„The Green Mile“
Originaltitel: The Green Mile
Autor: Stephen King
572 Seiten / Taschenbuch
ISBN: 3404139585
Verlag: Bastei Lübbe

Während der Weltwirtschaftskrise leitet Paul Edgecomb im Cold-Mountain-Gefängnis den Zellenblock, in dem die zum Tode Verurteilten auf ihre Hinrichtung warten. In diese düstere und trostlose Welt kommt der Hüne John Coffey, der ganz langsam seine spezielle Begabung enthüllt. Diese Begabung wird die Männer, die in den Todeszellen arbeiten und sterben – sie werden durch den elektrischen Stuhl hingerichtet – für immer verändern.

Für mich ist The Green Mile eine der guten King-Verfilmungen, die ich bereits mehrmals gesehen hatte. Das Buch dazu hatte ich allerdings noch nie gelesen. Etwas, das ich jetzt endlich nachgeholt habe und was soll ich sagen, Wahnsinn. Das Buch hat mich zutiefst berührt. Erzähler Paul Edgecomb, der mittlerweile in einem Altersheim wohnt, schreibt 1996 seine Erinnerungen an das Jahr 1932 nieder. Seine Erinnerungen an seine Arbeit als Gefägniswärter im Todestrakt des Cold-Mountain-Gefängnisses. Eine Arbeit, die er und seine Kollegen mit viel Herz und Respekt vor dem Menschen erledigen. Das ist etwas, das mich sehr berührt hat. Die Art, wie sie mit zum Tode verurteilten Schwerverbrechern umgehen, ist einfach nur bewundernswert. Ein bisschen klingt es durch, dass Stephen King kein Anhänger der Todesstrafe zu sein scheint. Er bezeichnet ihn als staatlich sanktionierten Mord und ich möchte im dabei zustimmen. Sicherlich fällt es leicht, jemandem den Tod zu wünsche, der auf grausame Art und Weise andere Menschen vergewaltigt und ermordet hat. Besonders dann, wenn dieser Jemand so extrem unsympathisch und böse ist, wie der Gefangene William Wharton.

The Green Mile ist für mich eines der besten King-Bücher. Das übernatürliche Element in Form von John Coffeys Begabung erschreckt den Leser nicht, sondern macht John Coffeys Geschichte noch sehr viel tragischer. Der schwarze Riese, der für ein Verbrechen verurteilt wurde, das er nicht begangen hat. Ein farbiger Mann, der in einer Zeit und einem System gefangen ist, das für Farbige nicht viel übrig hat. Der allein aufgrund dessen nie eine Chance auf eine gerechte Verhandlung hatte. Er war den Menschen egal. Es ist nicht nur das, was mich berührt hat. Was mich berührte war Paul Edgecombs Menschlichkeit. Die Freundschaft zu seinen Kollegen. Der unzerstörbare Wunsch, diese Gefangenen auf ihrem letzten Weg zu begleiten und ihren Tod so schmerzlos wie möglich zu gestalten, unabhängig davon, ob Paul und seine Kollegen dachten, diese Verbrecher hätten es verdient. Sie taten in meinen Augen das, was menschlich richtig ist.

Mir als Leser fiel es schwer, das Menschliche in William Whartons Figur zu sehen. Was mich dabei erschreckt hat, wie leicht ich mich tat damit, dass als Strafe für seine Verbrechen der elektrische Stuhl auf ihn wartete. King hat dabei hervorragende Arbeit geleistet und mich mit meiner Verachtung für William Wharton immer wieder zum Nachdenken angeregt. Wie kann ich gegen die Todesstrafe sein, wenn ich für diese Figur keine bessere Strafe als den Tod sehen kann? Darüber muss ich übrigens noch immer nachdenken und ich weiß auch noch keine Antwort auf diese Frage.

Ein ruhiger King-Roman, der sehr viele Gefühle beim Leser verursacht und meine eigenen Überzeugungen mehr als einmal in Frage gestellt hat. Definitiv ein Lesehighlight beim King-Projekt.

 

 

5 Kommentare zu „King, Stephen – The Green Mile

  1. Wieder eine tolle Rezension.
    Ich hatte vor ein oder zwei Jahren mal den Film gesehen, welche ich wirklich klasse fand.
    Das Buch wollte ich aus diesem Grund auch mal lesen, aber ich komme irgendwie nie dazu King zu lesen. Bisher kenne ich von ihm nur zwei Werke

  2. Hi liebe Grit!
    Ich finde auch, dass „The Green Mile“ Kings bestes Buch ist (aus der Auswahl derer, die ich bereits gelesen habe, versteht sich). Der subtile Horror liegt hier im Menschen selbst, und wahrscheinlich hat mich das Buch deshalb auch so mitgenommen. Ich weiß noch, dass ich noch eine Weile nach dem Beenden des Buches bitterlich geheult habe. Und die Verfilmung finde ich mehr als gelungen – mit die beste Buchverfilmung, die ich kenne.
    Liebste Grüße,
    Ida

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