
„Love“
Originaltitel: Lisey’s Story
Autor: Stephen King
752 Seiten /eBook
EAN: 9783894803988
Verlag: Heyne

Das Böse kommt nachts. –Das Herz stirbt zuletzt.
Liseys berühmter Mann ist tot – und sein Nachlass weckt albtraumhafte Erinnerungen und Ahnungen in ihr, die bald grausame Gewissheit werden …
In Stephen Kings vielleicht dichtestem und persönlichstem Roman geht es um die Geheimsprache der Liebe und die Allgegenwart des Wahnsinns.
Lisey ist seit zwei Jahren Witwe. Bereits lange vor seinem Tod hat ihr Mann Scott Landon – ein hochangesehener Romanautor – für sie eine Spur mit Hinweisen ausgelegt, die sie nun immer tiefer in seine von Dämonen bevölkerte Vergangenheit führt. Stück für Stück werden sorgsam verdrängte Erinnerungen in ihr wach: an eine andere Welt, die sie einst mit Scott besucht hat, tagsüber ein märchenhaftes Paradies, während nachts überall das Böse lauert. Ob Scott dort auf sie wartet, damit sie ihn ins Leben zurückholt? Plötzlich tritt ein Verrückter auf den Plan, der sich Zack McCool nennt und es auf Scotts schriftstellerischen Nachlass abgesehen hat. Und um seine Forderungen zu bekräftigen, verletzt er Lisey auf bestialische Weise …

Love ist absolut kein typischer Stephen King-Roman. Es ist eine Liebesgeschichte. Aber es ist auch mehr als das.
Dieses Buch war nicht einfach zu lesen. Der Erzählstil is all over the place, würde man im englischen sagen. Er springt zwischen allen möglichen Dingen hin und her wie ein hyperaktives Eichhörnchen und trotzdem fesselt er mit einer Prosa, die den Leser berührt. King beschreibt die Liebe zwischen zwei Menschen, von denen einer nicht mehr ist. Die Höhen und die Tiefen. Die intime Vertrautheit, die sich zwischen zwei Menschen im Laufe der gemeinsamen Zeit einschleicht. Die eigene Sprache, die sich entwickelt. Die Insider, die nur diese beiden Menschen kennen. Diese besonderen Dinge, die man nur mit diesem einen Menschen hat und nie mit einem anderen. Das geht unter die Haut.
Entsprechend rührt Liseys Trauer das Herz. Die innere Zerissenheit zwischen dem, was die gesellschaftliche Norm so an Trauer erwartet und den echten vorhandenen Gefühlen, die jeglicher Norm zum Trotz einfach da sind. Die gesellschaftlich subtil vorgegebene Zeitspanne, die für eine Trauer normal ist und die echte Zeit, die man benötigt, um überhaupt ansatzweise diese Trauer bewältigen zu können.
Dabei hat Lisey aber nicht nur mit der Trauer zu kämpfen sondern auch mit Scotts Nachlass und seinen Dämonen: dem Long Boy in der Parallelwelt Boo’ya Mond. Boo’ya Mond, die Scott immer wieder besucht hat, weil dort der Pool war, der sich als eine riesige Quelle von Inspiration entpuppte. Long Boy, der versucht, jeden zu fassen zu kriegen.
Das, was man zu Scotts Lebzeiten vielleicht als Wahnsinn abgetan hätte, ist real. Und damit setzt sich Lisey während ihrer Trauer auseinander. Zusammen mit ihrer Schwester Amanda, die wie Scott ebenfalls als ‚verrückt‘ gilt.
Auf den ersten Blick mag das alles wirr erscheinen und die ersten zig Seiten des Buches sind auch sehr wirr. Immer wieder schwankt Lisey zwischen Gegenwart und Erinnerungen. Ich kann mir vorstellen, dass das viele Leser eher nerven wird.
Anfangs habe ich mich damit wirklich schwer getan, aber Love ist eine dieser Geschichten, auf die man sich wirklich, voll und ganz, einlassen muss, um ihre Schönheit und ihre Schwermut zu erkennen.
King nannte Love sein bestes Werk. Ich würde es als sein persönlichstes Werk bezeichnen. Während die Liebe und Ehe zwischen Scott und Lisey das vordergründige Motiv ist, Liebe, die den Menschen verankert und eine Quelle birgt, aus der man soviel Kraft ziehen kann, so enthält Love auch viele andere wichtige Themen wie Sucht, Missbrauch und vor allem psychologische Erkrankungen. Bei vielen fragt man sich ja doch, was ist wirklich psychisch krank und gibt es nicht doch mehr, was manche Menschen krank scheinen lässt obwohl sie nur das sehen und erleben, was uns verborgen bleibt. King bringt dieses übernatürliche Element einfach glaubhaft rüber.
Dass Lisey den Nachlass ihres Mannes verwalten und seine Sachen durchgehen muss, ist dabei eigentlich nur die Basis für alles andere.

Love ist ein schweres Buch, das man nach der letzten Seite erstmal sacken lassen muss. Für mich ist es ein Buch, für das man defintiv in der richtigen Stimmung sein muss, damit es für einen funktioniert. Offenbar war ich in dieser Stimmung, denn Love hat mich sehr berührt. Ich könnte zwar eine klare Leseempfehlung aussprechen, weil King sich mit diesem Buch selbst übertroffen hat, aber ich bin überzeugt, dass die eigene persönliche Situation und Stimmungslage eine riesige Rolle spielen, ob man zu diesem Buch einen Zugang findet oder nicht.
Ich habe es seit Jahren ungelesen im Regal zu stehen, du machst mir aber gerade richtig Lust darauf. King ist nach meiner Erfahrung die ersten 50-100 Seiten eh immer etwas zäh oder verwirrend, aber danach habe ich bisher noch an jedem seiner Bücher geklebt 🙂
da bin ich sehr auf Deine Meinung gespannt. Das verdient es definitiv, vom Sub befreit zu werden <3
Huhu!
Love ist eines der Werke von King, die mich irgendwo ganz tief drinnen berührt hat, ohne dass ich es lange Zeit mitbekommen habe. Ich besuche Boo’ya Mond noch heute immer mal wieder in meinen Träumen, sehe das violette Licht vor mir und fürchte mich vor Long Boy.
Schön, dass dich Love ebenfalls berühren konnte, so anders es auch erstmal daherkommt.
Alles liebe!
Gabriela
Sehr. Das ist so ein Buch, das ich wohl öfters mal lesen werde. Das geht echt unter die Haut.