Bei StürmischeSeiten habe ich durch das #litnetzwerk diesen tollen Beitrag entdeckt, der mir einerseits aus der Seele spricht, andererseits aber für einen großen Oh-Scheiße-Moment sorgte. Hatte ich nicht selbst gerade erst Alanis aus den Weiße Magie-Büchern als starke, weibliche Protagonistin bezeichnet???? Oh Mist, ich glaube, das habe ich.

Von nun an muss ich echt besser aufpassen, was ich eigentlich schreibe und damit zum Ausdruck bringen will.

Also, Alanis aus Weiße Magie ist witzig, vorlaut, sich ihrer Unsicherheiten bewusst und gibt ihr Hirn nicht gleich an der Garderobe ab, wenn sie einen hübschen Kerl sieht. Sie ist auch mit Mann sie selbst und arbeitet höchstens daran, menschlich noch zu wachsen. Das klingt doch viel besser als „sie ist eine starke Protagonistin“

Aber in meinen gelesenen Büchern der letzten Zeit gab es einige Figuren, die herausstachen. Alleinerziehende, berufstätige Mütter, zwei miteinander glücklich verheiratete Frauen über 70, eine Immigrantin in den USA, die kurzerhand ein kleines bisschen Anarchie in ihre Nachbarschaft brachte und technisch ein Ass war, eine übergewichtige Lottogewinnerin, die sich kurzerhand in einem teuflischen Ritual den perfekten Mann heraufbeschwor.

Klingt doch alles soviel besser als nur ’starke Frauen‘.


Wie würdet Ihr denn die weiblichen Figuren beschreiben, denen Ihr zuletzt so in Büchern begegnet seid?

10 Kommentare zu „’starke‘ Figuren

  1. Ich hatte den Artikel auch gelesen und mich auch ganz ertappt gefühlt 😀 Ich liebe ja auch taffe, starke Frauencharaktere, werde mich fortan aber auch bemühen, den Stempel „stark“ besser zu definieren.

  2. Hallo Grit,
    ich habe auch nichts gegen „starke Frauen“, aber ich kann es nachvollziehen, wenn man/frau mit einem Unterton Probleme hat, der es als „besonders“ hervorheben möchte, wenn Frauen stark seien. So, dass man es extra hervorheben müsste: Sie ist eine Frau. Und trotzdem stark! Man(n) stelle sich das vor. *Ironiemodus aus.
    Ich versuche in all meinen Geschichten, Eigenschaften einfach normal zu verteilen. Da gibt es eben schwache, inkonsequente Frauen und ebenso schwache, dumme Männer. Ich würde mir für mehr Gruppen Normalität wünschen: Flippige Alte, seriöse Jugendliche, Männer, Frauen oder was auch immer.
    Ich bin sehr gespannt, wie du die Figuren in Erased finden wirst.

    • Lieber Jürgen,

      Meine Rezension für Crossroads ist vorbereitet und geht morgen früh online. Ich finde du hast deine weiblichen Figuren passend zur Zeit geschrieben. Sie waren sehr glaubhaft. Besonders Vicky fand ich toll. Aber auch Kessys Schicksal hat mich sehr berührt.

      Ich finde es schade, dass man als Gegensatz zum klassischen weiblichen Rollenbild diese ’starken‘ Frauen kreiert, die dann entweder doch noch klassisch Frau sind oder halt nur Männer mit Brüsten. Ich denke, das wird im verlinkten Beitrag sehr deutlich, welche Probleme dieses ’starke‘ Frau Trope mit sich bringt. Und ich persönlich finde, dass es den Figuren keinen Abbruch tut, wenn man die wahren Eigenschaften benennt, statt alles unter dem Begriff ’stark‘ zu vereinen. Vor allem, weil es den männlichen Figuren auch gerechter wird, wenn man sie differenzierter betrachtet und aus den Klischees herauslöst. Das fand ich in Crossroads besonders bei… Wars Mulgrave, der immer den Tee servierte?.. so toll. Diese männliche Figur, die eine fürsorgliche Ader hatte, obwohl das ja oft eine Eigenschaft ist, die man Frauen zugesteht.

      LG
      Grit

      PS. Ich freue mich sehr auf Erased. Crossroads hat mich echt begeistert und meine Schwester hat es mir schon aus der Hand gerissen, weil sie es unbedingt lesen will 🙂

  3. Ich habe gegen stark nicht generell etwas einzuwenden, würde aber eine Erklärung dazu begrüssen, wenn jemand von einem starken Charakter redet … allerdings auch bei schwach. Was der/die Eine als stark ansieht, ist es für mich vielleicht gar nicht. Stark kann auch über dominierend, gewalttätig und skrupellos decken.

  4. Ehrlich gesagt, nervt mich das. Was ist an „starken Frauen“ denn jetzt verkehrt? Ich bin jedenfalls gern eine starke Frau, denn was ist das Gegenteil? Was ich weniger mag, ist „Powerfrau“, da habe ich gleich Superheldinnen vor Augen und ich finde, das setzt gleich wieder Erwartungen voraus.
    Ich freu mich, wenn meine Kinder starke Kinder oder starke Mädchen sind. Für mich bedeutet das Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit. Man kann das auch positiv interpretieren, wenn man schon interpretieren will.
    Frauen dürfen nicht schwach sein, sie dürfen nicht stark sein. Was denn dann? Ich verstehe durchaus den Hintergrund, aber wir müssen deshalb nicht unsere Sprache beschneiden. Man kann ja erklären, was man jetzt „stark“ und bemerkenswert toll fand. „Stark“ wird ja auch nicht nur als Gegenteil von „schwach“ benutzt, sondern auch in der Bedeutung „toll, klasse“.

    Viele Grüße,
    Mona

    • Du sagst es Mona, stark ist doch soviel mehr als das und es kommt zu oft vor, dass man unter dem Begriff andere Eigenschaften zusammenfasst, die wesentlich mehr aussagen als nur stark. Zumal aber auch gegen Schwäche nichts einzuwenden ist. Niemand ist dauerhaft stark. Zu sagen, das ist eine starke Figur wird wenn man es genauer betrachtet den Eigenschaften vieler Figuren nicht gerecht.

      Nicht genervt sein 🙂 solche Debatten machen es doch erst richtig interessant, wenn man sich mehr damit beschäftigt. 🙂

      Leider ist es aber in der Tat so, dass stark in vielen Bereichen als Synonym für klischeehafte Eigenschaften verwendet wird und ich finde es interessant, das näher zu beleuchten, was eine starke Figur denn eigentlich ausmacht.
      LG
      Grit

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