„Das Erbe des Zauberers“
Originaltitel: Equal Rites
Reihe: Scheibenwelt – Band 3
Autor: Terry Pratchett
197 Seiten / ePub
EAN: 9783492972291
Verlag: Piper
Als der Magier Drum Billet seinen Zauberstab gemäß guter Sitte an den achten Sohn eines achten Sohnes übergeben will, macht er einen folgenschweren Fehler: Denn das Neugeborene ist ein Mädchen, und diesen ist der Zutritt zur Unsichtbaren Universität verwehrt. Nun kann nur noch Oma Wetterwachs den Zauberern in Sachen Gleichberechtigung auf die Sprünge helfen…
Ich hatte Das Erbe des Zauberers in der Onleihe meiner Bibliothek vormerken lassen und als es verfügbar wurde, musste ich es einfach lesen. Das erste Mal, dass ich die deutsche Übersetzung gelesen habe, die im übrigen gar nicht soooo schlecht ist. Trotzdem mag ich die englische Version lieber. Im Englischen Titel Equal Rites wird bereits angedeutet, worum es geht und Pratchett, der in seinen Scheibenweltromanen schon immer aktuelle Themen unserer Welt aufgefasst hat, setzt sich hier mit Gleichberechtigung auseinander, wobei das englische rite für Ritus steht, aber gesprochen wird wie right – Recht. In Equal Rites geht es somit nicht nur um Gleiche Riten sondern um Gleiche Rechte und das liebe ich an Pratchett: seinen intelligenten Wortwitz, seinen Scharfsinn und seinen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.
Sicherlich ist Das Erbe des Zauberers noch weit von der Brillanz entfernt, die man aus späteren Scheibenwelt-Romanen kennt und liebt, aber es ist im Vergleich mit den beiden Vorgängern schon um einiges besser. Wobei ich hier gestehen muss, dass ich alles von der Scheibenwelt so oft gelesen habe, dass ich auch die ersten beiden Romane rund um Rincewind einfach nur toll finde.
Doch mal zum Buch selbst, in dem Pratchett die nicht vorhandene Gleichberechtigung thematisiert. Die Figur, Oma Wetterwachs, selbst Hexe, ist eine emanzipierte Frau. Sie lässt sich von niemandem klein kriegen und bestreitet ihren Lebensunterhalt als Hexe mit diversen Heiltränken, Elixieren und Sprüchen. Dabei nutzt sie natürlich die Pschikologie zu ihrem Vorteil, bedient mit ihrer Kleidung und ihrem Verhalten ganz bewusst bestimmte Klischees und erfüllt damit selbstbestimmt die Erwartungshaltung der Scheibenweltbewohner. Aber auch sie weiß, dass Frauen höchstens Hexen und nur Männer Zauberer sein können. Als jedoch Eskarina, kurz Esk genannt, nunmal das achte Kind eines achten Sohnes ist, aber selbst kein Sohn sondern eben eine Tochter und Drum Billet seine Magie versehentlich an sie vererbt, steht die Scheibenwelt Kopf. Ein Mädchen, dass Magie kann. Esk wächst normal auf, aber als sie acht ist, bricht die Magie so langsam durch und Esk geht in die Lehre bei Oma. Das läuft anfangs ganz gut, aber bald wird klar, dass die Magie in Esk eine andere ist. Widerwillig gesteht sich Oma ein, dass Esk (und der Scheibenwelt) nur geholfen werden kann, indem man sie lehrt, die Magie zu kontrollieren, aber hier ist Oma mit ihrem Latein am Ende, schließlich kann sie selbst Hexenmagie aber keine Zauberermagie. Es kann also nur die Unsichtbare Universität in Ankh Mopork helfen. Allein die Reise dahin ist nicht von wenigen Turbulenzen begleitet und wie das nunmal so ist, wird Esk nicht angenommen. Immerhin ist sie ein Mädchen und Mädchen werden Hexen, keine Zauberer.
Pratchett hält hier dem Leser den Spiegel vor. Immerhin sind auch in unserer Welt viele Vorurteile und Meinungen so tief verwurzelt, dass wir uns schwer tun, sie zu ändern. War es doch früher unvorstellbar, dass Frauen studieren, wählen, Autofahren können. Aber auch hier war es eigentlich nirgends festgeschrieben sondern es war halt einfach so bis jemand kam und fragte, warum eigentlich. Und so schafft es Esk natürlich in die Unsichtbare Universität, wenn auch über Umwege.
Ich mag dieses Buch. Oma Wetterwachs ist eine meiner Lieblingsfiguren (aber wenn ich ehrlich bin, sind alle Figuren meine Lieblingsfiguren. Oma ist cool. Esk ist cool. Die Scheibenwelt ist toll.
Gespickt mit Pratchetts Wortwitz, der in späteren Romanen noch viel, viel stärker zum Tragen kommt, ist das Buch einfach nur ein Lesevergnügen.
In meinen Augen ist Das Erbe des Zauberers ein leichterer Einstieg in die Scheibenwelt als Die Farben der Magie oder Das Licht der Phantasie und ich empfehle denen, die englisch fließend beherrschen, das Buch in der Originalversion zu lesen. Aber auch die Deutsche Übersetzung ist nicht allzuschlimm.
Die ersten beiden Bücher mit Rincewind bekam ich von meinem „kleinen“ Bruder auf Deutsch geschenkt. Das war mein Einstieg vor vielen, vielen Jahren. Alle darauffolgenden Bücher habe ich auf Englisch gelesen. Wie soll man „rathandling“ übersetzen? Ich mag Rincewind … aber auch die Hexen, alle drei.
Ich muss mal schauen, ob ich immer mal wieder die deutschen Übersetzungen probieren werde. Esks Heimatdorf Bad Ass wurde ja im Deutschen mit Blödes Kaff übersetzt, was ja eigentlich witzig ist, aber irgendwie auch unpassend im Vergleich zum Original. Ich mag Rincewind auch. So ein richtig typischer Antiheld. Twoflower fand ich sogar noch einen Ticken besser xD