„Aristoi“
Autor: Walter Jon Williams
462 Seiten / eBook
ISBN: 9783641213930
Verlag: Heyne
[Werbung da Rezensionsexemplar]
Die Aristoi sind gottgleiche Wesen. Sie leben in der Wirklichkeit ebenso wie in virtuellen Realitäten, sind Meister der Bio- und der Nanotechnologie und beherrschen die Manipulation der Materie absolut. Das Wohlergehen der Menschen, ihrer Vorfahren, ist ihr höchstes Anliegen. Sie tun alles, um dafür zu sorgen, dass es ihnen gut geht – auch wenn das bedeutet, den Menschen ihr Schicksal vorzuschreiben. Aber einigen ist dieses Dasein zu ereignislos. Sie lieben den Nervenkitzel und die Lust an der Gewalt, und sie lassen die Menschen ihre Macht spüren, indem sie ganze Planeten mit Terror und Tod überziehen. Als Aristos Gabriel die Ermittlungen gegen die Abtrünnigen aufnimmt, gerät der Kosmos aus den Fugen …
Ich muss gestehen, dass ich vor „Aristoi“ schon eine ganze Weile ziemlichen Respekt hatte. Williams schreibt hier eine Science-Fictiongeschichte, die auch stilistisch gesehen eine Herausforderung für mich dargestellt hat. Die Aristoi können ihren Geist nämlich in mehrere Persönlichkeiten, sogenannte Daimonen, spalten, die unabhängig von einander und vom eigentlichen Selbst Aufgaben übernehmen können und eigenständige Individuen innerhalb einer virtuellen Realität bilden. Williams hat das verdeutlicht, indem er den Text in zwei Spalten aufgeteilt hat, wo auf der einen Seite das Selbst etwas erlebt und auf der anderen Seite seine Daimonen dies kommentieren. Solche stilistischen Mittel finde ich zwar eigentlich nicht verkehrt, aber ich tue mich immer wahnsinnig schwer damit, sowas zu lesen, weil mich das immer völlig aus dem Lesefluss reißt. Dabei ist die Welt, die Williams hier geschaffen hat, sehr faszinierend und innovativ.
Auf den ersten Blick könnte man meinen es sei eine Utopie, wenn man aber das Klassensystem der beschriebenen Gesellschaft betrachtet, erkennt man sehr schnell, dass es sich entsprechend dem Titel des Buches um eine Aristokratie handelt. Einfache Menschen, sogenannte Demos, sehen in den Aristoi ihre Götter und beten diese entsprechend an. Durch Examen haben sie die Möglichkeit aufzusteigen und z.B. ein Therápôn zu werden, Mitglied einer Art Verwaltungsklasse, die selbst wiederum die Möglichkeit hat, zum Aristos aufzusteigen.
Aristos Gabriel ist wie alle anderen Aristoi auch für seine Welten und die Bewohner eben dieser verantwortlich. Wir folgen ihn und seinen Daimonen und schon zu Beginn erfährt man, dass in der Welt von „Aristoi“ auch Homosexualität etwas alltägliches ist, dass Geschlechter angepasst werden können, auch zeitweise um z.B. als Mann eine Schwangerschaft erleben zu können usw.
Die Themen sind sehr komplex und Williams entwirft eine Gesellschaft, die mir in dieser Form noch nicht untergekommen ist, eingebettet in eine spannende Geschichte, die den Leser auch über den spaltenweisen Schreibstil hinweg transportiert.
Ein sehr anspruchsvolles Buch im Science Fiction-Bereich, das ich sicherlich noch ein zweites Mal lesen werde um zu sehen, was mir beim erstmaligen Lesen entgangen ist. Kein Buch für Genre-Einsteiger aber definitiv sehr lesenswert für alle Fans, die innovative Ideen zu schätzen wissen.
Anmerkung: Da es sich bei diesem Buch um ein zur Verfügung gestelltes Rezensionsexemplar handelt, muss ich diesen Beitrag als Werbung kennzeichnen. Ich möchte allerdings versichern, dass die verfasste Rezension meine ehrliche Meinung wiedergibt und nicht von der Tatsache, dass es sich um ein Rezensionsexemplar handelt, beeinflusst wurde. Denn ganz ehrlich, Rezensionen hätten keinen Sinn, wenn sie nicht ehrlich wären. Ich bedanke mich beim Heyne-Verlag und dem Bloggerportal für das Rezensionsexemplar.
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