„Inversionen“
Originaltitel: Inversions
Autor: Iain M. Banks
361 Seiten / eBook
ISBN: 9783641163761
Verlag: Heyne
[Werbung, da Rezensionsexemplar]

Alte Feinde 
Auf einem fernen Planeten widerstehen die Bewohner seit Jahrhunderten den technischen Errungenschaften der Zivilisation und halten an ihrer uralten Gesellschaftsform fest. Es ist eine archaische, raue Welt, die jedoch zahlreichen „Aussteigern“ aus allen Teilen des Universums – vor allem aus der KULTUR – als Refugium dient. Solange sie sich ruhig verhalten, werden sie von den Einheimischen geduldet – doch wehe, sie mischen sich in die politischen Geschicke dieser Welt ein …

Inversionen ist ein Roman von Iain Banks KULTUR-zyklus, allerdings gibt der Roman selbst dies nur durch das Cover und den Klappentext her. Die Geschichte hat mit der KULTUR so gar nichts zu tun. Dabei ist auch der Klappentext schlichtweg falsch, denn er vermittelt den Eindruck, dass sich die Menschen auf dem Planeten der KULTUR und seiner Bewohner bewusst sind. Sind sie aber nicht. Sie haben nicht den blassesten Schimmer.

Und auch Leser, die bisher keinen der anderen KULTUR-Romane gelesen haben, werden hier in diesem Buch keinerlei Einblick in das von Banks eigentlich geschaffene Universum bekommen.

Inversionen ist quasi ein KULTUR-Roman, der keiner ist.

Die beiden Hauptfiguren sind DeWar, Leibwächter von Protektor UrLeyn und Vosill, Leibärztin von König Quience. DeWar erzählt im Laufe des Romans eine Geschichte über zwei sehr, sehr gute Freunde, die unterschiedlicher Meinung darüber sind, ob höher entwickelte Gesellschaften verpflichtet sind, sich in die Entwicklung weniger entwickelter Gesellschaften einzumischen, um das Leben zu verbessern und wieweit dieses Eingreifen moralisch vertretbar ist. Es wird im Laufe des Romans sehr deutlich, dass Vosill hier diejenige der beiden Freunde ist, die es als Pflicht höher entwickelter Zivilisationen, in diesem Fall die Pflicht der KULTUR, ansieht, einzugreifen. Und in ihrer Position als Leibärztin tut sie das auch, wenn auch sehr subtil. Vosills Perspektive wird dabei allerdings von ihrem Lehrling Oelph erzählt, der seine Erlebnisse berichtet. Diese wiederum werden jedoch von seinem Enkel niedergeschrieben. Der Erzähler von DeWars Geschichte bleibt unbekannt.

Die Erzählstruktur ist auch wie in den anderen Romanen der KULTUR verwoben. Eigentlich hat dieses Buch mit Science Fiction so gar nichts zu tun. Nicht einmal mit Fantasy. Die Welt, auf der diese Geschichte angesiedelt ist, befindet sich entwicklungstechnisch auf dem Stand Europas im 16./17. Jahrhundert. Dies betrifft nicht nur die technologischen und wissenschaftlichen Dinge, sondern auch die gesellschaftlichen.

Die Rolle der Frau ist hier keine aktive. Und an manchen Stellen kochte mir echt das Blut ob der stattfindenden Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen und nicht-adeligen Menschen. Wer hier empfindlich ist, sollte das Buch eher nicht lesen. Da sind durchaus einige Szenen drin, die ich als Trigger bezeichnen würde.

Wenn Banks in diesem Werk eines zeigt, dann dass er wirklich einer der ganzen Großen war. Die Geschichte und die politischen Intrigen, sind wahrhaft meisterlich gesponnen und auch die Entwicklung der Figuren und die unerwarteten Wendungen, machten den Roman sehr kurzweilig.

Inversionen ist definitiv kein typischer KULTUR-Roman und trotzdem einer der besten Romane dieses Autors, von dem wir leider nie mehr einen neuen Roman werden lesen können. Er ist definitiv auch für Nicht-Science-Fiction-Leser geeignet und bekommt von mir eine klare Leseempfehlung wenn auch mit kleinem Warnhinweis, dass so manche Szenen in diesem Buch mich einfach unfassbar wütend gemacht haben.

1 Kommentar zu „Banks, Iain M. – Inversionen

  1. Hallo Grit,
    Von Ian Banks wollte ich schon lange mal einen Roman lesen. Das, was du hier beschreibst, klingt sehr gut und nach einer anspruchsvollen und tiefgründigen Lektüre. Die im Buch besprochene Frage finde ich im Rahmen der Science-Fiction sehr interessant. Von seinem Kultur-Zyklus hab ich schon gehört, aber gelesen habe ich ihn noch nicht und weiß auch noch nicht viel dazu, aber wenn das Buch auch so zu verstehen ist, wäre es bestimmt was für mich.
    Liebe Grüße, Aurora

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