
„Robo Sapiens“
Originaltitel: Sea of Rust
Autor: C. Robert Cargill
416 Seiten / Taschenbuch
ISBN: 3453320069
Verlag: Heyne
[Werbung, da Rezensionsexemplar]

In der Zukunft ist die Welt eine andere geworden: Seit dem großen Aufstand der Maschinen gibt es keine Menschen mehr. Nach den Roboterkriegen wird der Planet von zwei gewaltigen künstlichen Intelligenzen beherrscht, die das Bewusstsein von Abermillionen Computern und Robotern in sich vereinen. Doch einige wenige Roboter weigern sich, im Universalbewusstsein der KIs aufzugehen, und sie schweben in tödlicher Gefahr. Einer dieser Roboter ist Brittle, der einsam und rastlos durch die Wüste streift, die früher der Nordosten der USA war. Dies ist Brittles Geschichte …

Robo Sapiens zeichnet eine post-apokalyptische Welt ohne Menschen. Die Roboter haben sich gegen die Menschen aufgelehnt und sie vernichtet. Eine Prämisse, die nicht wirklich neu ist.
Cargill versucht sich jedoch daran, in seinem Roman den Krieg zwischen den Robotern, genauer gesagt zwischen zwei Super-Mainframes – CISSUS und VIRGIL – darzustellen, die jeder alle Roboter unter sich zu einem Supernetzwerk vereinen wollen, um die Welt zu regieren. Freie Roboter, wie z.B. die Protagonistin Brittle, sind ständig auf der Flucht und kämpfen ums Überleben und gegen den unausweichlichen Tod, der durch Verschleiß und Mangel an passenden Ersatzteilen eintreten wird. Die Vorgeschichte wird in einzelnen Kapiteln immer wieder als Rückblick erzählt und gehörte für mich zu den interessanteren Teilen des ganzen Romans.
Die Prämisse selbst fand ich spannend. Der Schreibstil ist sehr flüssig und locker und die etwas über 400 Seiten stellen für Vielleser keine große Schwierigkeit dar. Mit der Handlung und den Figuren hatte ich jedoch so meine Probleme.
Zum einen die Tatsache, dass die Roboter ein Geschlecht haben, das sie nicht benötigen, das ihnen irgendwie von ihren früheren Besitzern mitgegeben wurde – und dessen sind sie sich bewusst, und dass aber eigentlich zur persönlichen Identität der Figuren nichts beiträgt. Desweiteren war Brittle keine wirklich sympathische Figur. Sie war egoistisch und auf ihren eigenen Vorteil bedacht und ihre abwehrende Haltung gegenüber allem war auf Dauer sehr anstrengend. Zum anderen passte die Sprache nicht zu der Tatsache, dass wir es mit Robotern zu tun hatten, und war allgemein sehr inkonsistent. Brittle betont zwar immer wieder, dass es keine Mimik gibt, behauptet aber von sich selbst, dass sie Dinge „tief in ihrem Herzen fühlt“, ein Gesichtsausdruck einem anderen Roboter vom „Gesicht gewaschen wurde“ und „alle Gelenke in ihrem Körper angespannt waren“. Das macht die Geschichte sehr verwirrend und irgendwie auch sehr unglaubwürdig. Hier hätte ich es mir gewünscht, dass Cargill einen festen Stil beibehalten hätte, der diese Tatsache, dass es sich um Roboter handelt, deutlich unterstreicht.
Zudem waren alle Roboter einfach nur Menschen. Wäre es nicht immer wieder erwähnt worden, dass wir es mit Robotern zu tun haben, hätten alle Figuren auch einfach nur Menschen sein können. Zu menschlich war alles, was sie taten. Versteht mich nicht falsch, die philosophische Fragen nach Bewusstsein und Identität und danach, was Menschen menschlich macht, sind absolut interessant und werden wohl nie zufriedenstellend beantwortet, aber das Buch hätte eine sehr viel höhere Wirkung erzielen können, hätte es tatsächlich Roboter gezeigt, die Roboter sind.
Wenn ich daran denke, wie kunstvoll Adrian Tchaikovsky eine nicht-menschliche Zivilisation und Gesellschaft in seinem Roman Die Kinder der Zeit erschaffen und dargestellt hat, dann wirkt Robo Sapiens dagegen wie ein äußerst kläglicher Versuch. Die Welt nach den Menschen ist immer noch zu menschlich und es hätte soviel mehr sein können, hätte Cargill hier das reichlich vorhandene Potential ausgeschöpft. Auch wenn ich an Ann Leckies Roman, Die Maschinen denke, kann Cargill so gar nicht mithalten, was kollektives Bewusstsein und Individualität angeht.
Ich finde das sehr schade, denn so an sich zeigt Cargill nicht nur schreiberisches Talent sondern auch handwerkliches Können.

Robo Sapiens konnte mich leider so gar nicht überzeugen. Es ist eine unterhaltsame Geschichte, handwerklich solide, aber leider nichts herausragendes oder neues und somit eher nur ein Lesehappen zwischendurch und nichts, was länger im Gedächtnis bleibt. Sehr schade.


Hey Grit,
Schade, dass dir der Roman nicht so gut gefallen hat. Mich würde er sehr interessieren. 🙂 Ich liebe es über Roboter zu lesen und postapokalyptische Szenarien mag ich auch.
Liebe Grüße, Aurora
Hi Aurora,
Ich hatte einfach etwas anderes erwartet, deswegen war ich doch etwas enttäuscht. Vielleicht bin ich auch viel zu pingelig. Who knows
Ich wünsche dir trotzdem ganz viel Spaß beim Lesen
LG
Grit