„Eiswelt“
Originaltitel: Early Riser
Autor: Jasper Fforde
490 Seiten / eBook
EAN: 9783641233570
Verlag: Heyne
[Werbung, da Rezensionsexemplar]

In einer Welt, die der unseren gar nicht so unähnlich ist, hat die Eiszeit nie aufgehört. Jedes Jahr versinkt während der Wintermonate alles in Eis, Schnee und Dunkelheit. Selbst die Menschen ziehen sich zurück und halten Winterschlaf – außer die Winterkonsuln. Sie wachen über den Schlaf der Menschen, denn draußen in der Dunkelheit treiben heulende Bestien ihr Unwesen. Hier tritt der junge Charlie seine erste Arbeitsstelle an, und sie entwickelt sich schon bald zu einem Albtraum. Denn wenn Charlie diesen Winter überleben will, muss er wach bleiben. Um jeden Preis …

Irgendwie suggerierte der Klappentext, dass es sich um einen spannenden Scifi-Roman handeln würde. Aber dann entpuppte sich Eiswelt als etwas völlig anderes. Gäbe es Drachen und Zauberer, wäre es komische Fantasy, aber so ist es eigentlich eher komische alternate History. Aufgrund dessen dauerte es bei mir eine Weile, bis das Buch und ich klickten. Man muss sich definitiv auf die Geschichte einlassen. Sie ist skurril, sie ist schräg. Die Hauptfigur, Charlie Worthing wurde (das hatte ich vorhin gegoogelt) von Fforde absichtlich geschlechts-neutral geschrieben. Das Geschlecht wird nie genannt. Der Klappentext im Deutschen vermittelt zwar das Bild eines jungen Mannes, aber wenn man das Buch genau liest, dann wird dieses Bild nirgendwo so richtig bestätigt noch widerlegt. Ich liebe ja solche spannenden Schreibexperimente.

Auf GoodReads verglich Alvar Borgan Charlie mit Rincewind aus den Scheibenweltromanen. Dem würde ich insofern zustimmen, dass beide vom Verhalten her sehr ähnlich sind. Allerdings gab es einen großen Unterschied für mich: Während mir Rincewind von Anfang an am Herzen lag, konnte ich zu Charlie nicht wirklich eine Verbindung aufbauen. Charlie war mir eigentlich die meiste Zeit sehr egal, was schade ist. Dazu kommt, dass Charlie mit einem deformierten Schädel geboren worden ist, was lange Zeit und auch im Roman durch den Spitznamen ‚Matschbirne‘ ausgedrückt wurde, was mich zugegebenermaßen ein bisschen störte.

Der Schreibstil des Buches, wenn man sich einmal darauf eingelassen hat, ist gespickt mit trockenem Humor, bitterbösem Sarkasmus und viel Ironie. Dadurch liest sich die Geschichte relativ flott und entlockte mir schon sehr oft ein breites Grinsen. Fforde hat die Welt seines Romans mit sehr viel Liebe aufgebaut. Das merkt man. Die Eiswelt ist spannend, die Figuren sind eigentlich durch die Bank weg alle ziemlich schräg drauf und dadurch auch irgendwie richtig cool. Viele Gefühle erwarten den Leser hier nicht, man bleibt die meiste Zeit sehr auf Distanz zum Geschehen. Aber der Roman hat Spaß gemacht, auch wenn ich eigentlich was völlig anderes erwartet hatte.

Eiswelt ist nicht das, was es zu sein scheint und versucht an manchen Stellen zu sehr an Klassiker wie die Scheibenwelt oder Per Anhalter durch die Galaxis heranzureichen. Das gelingt dem Roman leider nicht. Trotzdem ist es ein ein unterhaltsames Buch mit viel trockenem Humor, der Spaß macht.

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