„Das Imperium der Stille“
Originaltitel: Empire of Silence
Autor: Christopher Ruocchio
862 Seiten / eBook
EAN: 9783641203467
Verlag: Heyne

In einer weit entfernten Zukunft hat die Menschheit die Galaxie besiedelt und ein gewaltiges Sternenreich errichtet. Seit vielen Hundert Jahren befindet sich das Imperium im Krieg gegen die außerirdische Zivilisation der Cielcin, die mit ihren gewaltigen Eisschiffen bereits Tausende Planeten zerstört haben – einem Krieg, in dem sich Hadrian Marlowe als Held hervorgetan hat. Umso schwerer wiegt sein Verrat, wegen dem er auf seine Hinrichtung wartet: Er hat ein ganzes Sonnensystem ausgelöscht. Nun, kurz vor seinem Tod, erinnert sich Hadrian an sein Leben. Dies ist seine Geschichte …

Das Imperium der Stille ist der Debutroman des amerikanischen Autors Christopher Ruocchio und offenbar der erste Band einer mehrteiligen Reihe. Den von vielen Rezensenten im englischsprachigen Bereich genannten Vergleich mit Frank Herberts Dune und Patrick Rothfuss‘ Der Name des Windes würde ich bestätigen, auch wenn ich letzteres nur aus Erzählungen kenne.

Wie bei Dune begegnen wir einer absolut fantastischen Welt. Planeten und Aliens gepaart mit Familiendynastien, Schlössern und Adelstiteln. Das Worldbuilding in Das Imperium der Stille ist gigantisch gut. Die feindlichen Aliens, die Cielcin fand ich genauso interessant wie es er Erzähler, Hadrian Marlowe, tat. Ruocchio hat hier wirklich saubere Arbeit geleistet. Im Anhang findet man eine ausführliche Auflistung der Dramatis Personae und der Planeten sowie ein Lexikon der fremden Begriffe. Dabei ist alles im Sprachstil des Buches gehalten.

Aber und das muss ich leider sagen, das Buch zu lesen war harte Arbeit. Wir folgen Hadrians Erzählungen über sein Leben beginnend mit seiner Kindheit. Hadrian selbst ist dabei eine Figur, bei der man nicht weiß, ob man einfach nur kopfschüttelnd danebenstehen oder ihr eine runterhauen sollte. Er wirkt extrem entrückt und müsste ich es auf jugendliches Neudeutsch herunterbrechen, dann wäre seine Erzählung über sich selbst ein klassisches first world problems-Mimimi, das mir als Leserin einfach nur mächtig auf die Nerven ging.

Hadrian ist privilegiert, wird aber doch nicht der Erbe des Uraniumimperiums seines Vaters und will eigentlich nur alles über die Cielcin und andere Aliens lernen. Daran ist in der Regel nichts verkehrt. Aber Hadrian wirkt in allen Situationen weltfremd, arrogant und einfach nur dumm. Er macht aus Mücken Elefanten, straft sich mit schweren Entscheidungen, nur um am Ende doch einfach nur eine dumme Entscheidung nach der anderen zu machen.

Die Figuren in der zweiten Reihe sind dabei aber sehr viel interessanter und auch die Beziehungen der Figuren sind kein bisschen langweilig. Einzig die Art, wie Hadrian darüber berichtet, macht das ganze zu einem dahinplätschernden Monolog, bei dem man als Zuhörer abschalten würde.

Es ist auch nicht sehr hilfreich, dass die verwendete Sprache extrem selbstverliebt wirkt und im Englischen durchaus mit self-indulgent betitelt werden könnte. Hinzukommt, dass dem Leser viele Dinge erzählt werden, die aber im Laufe des Buches gar nicht so wirken. Es gibt keine echte Bedrohung. Keinen Gegenspieler. Irgendwie nichts.

Alles in allem also sehr schade, denn das Worldbuilding war interessant und hat mich neugierig auf mehr gemacht. Aber es dauerte um die 200 Seiten, bis überhaupt mal eine Handlung in Erscheinung trat und auch sonst wäre das Buch gut und gerne mit der Hälfte der Seitenzahl ausgekommen. Es hätte der extremen Details, die dem Leser ständig und wiederholt präsentiert werden, einfach nicht bedarft. Spannung baute sich dadurch jedenfalls keine auf.

Ich bin sehr hin- und hergerissen. Das Worldbuilding ist, wie gesagt, herausragend und Ruocchio kann seine Sprache. Aber, Spannung sucht man in diesem Buch einfach vergebens. Und während das für mich in der Regel kein ausschlaggebender Punkt sein muss, so hatte ich doch ein riesiges Problem damit, weil auch sonst einfach nichts wirklich passiert, das mich als Leser begeistert hätte. Das Worldbuilding allein kann diese Geschichte leider nicht tragen. Ich denke, empfehlen kann man dieses Buch all jenen, die Dune mit Begeisterung gelesen haben. Aber wie Dune konnte es mich persönlich nicht vollständig überzeugen.

Anmerkung: Da es sich bei diesem Buch um ein zur Verfügung gestelltes Rezensionsexemplar handelt, muss ich diesen Beitrag als Werbung kennzeichnen. Ich möchte allerdings versichern, dass die verfasste Rezension meine ehrliche Meinung wiedergibt und nicht von der Tatsache, dass es sich um ein Rezensionsexemplar handelt, beeinflusst wurde. Denn ganz ehrlich, Rezensionen hätten keinen Sinn, wenn sie nicht ehrlich wären. Ich bedanke mich beim Heyne-Verlag und dem Bloggerportal für das Rezensionsexemplar.

 

2 Kommentare zu „Ruocchio, Christopher – Das Imperium der Stille

  1. Huhu als ich „Der Name des Windes im Weltraum“ gehört hatte dachte ich, „dass muss ich unbedingt lesen“. „Der Name des Windes“ mochte ich nämlich sehr, aber dann habe ich im Klappentext gelesen, dass der Protagonist für die Auslöschung einer ganzen Spezies verantwortlich ist und das Interesse verloren. Ich habe nicht gegen Protagonisten, die unmoralische Dinge tun, und finde die häufig interessant.Aber Völkermord ist dann eine Sache, wo ich einfach nicht mit dem Charakter sympathisieren kann, egal was dahinter eine Motivation steckt. Ne ich glaube einen Charakter, der ein ganzes Sonnensystem ausgelöscht hat, ist jemand den ich nicht als Protagonisten sehen will, können vielleicht interessante Antagonisten abgegeben wie Darth Vader, aber niemand aus dessen Perspektive ich einen ganzen Roman lesen will, der mich dazu bringen will mit dem Typ zu sympathisieren.
    Wenn du dich an der Arroganz des Protagonisten störst, solltest du lübrigens ieber die Finger von „Der Name des Windes“ lassen 😀

    • Die Arroganz selbst hätte mich nicht gestört, wenn er nicht so unglaublich dämlich gewesen wäre. Bei manchen Dingen habe ich mich gefragt, warum er sich seitenlang darüber auslässt, nur damit es am Ende doch keine Rolle spielte. Es war echt anstrengend. Die in der Inhaltsangabe beschriebene Zerstörung eines ganzen Sonnensystems kam hier noch gar nicht zum tragen. Das wird wohl in den nächsten Bänden erst eine Rolle spielen. Immerhin behandelt der Roman hier erstmal nur den Anfang. Aber ob ich mir die anderen Bände antuen werde, das wage ich eher zu bezweifeln.

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