Meinen Beitrag Einstieg in die Science Fiction Literatur möchte ich mit diesem Beitrag hier ergänzen. Ich hatte ja schon eine grobe Übersicht über die Unterkategorien gegeben, die sich unter dem Oberbegriff der Science Fiction vereinigen. Diese Übersicht war, wie gesagt, grob, denn es gibt noch wesentlich mehr Subgenres, als die von mir dort gelisteten.
Nanopunk und Biopunk
Beide sind dem Cyberpunk sehr ähnlich. Während allerdings im Cyberpunk kibernetische Technologien eine Rolle spielen, findet man im Biopunk mehr biologisch-technische Entwicklungen als computer-technologische. Bei Nanopunk hingegen liegt der Focus auf der Nanotechnologie. Nanotechnologie und Biotechnologie findet man aber auch immer wieder als Bestandteil anderer Unterkategorien des Scifi. Um sie als Nanopunk und Biopunk abzugrenzen sollte man meiner Meinung das Setting der Geschichte berücksichtigen. Ähnlich wie beim Cyberpunk sind die Geschichten in einer düsteren, repressiven Welt angesiedelt.
- Linda Nagata – Tech Heaven
Afrofuturismus
Afrofuturismus und auch Black Science Fiction ist ein Genre, das sich mit der Thematik afrikanischer Technologieentwicklung auseinandersetzt, dabei aber auch die gesellschaftlichen, politischen und historischen Aspekte beleuchtet. Bedeutendste Autorin in diesem Bereich ist Octavia E. Butler aber auch Nnedi Okorafor hat sich in den letzten Jahren zu einer absoluten Größe in diesem Genre entwickelt und gehört heute mit zu den bekanntesten Namen. Eine weitere Autorin, die man hier nennen sollte ist Nora K. Jemisin, deren Broken Earth Romane sowohl Afrofuturismus als auch Science Fantasy sind.
- Binti – Nnedi Okorafor
- Octavia E. Butler –
- Nalo Hopkinson – Midnight robber
Science Fantasy
Das ist genau das, was der Name sagt: Science und Fantasy. Romane in diesem Bereich kombinieren wissenschaftlich logische Elemente mit Elementen aus dem Fantasybereich, die mit der Wissenschaft nicht vereinbar sind. Hier könnte man beispielsweise auch StarTrek anführen, denn während es wissenschaftlich und futuristisch ist, finden wir ein übernatürliches Element in Form der Q.
- Anne McCaffrey – Die Drachenreiter von Pern
- China Miéville – Die Falter
- China Miévielle – Die Weber
Anthropologische Science Fiction
Anthropologische Science Fiction beschäftigt sich mit der Evolution des Menschen als Ganzes. Romane in diesem Genre lassen zum Beispiel außerirdische Besucher auf die Erde kommen und dort die Entwicklung der Spezies Mensch erforschen. Ursula K. LeGuin zum Beispiel war immer sehr damit beschäftigt, eine kulturelle Voreingenommenheit zu beleuchten und damit verbundenen Schwierigkeiten, andere Spezies und deren Entwicklung zu verstehen. Aber auch die unterschiedliche Entwicklung der Menschen auf unterschiedlichen Planeten war oft ein zentraler Punkt
- Ursula K. LeGuin – Das Wort für Welt ist Wald
- Ursula K. LeGuin – Die Linke Hand der Dunkelheit
- Joanna Russ – Und das Chaos starb
Social Science Fiction
Im Gegensatz zur Anthropologischen Science Fiction findet man die Social Science Fiction, die sich mit dem Thema Gesellschaft auseinandersetzt. Dabei gibt es verschiedene Gedankenexperimente, welche Gesellschaftsformen sich entwickeln könnten, die dahinterliegenden Gründe und auch die damit verbundenen Schwierigkeiten. Für mich persönlich gehört Social Science Fiction in die Kategorie Soft Science Fiction, aber da es wohl von vielen als eigenständiges Subgrene gesehen wird, möchte ich es hier der Vollständigkeit halber auflisten. Auch hier finden wir wieder literarische Vertreter, die man aus anderen Subgenres kennt. Wie ich schon schrieb, viele Bereiche überlappen.
- Ursula K. LeGuin – Freie Geister
- Hao Jingfang – Wandernde Himmel
- Doris Lessing – Die Kluft
- Dietmar Dath – Die Abschaffung der Arten
- Joanna Russ – Planet der Frauen
Apokalyptische und Post-Apokalyptische Science Fiction
Dieses Genre ist aktuell sehr beliebt bei Autoren und Filmemachern. Gern werden wir mit apokalyptischen Ereignissen konfrontiert und verfolgen die Erlebnisse der Figuren durch eine Welt, in der die Gesellschaft und die Wirtschaft nicht mehr so existieren, wie wir sie kennen. Dabei ist das apokalyptische Ereignis mal eine Invasion durch Außerirdische, mal ein Asteroideneinschlag, ein atomarer Krieg, eine Naturkatastrophe oder eine schlimme Seuche. Wer es wirklich düster mag, der wird hier sicherlich fündig werden.
- Mary Shelley – Verney, der letzte Mensch
- Richard Matheson – I am Legend
- Max Brooks – World War Z
- James Dashner – Die Auserwählten: Im Labyrinth
- Margaret Atwood – Oryx and Crake
- Stephen King – The Stand: Das Letzte Gefecht
- George R. Stewart – Leben ohne Ende
- Arkadi & Boris Strugazki – Picknick am Wegesrand
Christliches Science Fiction
Ja, sowas gibts! Und es steht eigentlich in sehr starkem Kontrast zum Wissenschafts-Teil des Genres. Dabei gibt es wohl immer wieder mal Diskussionen mit den Anhängern des Hard-SF, besonders wenn ein Roman das Thema Kreation beinhaltet. Immerhin ist es schwierig, die Kreation des Menschen durch einen Gott mit echter Wissenschaft zu vereinbaren. Christliches Science Fiction erschafft futuristische Geschichten, auf denen Religion bzw. der Glaube an einen Gott oder mehrere Götter, eine Rolle spielen, und in denen theologische Elemente zu finden sind.
- C. S. Lewis – Jenseits des schweigenden Sterns
Comic Science Fiction
Im Grunde genommen eine ScienceFiction-Komödie, die alles im Genre auf die Schippe nimmt. Bekannteste Vertreter sollten wohl Douglas Adams und Terry Pratchett sein
- Douglas Adams – Per Anhalter durch die Galaxis
- Terry Pratchett – Strata
Feministische Science Fiction
Der Name sagt bereits alles, denke ich. Thema in femistischer Science Fiction ist die Rolle, die Entwicklung, die Unterdrückung, die Gleichstellung der Frau. Auffallend ist dabei bei manchen AutorInnen die extreme Wut und die brutale Gewalt, die sie in ihren Romanen gegenüber Frauen darstellen, um die Probleme zu verdeutlichen.
- Margaret Atwood – Das Tagebuch der Magd
- Joanna Russ – Wir, die wir geweiht sind…
- James Tiptree Jr. – Die Feuerschneise
- James Tiptree Jr. – Das ein- und ausgeschaltete Mädchen
Gothic Science Fiction
Eine Kategorie des Science Fiction, das Elemente aus dem Gothicbereich beinhaltet. Beliebt sind hier z.B. Vampire. Diese sind im Gothic Science Fiction entweder Außerirdische oder Menschen, die durch einen Virus zu Blutsaugern geworden sind. Eigentlich könnte man hier auch Zombies mit reinnehmen, Menschen, die durch einen Virus zu wandelnden Toten wurden.
- Richard Matheson – I am Legend
- George R. R. Martin – Fiebertraum
Space Western
Cowboys im Weltraum. So könnte man es theoretisch kurz beschreiben. Es verbinden sich quasi futuristische Welten mit Elementen aus dem Westenbereich. Am Bekanntesten sind für mich hier die Northwest Smith-Geschichten von Autorin C.L. Moore
Future History
Auf Future History hat mich lapismont aufmerksam gemacht. Ich musste mich dazu etwas belesen und feststellen, dass es eigentlich kein eigenständiges Subgenre des Science Fiction ist, sondern ein Element, das von Science Fiction-AutorInnen verwendet wurde, um in ihren Romanen eine ausformulierte Geschichte zu den von ihnen geschaffenen Welten zu präsentieren. Spontan würde ich das mit Tolkiens Silmarillion vergleichen, der darin die Geschichte von Mittelerde niederschrieb, auch wenn das jetzt aus dem Fantasy-Genre ist. Lapismont nennt z.B. Isaac Asimovs Foundation-Zyklus als einen Vertreter in diesem Bereich. Das Internet bietet dazu weitere Beispiele. Ursula K. LeGuins Hainish-Zyklus, Frank Herberts Dune-Universum, Olaf Stapeldons Der Sternenmacher und Larry Nivens Known Space-Romane.
Nachtrag, weil….vergessen:
Horror-Science Fiction
Horror-Science Fiction ist wie der Name schon sagt, Horror. Als Filmbeispiel könnte man Event Horizon anführen. Einer der wenigen Horror-Filme, der es geschafft hat, dass ich mich wirklich, wirklich extrem gegruselt habe. In der Science Fiction-Literatur überschneidet sich auch der Horrorbereich wieder mit andere Unterkategorien. Hier mal ein paar Werke, die sich durchaus in dieser Kategorie einordnen lassen:
- Richard Matheson – I am legend
- Stanislaw Lem – Solaris
- Stephen King – Tommyknockers (Das Monstrum)
- Michael Crichton – Sphere: Die Gedanken des Bösen
- Jack Finney – Die Körperfresser kommen
- Jeffrey Thomas – Punktown
- John Shirley – In der Hölle
Super fix und gründlich!
dabei hab ich voll die HorrorSF vergessen xD und theoretisch wäre Robot Fiction auch noch eine eigenständige Unterkategorie.
HorrorSF? Bin gespannt, was Du darunter verstehst. Cthulhu?
nein, so a la Event Horizon z.B. Kennst Du John Shirleys ‚In der Hölle‘? Der ist echt gut. Oder Punktown von Jeffrey Thomas. Theoretisch könnte man sogar Stephen Kings Tommyknockers in Horror Science Fiction einordnen.
Horror ist nicht so meins. Nach Friedhof der Kuscheltiere las ich von King nur noch The Stand.
Normale SF hat meist schon genug Gewalt und Aufregung, da brauch ich nicht noch eins drauf.
Ich mag mich schon gern gruseln, aber so richtig schaffen das nur wenige. King ist ja nicht nur Horror-Autor. Bei seinen Büchern finde ich eigentlich immer, dass der wahre Schrecken von den Menschen selbst ausgeht, die er so beschreibt. In einer kleinen Stadt ist da absolut hervorragend.
Ich hab da mein Büro …
😀
Ich glaube, ich will gar nicht wissen, wo Du arbeitest xD
Man könnte sogar Stanislaw Lems Solaris darin einordnen.