„Der Fährmann“
Autor: Christopher Golden
360 Seiten / ebook
ISBN: 978-3946330073
Verlag: Buchheim

Die Ebenen der Realität verschieben sich, als ein uralter Mythos auf furchtbare Weise lebendig wird.
David und Janine, die nach einem quälenden Verlust wieder zueinander finden, müssen sich den Dämonen ihrer Vergangenheit stellen und den brüchig gewordenen Glauben an sich und ihre Welt wiederfinden.
Intelligenter Horror mit emotionalem Tiefgang von Christopher Golden, einem der vielseitigsten Autoren des Genres.

Das Buch hatte mich von der Phantastik-Bestenliste im Januar angesprungen und irgendwie musste ich es haben. Den Autor musste ich erstmal googeln, aber in anderen Ländern scheint er absolut kein Unbekannter zu sein und er hat zudem jede Menge Buffy-Romane geschrieben und sich wohl auch im Hellboy-Franchise bewegt. Mehr zu Christopher Golden könnt Ihr gern hier nachlesen. Ich glaube, seine anderen Bücher muss ich mir echt noch genauer anschauen.

Aber nun zum Buch. Es beginnt mit der jungen Lehrerin Jannine und ihrer ersten Begegnung mit dem Fährmann. Sie hat ihr Baby verloren und Golden schildert einfach nur atemberaubend ihre Gefühle und ihren Verlust. Überhaupt hat Golden hier ein Händchen für Emotionen und die Gefühlswelt seiner Charaktere, die ich – ja, das muss ich offen zugeben – von einem männlichen Autor nicht mal ansatzweise erwartet hatte. Er zeigt Figuren, die echt sind. Menschen mit ihren Problemen und Sorgen und ihrem inneren Leiden. Weiterhin lernen wir David kennen, ebenfalls Lehrer und Ex-Freund von Jannine. Ehrlich mal, er war für mich der beste männliche Charakter, der mir seit langem in Büchern begegnet ist. Ein Mann mit einer Einfühlsamkeit, einem Verständnis und Reife, die man in Büchern eher nur bei schwulen männlichen Figuren findet. Oder bei alten Männern. Naja, meistens findet man sie bei männlichen Figuren eher selten. Und das hat mich wirklich begeistert. Die dritte im Bunde ist Annette, ebenfalls Lehrerin und homosexuell. Statt hier dem Klischee zu entsprechen, ist sie eine junge Frau, die genauso unter gescheiterten Beziehungen leidet wie jeder andere und sich nach einer ernsten Beziehung sehnt. Sie ist die beste Freundin von David und Jannine und mitten dabei, als die Action losgeht.

Der Fährmann, Charon, stalkt Jannine und ihre Freunde. Er will Jannine in sein Reich bringen, dessen Zutritt sie, als sie das Baby verloren hat und ihr Leben selbst am seidenen Faden hing, abgelehnt hat. Und damit geht es auch schon los. Menschen sterben auf unerklärliche Art und Weise, seltsame Träume suchen sie heim. Annette findet plötzlich eine tolle Frau, die zu schön ist, um wahr zu sein und David muss sich damit auseinandersetzen, dass er in einen Streit mit einem Kollegen gerät und dieser danach an einem Herzinfarkt stirbt. Zu allem Überfluss taucht auch noch Jannines Ex auf, der Vater des verstorbenen Kindes und macht ihr das Leben schwer. Jannines Verhältnis zu ihrer Mutter ist sehr angespannt und distanziert aber auch hier wird es nicht langweilig.

Golden vereint in diesem Buch griechische Mythologie und christlichen Glauben und erlaubt es dem Leser selbst, für sich zu entscheiden, was Gott ist. Als Atheist finde ich sowas ja grundsätzlich immer gut und das hat mir auch in diesem Buch gut gefallen.

Im Grunde folgt man als Leser real gezeichneten Menschen mit Fehlern und Schwächen und Ängsten, aber auch viel Stärke und Mut. Man bekommt einen erwachsenen Umgang mit Menschen, die sich gegenseitig weh getan haben und trotzdem irgendwie miteinander auskommen müssen. Man erfährt Reue und Schmerz und trotzdem auch Freude und Freundschaft.

Alles in allem passt das Buch gar nicht so richtig in ein bestimmtes Genre. Phantastik ist es definitiv aber weder Scifi noch Fantasy, Horror oder Mythologie. Es hat von allem irgendwie ein bisschen und spannend war es bis zum Schluss.

Ich muss mehr Bücher von diesem Autor lesen. Handwerklich hat er es drauf und wenn er seine Figuren immer auch nur halb so real schreibt wie in diesem Buch, dann kann ja fast nichts schief gehen. Klare Lese-Empfehlung!

 

1 Kommentar zu „Golden, Christopher – Der Fährmann

  1. Oh – das klingt gut – dieses Buch ist nämlich auch neu bei mir eingezogen, da tänzel ich nämlich schon länger drum herum. War also eine gute Entscheidung.

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