„Christine“
Originaltitel: Christine
Autor: Stephen King
657 Seiten / Taschenbuch
ISBN: 3453435729
Verlag: Heyne

Eine verhängnisvolle Dreiecksbeziehung: Arnie liebt seine Freundin Leigh und „Christine“, seinen 1958er Plymouth Fury. Aber das Auto lebt. Und es ist tödlich eifersüchtig. 

Christine war der erste Stephen King-Roman, der mir wirklich gehörte. Ich bekam ihn zur Jugendweihe 1993 von unseren damaligen Nachbarn geschenkt. Da war ich schon mitten im Stephen King-Fieber. Jetzt, 26 Jahre erfolgte der erste Re-Read und ich muss sagen, dass mich das Buch genauso begeistert und fasziniert hat, wie damals.

Ich gehöre auch zu den Menschen, die Dingen einen Namen geben. Mein aktuelles Auto heißt Lola und ich liebe sie abgöttisch. Meine Schwester behauptet, Lola sei eine Zicke, weil sie bei ihr nicht anspringen wollte, als sie damit mal fahren wollte. Und sie weigert sich seitdem, den Wagen zu nehmen. Verrückt eigentlich, aber nach diesem Re-Read von Christine muss ich gestehen, dass ich insgeheim hoffe, mit Lola nicht einen weiteren Geisterwagen erschaffen habe.

In Christine folgen wir der Geschichte von Arnie Cunningham, dem geborenen Verlierer. Eigentlich ein intelligenter Junge, der leider mit einer schrecklichen Akne geplagt ist. Sein bester Freund, Dennis Guilder, erzählt die Geschichte, wie es zur ersten Begegnung von Arnie und Christine kam. Dennis ist dabei der typische, allseits beliebte All-American Highschool-Junge, der Football spielt. Trotzdem ist er vernünftig und nett und für Arnie ein wirklich guter Freund.

King fängt diese Freundschaft, die seit frühester Kindheit besteht, hervorragend ein. Es ist erneut eine Freude, ihm dabei zuzusehen, wie er die Figuren vor dem geistigen Auge zum Leben erweckt. Es bricht einem fast das Herz, zu erleben, wie Arnie dem Wagen immer mehr verfällt und die Freundschaft zu Dennis in die Brüche geht. Als Leigh Cabot Arnies neue Freundin wird, hofft man kurz, dass Arnie es schafft, sich von Christine zu lösen, aber ihre Macht über ihn ist bereits zu stark.

Dennis und Leigh beschließen, den Wagen zu töten, weil ihnen früh klar wird, dass Christine mehr ist als nur ein Auto, und sie noch dazu ein gefährliches Eigenleben entwickelt, wann immer Arnie nicht in der Stadt ist.

Leider geht der Feldzug gegen Christine nicht ohne Opfer von statten und wie so oft gibt es für Kings Figuren kein wirkliches Happy End. Das hat mich am Ende genauso hart getroffen, wie damals, als ich das Buch das erste Mal gelesen habe. Dabei ist Christine nicht nur ein Buch über ein verfluchtes Auto, sondern erneut ein Buch über Freundschaft, Menschlichkeit und das Erwachsenwerden. Über die Jugend und den Zeitpunkt, wo man als Teenager merkt, dass Erwachsensein doch schneller auf einen zukommt, als man meinen möchte. Über die damit verbundenen Schrecken und Ängste. Die unüberwindbar scheinenden Hürden des Erwachsenenlebens und die Erkenntnis, dass die eigenen Eltern mehr sind als nur Mutter und Vater.

Jedes Kapitel wird im übrigen von Songtexten eingeleitet, die alle einen Bezug zum Thema Autofahren haben. Unfassbar, wieviele Lieder es darüber gibt. Und auch Arnies Verwandlung vom Verlierer zu Roland LeBay wird in kleinen Dingen immer wieder nur angedeutet, bevor es irgendwann klar ist, was da vor sich geht.

Christine hat mir genauso gut gefallen, wie bei meinem ersten Lesen, wobei ich auch hier wieder gemerkt habe, welchen Unterschied 26 Jahre machen und wie sehr sich das Verständnis für das Leben und für die Menschen wandelt im Laufe des Lebens. Für mich ist dieses Buch mit einer der stärksten Stephen King-Romane.


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2 Kommentare zu „King, Stephen – Christine

  1. Hi Grit,

    da ich meine Besprechung dazu auch bald herausgebe: Besser kann man es nicht beschreiben, wie du es getan hast. Auch für mich war es ein Reread, allerdings konnte ich mich an so gut wie keine Details mehr erinnern. Dafür konnte ich es nun umso mehr in mich aufsaugen und es war ein Genuss. Ich ordne es für mich persönlich nicht zu den besten seiner Romane ein, dafür waren mir ein paar Dinge leicht negativ aufgefallen, aber es ist trotzdem ein sehr gutes, spannendes, trauriges Buch, welches definitiv im Gedächtnis bleibt.

    Liebe Grüße
    Marc

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