Weil es offenbar noch immer nicht jeder Autor umsetzen kann, hier eine 10 Schritte-Anleitung dazu, wie man auf sich aufmerksam machen kann.
Schritt Nr. 1: Veröffentliche ein Buch.
Gut gemacht. Nicht jeder schafft das. Und sicherlich ist genau DEIN Buch das Werk, auf das die Menschheit gewartet hat.
Schritt Nr. 2: Überprüfe jeden Tag, ob Du schon Bewertungen erhalten hast.
Wenn Deine F5-Taste unleserlich geworden ist, dann ist das nicht schlimm.
Schritt Nr. 3: Beschwer Dich auf Deiner öffentlichen Facebookseite/Twitter/Blog, dass keiner Dein Buch bewertet.
Wenn Du das richtig machen willst, sei besonders passiv-aggressiv und schwing die verbalen Brückenpfeiler. Heutzutage werden Zaunpfähle, mit den man winkt nämlich ignoriert. Keine Angst, Dein Freundeskreis und Deine Familie sind ganz sicher noch nicht genervt von Dir.
Schritt Nr. 4: Die ersten Bewertungen kommen rein. Die musst Du unbedingt und sofort verlinken und aller Welt zeigen.
Jeder Blogger liebt es, wenn ein angesehener, wichtiger Autor wie Du ihm Aufmerksamkeit schenkt.
Schritt Nr. 5: Wenn mal eine negative Bewertung auftaucht, dann stell unbedingt die Intelligenz, Urteilsfähigkeit und Sachkompetenz des Bloggers in Frage.
Immerhin hat der Blogger keine Ahnung, wieviel Arbeit Du in dieses Buch gesteckt hast. Dass es Dein Baby ist. Und der Blogger hats bestimmt auch nur falsch verstanden, was Du mit dem Buch sagen wolltest.
Schritt Nr. 6: Mach das öffentlich, damit es alle Deine Freunde und die ganze Welt lesen können.
Wenn Du dabei auch noch so tust, als wärest Du wirklich ganz sehr verletzt und könntest nur noch weinen, dann ist Dir das Mitgefühl Deiner Anhängerschaft sicher.
Schritt Nr. 7: Schare Deine Anhänger um Dich. Der Kampf ruft.
Mittlerweile sollten die so viel Erfahrung mit Dir haben, dass sie ihre Bauchpinsel mitbringen und Dir öffentlich ihr Unverständnis über diese Bewertung bekunden und über die Blogger im allgemeinen schimpfen. Im Idealfall laufen sie aus Übereifer und Gefallenssucht zu der Bewertungsplattform und werten die Rezension als nicht hilfreich und kommentieren sie auch noch, damit auch ja alle anderen Menschen lesen können, wie falsch dieser Blogger doch liegt. Außerdem fühlt sich ein Blogger dadurch bestimmt nicht belästigt oder bedroht.
Schritt Nr. 8: Beschwer Dich lautstark darüber, dass Blogger keine Ahnung haben und dass die Verlage ihre Rezensionsexemplare viel zu bereitwillig versenden.
Immerhin haben auch die Verlage keine Ahnung von ihrer Arbeit. Das muss ja mal gesagt werden.
Schritt Nr. 9: Schreib Bloggern unbedingt vor, wie sie ihren ‚Job‘ zu erledigen haben. Immerhin ist es ein Privileg, Dein Buch lesen und besprechen zu dürfen.
Die Blogger werden Dir total dankbar sein, dass Du ihnen soviel Aufmerksamkeit schenkst. Ihre Leben sind nämlich viel zu uninteressant und langweilig, weswegen es ihrem Selbstwertgefühl ungemein gut tut, dass sie einen wichtigen Autor wie Dich kennen dürfen.
Schritt Nr. 10: Lehn Dich zurück und genieß den Shitstorm, der jetzt unweigerlich losbrechen wird.
Du hast es geschafft. Alle kennen Deinen Namen und Deine Bücher. Deine Verkaufszahlen werden mit großer Wahrscheinlichkeit explodieren und Deine Sympathisanten werden schon aus Prinzip Dein Buch mit der höchsten Punktezahl bewerten. Dass die Blogger von nun an keines Deiner Bücher mehr rezensieren wollen, kann Dir egal sein. Die brauchst Du ja jetzt nicht mehr.
Anmerkung
Wer diesen Text für bare Münze nimmt, dem gebe ich folgenden Rat:
Veröffentliche Dein Buch, promote es, freu Dich im Stillen über alle Bewertungen, auch die schlechten, denn auch schlechte Werbung ist Werbung. Und ganz besonders wichtig: Pinkel den Bloggern nicht ans Bein, indem Du sie öffentlich an den Pranger stellst, denn damit wirst Du dafür sorgen, dass keiner von ihnen je wieder in irgendeiner Form etwas mit Dir zu tun haben will, weil Blogger extrem großen Wert auf ihre Meinungsfreiheit legen. Und solche Dinge sprechen sich rum. Das Internet vergisst nichts!
Häufig gestellte Fragen
A: Ja aber was mach ich denn, wenn mein Buch so richtig verrissen wird und der Blogger auch noch persönlich wird?
B: Das ist ätzend, aber es passiert. Ignoriere es und vertrau auf die Intelligenz Deiner Mitmenschen und potentiellen Leser. Schlechte Rezensionen sprechen in der Regel für sich selbst ganz ohne Dein Zutun. Blogger, die Bücher zerreißen, genießen in der Regel keinen guten Stand bei den Verlagen und den anderen Bloggern.
A: Ja aber was ist denn wenn ich nur schlechte Bewertungen bekomme?
B: Dann lies Dir die Rezensionen genau durch, welche Punkte kritisiert werden und versuch daraus zu lernen fürs nächste Mal. Wenn Dein Buch grundsätzlich schlecht abschneidet, dann ist es entweder wirklich nicht gut oder Du hattest bisher einfach nur Pech mit Deinen bisheringen Lesern. Wahrscheinlich ist es aber ersteres.
A: Ja aber ich will, dass die Leute mein Buch toll finden.
B: Das wirst Du nicht beeinflussen können. Geschmäcker sind verschieden und ein Buch wird niemals allen gleich gut gefallen.
A: Ja aber….
B: mehr gibt’s nicht zu sagen.
Wenn Du Dich als Autor von diesem Post angegriffen fühlst, dann tritt einen Schritt zurück und überleg mal wie es Bloggern gehen muss, denen Du (wenn auch indirekt) Deine Anhängerschaft auf den Hals geschickt und über die Du auf Deiner Seite diskutiert gelästert hast. Falls Frau Schnute hier etwas angepisst genervt wirkt, dann deswegen, weil sie in den letzten 8 Jahren mit ansehen musste, wie Blogger von Autoren, die sich selbst zu wichtig genommen haben, gestalkt und sogar privat verfolgt wurden inkl. Hetzkampagnen im Internet. Sowas geht gar nicht. In keinster Form. Solche ‚einfachen‘ Dinge wie oben beschrieben waren da immer der Anfang. Deswegen gilt hier kein ‚aber ich hab doch nur’…..nein! Nein! Nein! Sowas geht nicht. Punkt! Einself!
Die oben genannten Schritte durchzuführen und dann zurückzurudern, weil man ja keinen ‚Shitstorm‘ will und ‚das alles gar nicht beabsichtigt’…. naja, Du kennst sicherlich den Spruch mit dem Kind, das in den Brunnen gefallen ist. Nu ist auch zu spät!
Saugeil, liebe Grit! Einfach nur saugeil! 😀
Über den ersten Abschnitt habe ich mich königlich amüsiert und die weiteren Abschnitte fand ich einfach nur sehr gut und wichtig!
Danke, dass du diesen Beitrag mit uns geteilt hast. 🙂
Liebe Grüße
Miri
*Klatsch Klatsch*
da ist dir ein sehr amüsanter und gleichzeitig wichtiger Beitrag gelungen.
Beim Lesen musste ich herzlich lachen.
Ich kann verstehen, dass Autoren es nicht so toll finden, wenn sie negative Rezensionen erhalten, aber das ist kein Grund die entsprechenden Blogger persönlich anzugreifen. Außerdem ist das etwas womit man rechnen muss, wenn man veröffentlicht. Selbst wenn ein Buch viele positive Rezensionen erhält, muss man damit rechnen, dass es auch ein paar negative geben wird. Geschmäcker sind nun Mal verschieden.
Ich hatte bisher erst einmal mit dem Autor eines, von mir rezensierten Buchs Kontakt, und der war sehr freundlich. Ich hatte dem Buch zwar nur 3,5 Sterne gegeben, aber er bedankte sich bei mir für die Rezension und fand, dass ich in einigen Kritikpunkten recht hatte.
So ein Verhalten erwarte ich gar nicht von allen Autoren, aber es ist nicht zu viel verlangt, dass sie die Blogger nicht persönlich angreifen.
LG
Elisa
Danke liebe Elisa. ja, diese Erfahrung habe ich auch schon gemacht, dass Autoren sich für eine nicht sehr positive Rezension noch bedankt haben, weil sie dadurch das Gefühl hatten, sich verbessern zu können. Meistens kommt das von Autoren, die schon bei der Rezensionsanfrage betonten Wert auf eine ehrliche Meinung legen, weil sie von Familie und Freundeskreis nur höchstes Lob erhalten und nicht wissen, ob diese Einschätzung wirklich 100%ig korrekt ist. Ich find es eh immer toll, weil man nur durch Kritik als Mensch wirklich wachsen kann und auch das eigene Handwerk dadurch nur verbessern kann.
Sehr schön und sehr humorvoll geschrieben. Leider ist mir da und dort das Lachen im Halse steckengeblieben, denn allzuviel Kolleginnen und Kollegen benehmen sich ja exakt wie beschrieben. Das Fremdschämen dafür habe ich inzwischen allerdings aufgegeben. Auch weil die aufmerksame Bloggerszene durchaus zwischen solchen und anderen Autoren unterscheiden kann. Ich freue mich über jede Bewertung, jeden Tipp und bleibe als Autor bei dem alten Hausrezept einfach jeden genau so rücksichtsvoll und aufmerksam zu behandeln, wie ich selbst behandelt werden möchte. Funktioniert beachtenswert gut und einfach 🙂
Ich denke auch, dass es sehr wichtig ist, respektvoll zu bleiben, auch bei einer Rezension. Manche Blogger schaffen das nicht immer und gerade dann ist es für den Autor wichtig, dass er sowas ignoriert und sich nicht auf dieses Niveau herab begibt, weil solche Situationen dann viel zu schnell eskalieren.
Ich find, Du machst es genau richtig 🙂
Ich musste gerade so lachen. „Special Snowflake“. xD
Inzwischen bin ich ja auf beiden Seiten zu finden und komme zum Glück mit negativen Rezensionen/ Rückmeldungen zurecht. Aber ich erinnere mich noch heute an einen dieser speziellen Autoren der vor … boar, ich weiß nicht, 7 Jahren oder so? … eine Bloggerin völlig zur Schnecke machen wollte. Den Namen habe ich mir logischerweise bis heute eingeprägt und das sicher nicht auf die gute Art.
Liebe Grüße,
Sam
Solche Erlebnisse vergisst man nicht, oder? Selbst wenn es einem gar nicht selbst passiert ist. Ich Ich finds ganz wichtig dass man grad als Künstler lernt, mit Kritik umzugehen. Wenn man das nicht kann, dann sollte man den Weg des ignorierens perfektionieren, denn anders wird man im Leben sonst echt nicht glücklich werden.
Die prägen sich wirklich dauerhaft ein und ich sehe das wie du. Wenn man nicht kritisiert werden will oder das nicht erträgt, dann darf man seine Arbeit nicht öffentlich machen.
Sehr schön, ich werde jedenfalls niemals ein Buch rezensieren, das ist ja eine Schlangengrube … 😉 😀
Es macht Spaß, Bücher zu rezensieren. Aber grad wenn die Rezension eher negativ ausfällt, dann hab ich immer ein ungutes Gefühl dabei, weil ich nicht weiß, wie der Autor reagieren wird. Die positiven Erfahrungen der letzten Zeit haben mir allerdings sehr geholfen, dieses ungute Gefühl abzubauen.
Liebe Schnute, ich habe endlich die Sunshine blogger award Fragen beantwortet, hat es bei dir gepingt? Ich habe den Link zu deiner Seite angegeben. (Hat das wirklich einen Monat gedauert? Die Zeit rast wirklich, trotz Winter.)
Richtig guter Beitrag! 😀 Danke für die Lachtränen und diese wirklich sehr hilfreiche Anleitung zum Autor-Sein.. *hust* 😀
Aber mal im Ernst… ich hatte bis jetzt nur auf einer Lesung direkten Kontakt mit einem Autor, und zum Glück hat der sich selbst nicht zu ernst genommen. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass bei manchen das Ego mit ihnen durchgeht. Wenn das Buch das ‚Baby‘ eines Autors ist, ist schon der erste fatale Grundstein gelegt – und wenn man nur schreibt, um anderen zu gefallen, dann hat man noch ganz andere Probleme.
Liebste Grüße,
Ida
huhu Ida,
ich kann es ja nachvollziehen, dass negative Bewertungen nahe gehen. Dass man frustriert ist oder sich ärgert. Aber es geht einfach gar niemals nicht und unter keinsten Umständen, dass man einen Blogger auf diese Art und Weise bloß stellt. Das hat nur zur Folge, dass sich die meisten Blogger von solchen Autoren zurückziehen, denn keiner will beim Lesen des Buches eines solchen Autors den Druck verspüren, das Buch mögen und positiv bewerten zu müssen. Ganz zu schweigen davon, dass Blogger keine Angst haben sollten, ihre Meinung zu schreiben und dass eine Meinungsäußerung keine negativen Folgen hat. Ich finde das ganz furchtbar. Ich hab das oft miterlebt und habe viele Jahre lang keine Bücher deswegen rezensiert. Auch bei meinen jetzigen negativen Bewertungen, war immer ein gewisses Unbehagen dabei, wie der Autor dies aufnimmt. Gott sei Dank waren bisher alle Autoren professionell und haben sich meine Bewertungen nicht persönlich zu Herzen genommen. Sowas verdient meinen absoluten Respekt und Hochachtung.
Die meisten Autoren sind ja auch ganz normale Menschen und dafür bin ich sehr dankbar. Diejenigen, die es oftmals so ausarten lassen, sind offenbar ein paar ganz besondere special snowflakes und um die mache ich nach Möglichkeit einen riesigen Bogen.
Aber es freut mich sehr, wenn mein kleiner schräger Beitrag zu einem eigentlich ernsten Thema auch ein Schmunzeln verursachen konnte.
Liebe Grüße
Grit
Da gebe ich dir absolut Recht! Natürlich ist es kein schönes Gefühl, wenn jemand das, was man schreibt, nicht mag. Aber daran kann man als Autor nichts ändern, denn jeder hat seinen eigenen Geschmack – was der eine liebt, mag vielleicht der andere nicht. Aber dann eventuell ein Fass aufzumachen und beleidigt auf diejenigen loszugehen, die sich die Mühe gemacht haben, das Buch angemessen zu rezensieren – das geht echt nicht. Auch wenn ich sagen muss, dass ich schon die eine oder andere Rezension gelesen habe, der man anmerkt, dass mit dem Verfasser die Pferde durchgegangen sind und es in einen einzigen Wutanfall ausgeartet ist 😀 Da müsste ich wahrscheinlich auch erstmal schlucken.
Aber so gibt es eben in jedem Bereich ganz besondere Menschen, die ganz besonders viel Zuwendung und Applaus brauchen 😉 Den Begriff der special snowflakes übernehme ich ab jetzt auch – der ist klasse 😀
Liebste Grüße,
Ida
Der Begriff special snowflake ist glaub ich vor ein paar Jahren entstanden, als es auf Goodreads ein riesiges Drama gab zwischen einigen Autoren und Bloggern. War eher unschön, aber der Begriff hat sich gehalten und viele Blogger auf Goodreads haben teilweise noch diesen Regalnamen beibehalten, auf dem Bücher von Autoren landen, die sie lieber meiden wollen. Mein Regal heißt nope, einfach um den Überblick zu behalten, welcher Autor schonmal unangenehm aufgefallen ist in der Richtung, ohne dabei all zu provokativ zu sein.
Ah, na das ist ja mal interessant! Als Bloggerneuling habe ich davon nichts mitbekommen – aber dass es sogar schon einen etablierten Begriff für ’schwierige‘ Autoren gibt… wow! 😀 Das sagt eigentlich schon alles. Ich finde, ’nope‘ trifft es da auch ganz gut, das kann dann tatsächlich in jede Richtung gedeutet werden und schreit einem nicht gleich entgegen, dass der betroffene Autor schon mal unangenehm aufgefallen ist. Sehr diplomatisch gelöst 😉