausreden, ich hätte es nicht gewusst.
Und was soll ich sagen: was für ein Buch. Es ist so tragisch und sprachlich wunderschön und so traurig und überhaupt. Hach!
Dumas Jr. präsentiert in diesem Buch nicht nur eine wirklich traurige Liebesgeschichte sondern für damalige Zeiten – wir sind hier immerhin im Frankreich zur Mitte des 19. Jahrhunderts – ein große Portion Gesellschaftskritik. Der junge Dumas beschäftigte sich in seinen Werken sehr stark mit der Rolle und den Rechten der Frauen.
Manche Kritiker seiner Zeit warfen Dumas Jr. übertriebene Gefühlsduselei vor und wenn man sich ansieht, wie „Die Kameliendame“ endet, wäre das I-Tüpfelchen wohl gewesen, wenn sich auch im Roman selbst etwas geändert hätte. Also, dass Armand sich nicht dem Willen seiner Familie beugt und als geläuterter Sohn zurückkehrt, sondern sich allem entgegenstellt.
Die Figur der Marguerite fand ich sehr tragisch und ich hätte ihr alles Glück und alle Liebe der Welt gewünscht. Das glücklichste Happy End hätte sie verdient gehabt. Aber auch in dieser Figur hätte Dumas eben mehr Kritik an der Gesellschaft üben können.
So beugen sich Armand und Marguerite den gesellschaftlichen Konventionen und Marguerite ist dabei letzten Endes die treibende Kraft.
Lässt man alle Gesellschaftskritik aber beim Lesen außen vor, dann bekommt man eine sprachlich wunderschön erzählte, extrem traurige Liebesgeschichte mit einer wunderbaren und tragischen weiblichen Hauptfigur und einem etwas überspitzt dargestellten, von Leidenschaft und Eifersucht geblendeten männlichen Protagonisten.
Dumas Jr. rollt die Geschichte noch dazu von hinten auf und beginnt mit Marguerites Tod aber auch, wenn man weiß, wie es enden wird, so kann man sich der Wucht der Emotionen und der sprachlichen Schönheit einfach nicht entziehen und blättert sehnsüchtig weiter in der stillen Hoffnung, dass es doch ein Happy End gibt.
Und ja, auch ich habe am Ende ein paar Tränchen verdrückt.

„Die Kameliendame“ erzählt die tragische und wirklich traurige Liebesgeschichte von Marguerite und Armand, besticht mit einem gnadenlosen Blick in die damalige Zeit und präsentiert eine Pariser Gesellschaft mit all ihren Zwängen und Verpflichtungen.
Die Geschichte kenne ich nur aus der Oper La Traviata. Ich meine, dass die dem Buch nachempfunden ist.
Ja, der Roman ist soweit ich es online nachgelesen habe, in gewisser Weise die Vorlage. In der Oper war ich leider noch nie, aber das wird sich im Sommer ja ändern 🙂