
„Vier nach Mitternacht“
Originaltitel: Four Past Midnight
Autor: Stephen King
1166 Seiten / eBook
ISBN: 3453438418
Verlag: Heyne

In Langoliers gerät ein ganz normaler Linienflug unversehens zu einer Odyssee auswegloser Schrecken. Das heimliche Fenster (verfilmt mit Johnny Depp): Ein Mann beschuldigt einen Schriftsteller, dieser habe ihm eine Geschichte gestohlen – Beginn eines Horrortrips in die mörderischen Abgründe einer schizophrenen Psyche. Der Bibliothekspolizist erzählt von alten Schulden. Ein mordender Bibliothekspolizist verfolgt Sam Peebles, weil der vor Jahren Bücher auslieh und sie nicht zurückbrachte. In Zeitraffer muss sich Kevin dem Monster stellen, das ihm auf den Fotografien, die er mit seiner neuen Kamera macht, immer näher kommt.
Vier nach Mitternacht fasst die bisherigen Einzelbände Langoliers und Nachts zusammen.

Vier Kurzromane unterschiedlicher Länge und wie immer von mir der Länge nach gelesen, beginnend mit der kürzesten.
Zeitraffer (193 Seiten)
(193 Seiten)
Der fünfzehnjährige Kevin Delevan bekommt zum Geburtstag eine Polaroidkamera geschenkt, die er sich gewünscht hatte. Leider macht diese immer nur das gleiche Foto, nämlich das eines Hundes vor einem weißen Gartenzaun. Er sucht Hilfe bei Pop Merrill und beide finden heraus, dass jedes Foto doch ein kleines bisschen anders ist und aneinandergereiht die Bewegung zeigt. Pop Merrill ist der Onkel von Ace Merrill, den der geneigte Leser aus Die Leiche (verfilmt als Stand by Me) und In einer kleinen Stadt kennt. Schnell wird Kevin klar, dass er die Kamera zerstören muss, hat dabei jedoch die Rechnung ohne den gierigen Pop Merrill gemacht.
Diese Geschichte war nicht nur schnell gelesen, sie hat mich auch von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt, obwohl der Leser wohl schneller begreift, worauf es hinauslaufen wird, als die Figuren selbst. Es war schön, wieder nach Castle Rock zurückzukehren.
Das heimliche Fenster, der heimliche Garten
(217 Seiten)
Schriftsteller Mort Rainey und seine Frau haben sich gerade scheiden lassen. Seitdem steckt Mort in einer Krise. Sein Leben hat sich stark verändert und Schreiben kann er ebenfalls nicht mehr. Da taucht plötzlich eines Tages ein Fremder vor seiner Tür auf und bezichtigt Mort des Plagiats. Mort, der sich keiner Schuld bewusst ist, versucht zu beweisen, dass er die besagte Geschichte bereits zu einem Zeitpunkt veröffentlicht hatte, der zwei Jahre vor der Behauptung des Fremden liegt. Doch der lässt nicht locker und Mort verfällt immer mehr der Paranoia und fühlt sich verfolgt.
King schreibt in diesem Buch über die menschliche Psyche und Schuldgefühle, die unbewusst lange an einem Menschen nagen können und irgendwann ein Eigenleben entwickeln. Spannend, rasant und echt creepy.
Der Bibliothekspolizist
(297 Seiten)
Bibliothekspolizisten sind wohl ein Mythos in den USA, mit dem man Kinder dazu bringen möchte, ausgeliehene Bücher rechtzeitig zur Bibliothek zurückzubringen. Was diese Märchen bei Kindern anrichten, spricht Stephen King bereits im Vorwort zu dieser Geschichte an, weil sowohl sein Sohn Owen als auch er selbst als Kind Angst vor diesen Bibliothekspolizisten hatten. In der Bibliothekspolizist behandelt Stephen King sehr viele Themen, von Besessenheit, Abhängigkeit, Alkoholsucht bis hin zu Kindesmissbrauch. Dabei ist besonders das Kindheitserlebnis von Protagonist Sam Peebles nicht ohne und könnte eine kleine Content Note vertragen.
Diese Geschichte ging mir arg unter die Haut, wobei der übernatürliche Aspekt mal wieder von den wahren von Menschen verursachten Schrecken in den Schatten gestellt wird.
Langoliers
(397 Seiten)
11 Menschen erwachen an Bord eines Linienflugs von LA nach Boston aus dem Schlaf und stellen fest, dass alle anderen an Bord der Maschine verschwunden sind. Einer dieser 11 Menschen ist Brian Engle, selbst Pilot und auf dem Weg nach Boston, weil seine Exfrau gestorben ist.
Langoliers ist aufgrund der Seitenzahl eigentlich schon fast ein eigenständiger Roman, der meines Erachtens mit 200 Seiten weniger besser funktioniert hätte. Die Figuren erhalten die für King typische Tiefe und sind stark gezeichnet. Bemerkenswert dabei das blinde Mädchen Dinah, auch wenn hier das Klischee der Blinden Seherin schon ein bisschen stark verarbeitet wird. Die Atmosphäre ist spannend, wird aber durch einige Längen dieser Erzählung stark gestört und verliert dabei etwas an Kraft. Trotzdem tragen die Figuren und die unheimliche Situation die Geschichte gut bis zum Schluss.
Wie so oft hat King jede der Geschichten mit einer Vorbemerkung versehen, was ihn dazu inspiriert hat, sie zu schreiben. Ich finde, es könnte ein ganzes Buch mit Stephen Kings Vorbemerkungen geben, weil es einfach total faszinierend ist, aus welchen kleinen Dingen er ganze Ideen strickt. Wahnsinn.

Vier nach Mitternacht ist mit über 1100 Seiten kein kleiner Zwischensnack, allerdings können die vier enthaltenen Kurzromane durchaus auch einzelnen gelesen werden. Langoliers hätte meiner Meinung nach mit weniger Seiten besser funktioniert und durch die Längen leider das Lesevergnügen etwas getrübt. Trotzdem eine gelungene Sammlung, die ich sehr gern weiterempfehle.
Huhu Grit!
Wieder eine schöne Vorstellung!
Das geheime Fenster zählt für mich zu meinen liebsten Depp-Filmen. Die Stimmung wird gut rübergebracht und Johnny Depp passt mit seinem leicht angeranzten Aussehen außerordentlich gut zu Kings erschaffener Figur. Ich muss unbedingt auch mal das Original lesen!
Sonnige Grüße!
Gabriela