
„Die Seele des Mörders“
Originaltitel: Mindhunter
Autor: John E. Douglas / Mark Olshaker
397 Seiten / Print
ISBN: 1501191969
Verlag: Gallery Books

He has hunted some of the most notorious and sadistic criminals of our time: The Trailside Killer in San Francisco, the Atlanta Child murderer. He has confronted, interviewed and researched dozens of serial killers and assassins, including Charles Manson, Richard Speck, John Wayne Gacy, and James Earl Ray – for a landmark study to understand their motives. To get inside their minds. He is Special Agent John Douglas, the model for law enforcement legend Jack Crawford in Thomas Harris’s thrillers Red Dragon and The Silence of the Lambs, and the man who ushered in a new age in behavorial science and criminal profiling. Recently retired after twenty-five years of service, John Douglas can finally tell his unique and compelling story.

Als ich damals in der Ausbildung war, lieh mir meine Ausbilderin dieses Buch (die Deutsche Version). Ich erinnere mich, dass ich es damals regelrecht verschlungen habe. Nachdem ich bei den True Crime-Podcasts, denen ich folge, auf die neuen Folgen warte und ich irgendwie auch eine Lesepause von Mittwelt und Stephen Kings Dunklem Turm brauchte, tauchte ich kurzerhand in die englische Version des Buches Die Seele des Mörders ein: Mindhunter. Fun Fact: Es war der True Crime Podcast The Murder Squad, der mir John Douglas in Erinnerung brachte und wie so immer dachte ich mir, ach, warum eigentlich nicht.
Somit begann der Reread und was kann ich sagen: es war genauso faszinierend und fesselnd wie damals. Ich weiß, dass mir damals nicht aufgefallen ist, wie anstrengend und arrogant John Douglas manchmal wirken kann bei seinen Erzählungen. Ich bin sicher, dass viel davon mit seiner beruflichen Laufbahn zu tun hat. Allerdings fand ich es sehr erfrischend, dass er sehr selbstreflektiert und ehrlich sich selbst gegenüber war. Das kann man immerhin nicht von sehr vielen Menschen behaupten.
Ich teile Ansicht, dass Böses nicht geboren, sondern erschaffen wird und ich teile seine Ansicht, dass man manche ‚Monster‘ nicht therapieren kann. Ebenso gehen wir beide konform in der Meinung, dass Crime Prevention eines der wenigen wirklich funktionierenden Wege ist, um die Verbrechensrate zu senken. Er ist genauso angewidert wie ich, dass hier passende Programme und Soziale Anlauf- und Beratungsstellen wegrationalisiert werden in vielen Ländern.
Aber, zum Buch. Douglas berichtet von seinem Leben und seiner Karriere beim FBI und dem Aufbau der Profiling-Einheit. Wer Das Schweigen der Lämmer kennt oder Criminal Minds, weiß wovon ich hier rede. Offensichtlich gibt es jetzt sogar eine Serie auf Netflix, die Mindhunter heißt und eine Adaption dieses Buches ist. Gesehen habe ich sie nicht und gewusst habe ich das auch nicht. Was Film und Fernsehen angeht, läuft seit den letzten 2 oder 3 Jahren alles an mir vorbei.
Es ist interessant, John Douglas Beschreibungen zu folgen: den Fällen, der Analyse und ganz besonders den Interviews mit Serienverbrechern im Gefängnis. Sei es Charles Manson oder Ed Kemper. Ich finde True Crime spannend, würde aber selbst nie in dem Bereich der Strafverfolgung arbeiten wollen. Das würde mich echt kaputt machen. John Douglas hat es in gewisser Weise seine Gesundheit und seine Ehe gekostet. Trotzdem bin ich froh, dass es Menschen wie ihn gibt, die Täter verfolgen um den Opfern Gerechtigkeit zuteil werden zu lassen und um weitere Opfer zu verhindern. Ich glaube, wie in vielen Berufen braucht es dafür einfach einen besonderen Typ Mensch.
Unterbrochen werden die geschilderten Fälle immer wieder von Schilderungen der Entwicklung der Profiling-Einheit, seinen Kollegen und Erzählungen aus seinem Leben. Es ist wirklich spannend bis zum Schluss und spätestens, wenn man das Buch zuschlägt, ist man überzeugt, dass Menschen einfach nur grausame Dinge tun können. Dabei habe ich immer wieder gemerkt, wie sehr mich die Hintergrundgeschichten der Verbrecher berührt haben. Kein einziger kam aus einem stabilen Zuhause oder hatte eine schöne Kindheit. Das entschuldigt nicht, was sie getan haben, erzeugt aber ein erkennbares Muster, das man eigentlich für die Präventionsarbeit nutzen sollte.
Douglas geht ebenfalls darauf ein, dass der Frauenanteil bei Gewaltverbrechen dieser Art sehr sehr gering ist. Er hat keine abschließende Antwort dafür, warum das so ist, weil es zu wenige Studien gibt, vermutet aber Gründe darin, dass Frauen eher dazu neigen, negative Gefühle gegen sich selbst zu richten und auch die Hormone, die ja doch so einiges tun mit den Menschen. Analysiert man dabei, welche Rolle die Mütter von Serientätern gespielt haben, könnte man glatt glauben, dass viel von diesen negativen Gefühlen dann auf die Kinder übertragen und an ihnen ausgelassen wurden. Ich stimme Douglas hier zu, dass wir einfach mehr Liebe brauchen im Leben.

Dieses Buch ist definitiv nicht für Menschen mit schwachen Nerven geeignet. Die Schilderungen der Taten sind einfach sehr brutal und könnten bei manchen Lesern zu heftigen emotionalen Reaktionen führen. Aber ich vermute mal, dass jemand, der hier sehr empfindlich ist, das Buch sowieso gar nicht erst in die Hand nehmen wird. Für mich war es zum einen Trip zurück zu meinen 20jährigen Selbst, zum anderen einfach spannend und faszinierend.
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