„The Dreaming Void“
Autor: Peter F. Hamilton
631 Seiten / Taschenbuch
ISBN: 034549654X
Verlag: Delrey

 

Hinweis: Die Deutsche Version dieses Buches wurde in 2 Teilen veröffentlicht „Die Träumende Leere“ und „Schwarze Welt“

The Dreaming Void is the first novel in Peter F. Hamilton’s epic Void Trilogy, set in the world of the Commonwealth Saga.
The Void: a sealed universe, billions of years old. Alive, its expansion is barely contained. Now it wants to make contact.
Inigo channels mysterious dreams of an unlikely hero, a simpler life and a hope for a brighter future – on a world that’s not his own.
His disaffected followers are determined to seek this utopia and cross the forbidden boundary of the Void to reach it. Unaware that such an act could trigger its growth beyond all control . . . destroying everything in its path.

Ich liebe ja das Universum, das Hamilton mit seiner Commonwealth Saga erschaffen hat. Mit der Void-Trilogie kehren wir zurück in dieses Universum, allerdings 1000 Jahre nach den Ereignissen von Judas Unchained (in Deutsch auf zwei Bücher aufgeteilt „Der Entfesselte Judas“ und „Die Dunkle Festung“). Hier empfiehlt es sich übrigens, die vorherigen Commonwealth-Romane zu lesen, bevor man sich an die Void-Trilogie wagt, weil doch einige Figuren aus diesen Romanen wieder auftauchen und auch die Ereignisse aus Pandora’s Star und Judas Unchained gespoilert werden können.

Hamilton gehört zu den Schriftstellern, die gerne ‚labern‘. Das finden viele Leser lästig, weil seine Romane schon arg dicke Wälzer sind und man bei manchen Storylines das Gefühl haben kann, dass sie nur dazu da sind, das Buch noch dicker zu machen. Ich gehöre allerdings zu der anderen Sorte Leser, die hier Hamiltons Angebot, in eine gigantische Welt einzutauchen, mit Begeisterung annehmen. So hat mich bisher noch keiner seiner Romane gelangweilt. Urteil zur Chronik der Faller-Duologie steht allerdings noch aus, da bis jetzt ungelesen. Ich liebe Hamiltons geschaffene Welten und seinen Hang dazu, in epischen Dimensionen zu denken. Dabei ist wirklich alles episch. Nicht nur die Zahl der bewohnten Welten und die ausufernde Masse an Figuren, sondern auch die von ihm erdachte Technologie und die damit verbundene Langlebigkeit der Menschen sowie ihre Auswirkungen auf die gesellschaftlichen Strukturen.

Ja, seine Bücher sind gigantisch und so manch ein Leser gibt bei so manch zäher Passage auf. Wer allerdings dran bleibt, wird in der Tat belohnt.

Da sind wir nun also und folgen erneut einer Vielzahl von Figuren auf einer noch größeren Zahl an Wegen. Da wäre zum Beispiel die Living Dream-Bewegung, eine fast religiöse, fünf Milliarden Seelen umfassende, Gemeinschaft, die von Inigo, dem ersten Träumer gegründet wurde. Inigo, der von einer Welt in der dunklen Leere träumte, in der Menschen ein einfachereres und schöneres Leben führen, und diesen Traum mit allen teilte. Die dunkle Leere, die nach Aussage der Raiel ganze Welten verschlingt, ähnlich einem großen Schwarzen Loch, und seit langem in ihrer Ausbreitung gestoppt hat. Inigo jedoch verschwand. Der nachfolgende Anführer der Bewegung, Ethan, plant einen Pilgerflug in die dunkle Leere. Und ab da nimmt alles seinen Lauf. Während die Living Dream-Anhänger auf Pilgerfahrt gehen wollen, stellen sich andere dagegen und behaupten, dass ein Flug in die Leere diese dazu veranlassen könnte, sich erneut auszubreiten und dabei die Welten des Commonwealth zu zestören.

Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, die Pilgerfahrt zu stoppen und Inigo zu finden. Erschwert wird das Ganze, als ein zweiter Träumer auftaucht und erneut Träume von der Welt in der Leere mit den Menschen teilt. Niemand weiß, wer der zweite Träumer ist und es wird bald offensichtlich, dass dieser zweite Träumer der Schlüssel für einen sicheren Zugang zur Leere ist.

Unterbrochen wird die Handlung im Commonwealth-Universum von Inigos Träumen, in denen wir Edeard folgen, der auf einer Welt in der Leere lebt und starke psychokinetische Fähigkeiten hat. Edeard, der in einem kleinen Dorf aufwächst, das von Banditen fast komplett zuerstört wird und der in die Hauptstadt Makathran kommt, wo er eine Ausbildung zum Constable macht. Seine Geschichte erinnert ein bisschen an das klassische „einfacher Waise hat außergewöhnliche Fähigkeiten und wird zum Helden“-Trope, das man in vielen Fantasy-Geschichten findet. Langweilig fand ich seine Storyline jedoch nicht mal ansatzweise, auch wenn hier der eine oder andere Leser anmerken könnte, dass sie nicht unbedingt so ausführlich hätte beschrieben werden müssen.

Als Leser fragt man sich ja ständig, welche Figuren denn nun am Ende eine Rolle spielen werden. Und es wird auch schnell klar, wer der zweite Träumer ist. Trotzdem kommt man nicht umhin, allen Ereignissen gebannt zu folgen. Wer einmal in die Geschichte eingesogen wird, dem sei besonders bei der Lektüre der Deutschen Übersetzung empfohlen, beide Bücher zur Hand zu haben, denn Band 1 hört mittendrin abrupt auf und man will dann ungern warten müssen, bis der zweite Band verfügbar ist.

Bei der englischen Version ist es natürlich nicht anders, aber hier ist das Ende nicht ganz so plötzlich wie bei der Deutschen Übersetzung.

Alle Figuren und Handlungsstränge werfen besonders zu Anfang, viele Fragen auf und Hamilton lässt sich Zeit, diese zu beantworten. Wie ich schon schrieb, wenn man dran bleibt, wird man definitiv belohnt und Hamilton führt alles meisterhaft zusammen. Der nächste Band liegt schon bereit und die Vorfreude ist noch genauso groß, wie bei jedem vorherigen Lesen der Reihe.

Was ich noch anmerken möchte ist, dass Hamilton in seine Geschichten ausschweifenden Sex einbaut. Nicht nur mal oder da einen One Night Stand sondern ganze Orgien mit Teilnehmern aus beiden Geschlechtern. Seine Darstellung der weiblichen Sexualität ist dabei unter Umständen sehr amüsant, aber man merkt schon, dass er sich arg Mühe gibt, nicht allzu klischeehaft vorzugehen. Erwähnenswert ist dabei auch besonders die Tatsache, dass er Beziehungen nicht nur im klassischen Stil darstellt, sondern auch hier durchaus Beziehungen zwischen zwei und mehr Partnern geführt werden, wobei nicht nur der typische Ein-Mann-mit-vielen-Frauen-Harem auftaucht, sondern diese Beziehung durchaus gemischt-geschlechtlich aufgebaut sind. Den Harem gibts aber natürlich auch. Wer sich mit solchen Darstellungen schwer tut, der sollte aber vielleicht doch besser die Finger von Hamilton lassen oder zumindest die ganzen Sex-Passagen (und es sind durchaus nicht wenige) überspringen.

Eine weitere epische und spannende Weltraumoper aus der Feder des Scifi-Großmeisters. Von den Längen und dem ausschweifenden Erzählstil, dem umfangreichen Worldbuilding und der schier endlos erscheinenden Zahl an Figuren sollte man sich wirklich nicht abschrecken lassen.

 

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