„Das Spiel“
Originaltitel: Gerald’s Game
Autor: Stephen King
412 Seiten / Taschenbuch
ISBN: 3453088247 
Verlag: Heyne

Gerald und Jessie Burlingame haben sich in ihr einsames Sommerhaus zurückgezogen. Gerald möchte dem eintönigen Eheleben etwas Schwung verleihen und fesselt seine Frau ans Bett. Jessie hält gar nichts von den neuen Sexspielchen ihres Mannes und versetzt ihm einen Tritt – mit für ihn tödlichen Folgen. Mit Handschellen ans Bett gefesselt, beginnt für Jessie ein quälender Albtraum: Nachts bekommt sie unheimlichen Besuch …

Ich muss gestehen, dass ich Das Spiel lange vor mir hergeschoben habe. Vielleicht lag es am versprochenen Szenario, dass eine Frau ans Bett gefesselt ist. Vielleicht auch daran, dass ich allgemein dem Thema normale Ehepaare und Bondagespielchen skeptisch gegenüberstehe. Es nervt mich meist, wenn manche glauben, mit ein paar Fesselspielchen ihr Sexleben aufpeppen zu können, ohne den blassesten Schimmer davon zu haben, wie groß das Vertrauen zwischen beiden Partnern sein muss dafür und wie schnell es von aufregend zu Panik umschlagen kann.

Egal, das Buch war endlich dran, gelesen zu werden und ich muss gestehen, dass es mir sehr gut gefallen hat. Jessie ist eine sympathische Figur. Eine Frau, mit der man mitfühlt. Eine Frau, die real (keine Überraschung eigentlich, denn King kann Menschen einfach) und glaubwürdig ist. Die Arme hat sich von ihrem Mann Gerald überreden lassen, doch mal ein paar Fesselspielchen auszuprobieren. Wie so ungefähr alle Frauen dieser Welt, stimmt sie dem ganzen zu, denn man macht die Männer ja gern glücklich. Dabei wird deutlich, dass Gerald und Jessie beide so gar keine Ahnung davon haben, welche Voraussetzungen vorhanden sein müssen, damit solche Fesselspielchen wirklich aufregend und lusterzeugend sind für beide Partner. Ich könnte mich hier ja seitenweise darüber auslassen, dass Vertrauen und Selbstkenntnis und ein starkes Selbstbewusstsein nötig sind. Dasss diese Eigenschaften bei beiden Partnern vorhanden sein müssen. Dass ein Nein immer ein Nein ist, egal wer es äußert. Ach, lassen wir das.

King hat das Thema gut erfasst. Nachdem Jessie den wirklich unsympathischen Gerald mit einem Fußtritt ins Jenseits befördert, beginnt für sie ein echter Alptraum. Die Aussichten sind alle nicht rosig, sei es nun verhungern und verdursten, oder der streunende Hund, der ins Haus kommt und für den Gerald nichts als ein reichlich gefülltes Büffet ist. Oder der Typ, der dann plötzlich auftaucht und wartend in der Ecke steht und Jessie beobachtet. Es ist extrem. King schafft auf den paar Quadratmetern des Schlafzimmers eine beklemmende und äußerst gruselige Atmosphäre und zeigt, dass der Mensch viele Dinge tut, um zu überleben.

Das Spiel ist für mich ein starker King-Roman, der den Leser in Atem hält. Mit Jessie leidet und fühlt man mit bis zum Schluss. Der Horror hier ist ausnahmsweise nicht subtil sondern allgegenwärtig. Ob ich mich dem Grauen in diesem Buch allerdings irgendwann nochmal in einem Re-Read aussetzen werde, kann ich aktuell noch nicht sagen. Das Buch lebt für mich eindeutig vom Mitfiebern und Mitzittern.


2 Kommentare zu „King, Stephen – Das Spiel

  1. Eine tolle Rezension, ich habe ja den Film dazu (ich glaube auf Netflix) gesehen und war mehr als schockiert! Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das Buch sogar noch schlimmer ist 😀 ein typischer King eben!

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