„Calibans Krieg“
Autor: James Corey
Originaltitel: Caliban’s War
656 Seiten / ebook
EAN: 9783641095970
Verlag: Heyne

Die Menschheit hat die Himmelskörper unseres Sonnensystems besiedelt. Doch der Friede bröckelt, denn die Kolonien begehren gegen die Vorherrschaft der Erde auf. Auf dem Jupitermond Ganymed haben die Kämpfe schon begonnen, und nun wird auf der Venus auch noch ein fremdartiges Molekül entdeckt. Steht eine Invasion von Außerirdischen kurz bevor? Das Schicksal der Menschheit steht auf Messers Schneide …

Der erste Teil, Leviathan erwacht hatte mich ja mächtig begeistert. Der zweite Teil konnte zumindest teilweise daran anknüpfen. Warum teilweise? Fangen wir mal mit dem an, was mir gefallen hat.

Das Buch beginnt rasant. Auf Ganymed greift ein Monster an und Gunnery Seargant Roberta ‚Bobbie‘ Draper ist die einzige Überlebende. Bobbie hat mir als Figur einfach nur wahnsinnig gut gefallen. Sie kann kämpfen. Sie ist tough, aber auch verletzlich. Und sie ist nicht dumm. Schnell wird sie ein Spielball der Politik, aber sie schlägt sich dabei echt tapfer. Auf Ganymed treffen wir auch Prax, einen Botaniker, der verschroben daherkommt, seine Pflanzen liebt und natürlich seine kleine Tochter Mei. Die ist übrigens verschwunden. Entführt. Von wem ist anfangs unklar. Währenddessen spielen die Politiker ihr Spiel, der Mars und die UN der Erde liegen im Streit. Keiner will für den Angriff auf Ganymed verantwortlich sein. Dem Leser ist schnell klar, dass hier das Protomolekül aus Band 1 dahintersteckt, aber wie, weshalb und warum, ergibt sich erst im Laufe des Buches. Und dann ist da noch die Crew der Rosinante, sie ist zurück. Holden, Naomi, Alex und Amos. Holden hat allerdings einen Knacks davon getragen von den Erlebnissen in Band 1. Verständlicherweise. Schön fand ich hier, dass Naomi da klare Linien gezogen hat und bereit war, einen Schlusstrich zu ziehen. Holden war da teilweise schon ein überhebliches, selbstverliebtes Arschloch. Auf Politikseiten begegnen wir Avasarala, der 70jährigen stellvertretenden Untergeneralsekretärin der UN. Barsch, stellenweise kalt und mit allen Wassern gewaschen, ist sie mir irgendwie ans Herz gewachsen. Eine Frau, die sich auf politischer Ebene behauptet hat über Jahrzehnte hinweg und weiß, dass Vertrauen nicht leicht verteilt werden kann.

Eigentlich war also alles da, um das Buch zu einem ebenso tollen Erlebnis zu machen, wie den ersten Band. Leider gelang das allerdings nicht. Versteht mich nicht falsch, die Geschichte hat mir gefallen. Ich werde auch den nächsten Band lesen. Allerdings muss ich sagen, dass in Band 2 viele Chancen verschenkt wurden. Während es zwischendrin teilweise recht langatmig wird, geht es an anderer Stelle viel zu schnell voran und man kommt kaum dazu zu verschnaufen. Dabei geht allerdings die Qualität auch arg flöten. Was als großer Showdown gedacht war, plätscherte vor sich dahin ohne jegliche Spannung aufrecht zu erhalten. Das fand ich schade. Es lief alles viel zu glatt und irgendwie hatte ich den Eindruck, hier wollten die Autoren einfach nur fertig werden. Schade eigentlich.

Auch, dass mal wieder die Suche nach einer ‚verlorenen‘ Tochter eine Rolle spielte – das hatten wir ja bereits im ersten Band. Hier wäre ein anderer Ansatz interessanter gewesen. Auch der irrationale Miller wurde kurzerhand gegen den instabilen Prax ausgetauscht. Hier hätte man soviel mehr Potential gehabt für andere Figuren, die nicht schon in Band 1 geschrieben wurden.

Es ist schwer zusammenzufassen. Eigentlich hat mir das Buch gefallen, eigentlich aber auch nicht. Eigentlich war es spannend, aber eigentlich auch wieder nicht. Ich hoffe, Band 3 wird das etwas besser handhaben und werde mich einfach überraschen lassen. Es ist kein schlechtes Buch, aber man hätte so vieles anders machen können. Ich weiß, hätte hätte Fahrradkette.

2 Kommentare zu „Corey, James S. A. – Calibans Krieg (Expanse #2)

  1. Ich will die Reihe schon länger lesen, deshalb freue ich mich über deine Rezensionen dazu. Gerade die Charaktere klingen toll.
    Hast du die Fernsehserie dazu gesehen? Ich habe gehört die soll gut sein.

    • Die Serie habe ich angefangen, bin irgendwo in der Mitte der 1. Staffel. Umgesetzt finde ich sie sehr gut. Ich will aber vorher die komplette Reihe lesen, bevor ich die Serie weiterschaue. 🙂 Der 3. Band wartet schon 🙂

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