„Abaddons Tor“
Originaltitel: Abaddon’s Gate
Autor: James Corey
624 Seiten / eBook
ISBN: 345331803X
Verlag: Heyne

Die Zukunft: Die Menschheit ist ins Weltall aufgebrochen und hat auf den Planeten Kolonien errichtet. Über Generationen hinweg wurde auf den über das ganze Sonnensystem verteilten Raumstationen ein friedliches Leben geführt – bis jetzt. Aber ist die Menschheit bereit für das, was draußen im All auf sie wartet?

Ein offenbar außerirdisches Protomolekül hat die Bevölkerung der Venus in Windeseile ausgelöscht und entwickelt sich nun rasant fort, mit katastrophalen Folgen. Uranus wird als nächstes angegriffen, und dort entdecken die Menschen schließlich ein unheimliches Portal. Ein Portal, welches in eine sternenlose Dunkelheit führt. Um diesem unbekannten Objekt auf die Spur zu kommen, wird ein gerade am anderen Ende des Sonnensystems befindliches Raumschiff zur Hilfe Hilfe gerufen. Captain Jim Holden und seine Crew werden mit dem Auftrag betraut, das fremdartige Artefakt zu untersuchen. Doch was sie nicht wissen: Hinter ihrem Rücken ist eine Verschwörung im Gange, mit dem Ziel, Holden mundtot zu machen und endgültig zu vernichten. Während die Abgesandten der Erde versuchen herauszufinden, ob das Portal der Menschheit neue Möglichkeiten bietet oder ob die Gefahren Gefahren überwiegen, bahnt sich das größte Verhängnis mitten unter ihnen bereits seinen Lauf…

Während Leviathan erwacht mich riesig begeistert hat und Calibans Krieg nicht mal ansatzweise daran anknüpfen konnte, ging es mit Abaddons Tor wesentlich besser voran.

Wir folgen erneut der Crew der Rosinante durch das ganze Sonnensystem und Jim Holden ist nach wie vor das selbstgerechte Arschloch, wie in Band 2, wobei er hier allerdings so endlich endlich eine Entwicklung erfahren darf. Naomi Nagata hat auch hier wieder eindeutig die Oberhand und ist die Vernunft in Person. Wenn ich bei diesem Band mal etwas äußerst positives anmerken darf, dann die Tatsache, dass weibliche Figuren hier sehr stark vertreten sind. Nicht nur zahlenmäßig sondern auch was ihre Bedeutung für den Verlauf der Geschichte angeht. Neu dabei sind Samara Rosenberg, Chefingenieurin der Behemoth und Anna Volovodov, eine Pastorin der Methodistenkirche, die mit ihrer Frau und ihrer Tochter auf Europa gelebt hat. Ebenfalls neu ist Clarissa Mao alias Melba Koh. Dazu kommen Fernsehmoderatorin Monica Stuart und XO, später Captain der Behemoth, Michio Pa. Ebenfalls dabei ist Tilly Fagan, die den Stereotyp der reichen, gesellschaftlich einflussreichen Ehefrau eines reichen Mannes vertreten soll, dabei aber äußerst sympathisch, ekzentrisch und laut herüberkommt, woran sie sich selbst nicht ansatzweise stört und was ich persönlich als Leser einfach toll fand.

Es gibt wieder mehrere Handlungsstränge. Wir folgen der Reise zum Artefakt nicht nur der Rosinante sondern auch der Behemoth (ein Schiff der APA, das im ersten Teil noch Nauvoo hieß und eigentlich ein geplantes und in Konstruktion befindliches Generationenschiff der Mormonen sein sollte), der Seung-Un, der Thomas Prince und der Cerisier. Es wird schnell klar, dass hier Politik und Macht mal wieder eine Rolle spielen und Holden eigentlich nur ein kleiner Teil von etwas viel größerem ist.

Miller aus Band erscheint Holden immer wieder als eine Art Vision. Am Ring angekommen ist Miller der Erklärbär der Geschichte, der nicht nur Holden versucht zu vermitteln, was der Ring ist, sondern welche Gefahren und Risiken aber auch Möglichkeiten sich aus ihm ergeben.

Natürlich verläuft nicht alles glatt. Natürlich gibt es jede Menge Tote und Verletzte, aber während in Band 2 die Langatmigkeit eher störend war, war sie in Band 3 zum einen nicht ganz so ausgeprägt, zum anderen so gut portioniert, dass man der Geschichte nur zu gern folgte.

Die Figuren tun ihr übriges, denn von den weiblichen Figuren sind alle auf ihre Art faszinierende Persönlichkeiten, die einem ans Herz wachsen. Lediglich Clarissa Maos/Melba Kohs ausgeprägter Vaterkomplex war etwas nervig, aber sie als zerrissenen Menschen zu erkennen, verdankt der Leser hauptsächlich den Figuren Anna und Tilly, die beide versuchen dem Mädchen zu helfen und einen Blickwinkel einbringen, den man als Leser schnell übersehen kann.

Alles in allem waren die 624 Seiten in der Tat ausreichend für die Handlung der Geschichte, weniger wäre vielleicht mehr gewesen, aber mittlerweile bin ich so in das Expanse-Universum reingesogen worden, dass die Seiten sehr schnell gelesen waren und ich schon begeistert Band 4 halb durchgelesen habe.

Nicht ganz das Niveau von Band 1, aber deutlich besser als Band 2, setzt Abaddons Tor die Geschichte im Expanse-Universum fort und als Leser ist man schnell wieder drin. Es ist definitiv ein unterhaltsames, großes Ganzes, das die beiden Autoren, die sich hinter dem Pseudonym James Corey verbergen, geschaffen haben und ich empfehle es sehr gern weiter.

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