Freitag ist Perlentauchen-Zeit. Perlentauchen ist eine Aktion der lieben Gabriela vom Buchperlenblog. Ziel ist es, Bücher vorzustellen, die schon ein paar Jährchen auf dem Buckel haben. Gabrielas Perlen und Perlen anderer Blogger findet Ihr hier.
Ich möchte Euch heute ein Buch vorstellen, das dem gepflegten Scifi-Nerd in der Regel bereits bekannt ist und das auch viele nicht Scifi-Fans kennen.
„Der Krieg der Welten“ von H.G. Wells
ISBN: 3-257-23537-2
Originalausgabe: 1898
Deutsche Erstausgabe: 1901
Worum geht’s?
Marsianer greifen die Erde an und machen sie sich untertan. Ihren dreibeinigen Kampfmaschinen steht das irdische Militär machtlos gegenüber. Die Rettung kommt höchst unerwartet, als die Menschheit schon verzweifelt schien…
Meinung
H.G. Wells ist einer der bedeutendsten Science-Fiction-Autoren und gilt neben dem Franzosen Jules Verne, dem Amerikaner Hugo Gernsback und dem Deutschen Kurd Laßwitz als einer der Mitbegründer der Science-Fiction-Literatur. Auch wenn Wells auch realistische Romane geschrieben hat, sind im deutschsprachigen Raum besonders seine beiden Romane „Der Krieg der Welten“ und „Die Zeitmaschine“ am populärsten.
Das schöne an „Der Krieg der Welten“ ist, dass es nicht altert. Wells erzählt die Geschichte der Marsianer-Invasion nüchtern-sachlich und erinnert dadurch an einen Reporter, der die Sachlage zusammenfasst. Während viele Science-Fiction-Romane heutzutage Wert auf Action und Tempo legen, treibt Wells die Geschichte eher langsam voran. Er wechselt den Blickwinkel zwischen dem namenlosen Erzähler und dessen Bruder. Man muss sich auf dieses Buch einlassen. Darauf, dass die verwendete Rhetorik nicht unserer heutigen Sprache entspricht, sondern dem klassischen Stil der damaligen Zeit folgt. Das kann es unter Umständen Lesern, die mit klassischer Literatur bisher nicht viel oder gar nichts zu tun hatten, etwas schwierig machen, denn der Lesefluss wird dadurch stark verändert im Vergleich zu dem, was man von heutiger Literatur gewöhnt ist. Andererseits macht genau diese Rhetorik das Buch unterhaltsam, weil man sich Zeit nehmen muss, um es zu lesen und zu verstehen. Einen Pageturner im modernen Sinne hat man mit diesem Roman nicht vor sich. Hingegen eine spannende Geschichte über eine Alieninvasion in England. Der wechselnde Blickwinkel berichtet außerdem von der Invasion Londons, was grad für mich als frisch gebackener London-Fan ganz besonders spektakulär war.
Wenn man sich die Zeit anschaut, in welcher dieser Roman geschrieben wurde, kann man viele unterschiedliche Interpretationen in die Geschichte legen. Davon gibt es sogar schon eine ganze Reihe, die sich im Laufe der Jahrzehnte immer wieder wandelten.
Weltberühmt wurde „Der Krieg der Welten“ 1938, als Orson Wells und das Mercury Theatre ein Hörspiel inszenierten, das am Vorabend von Halloween im Radio übertragen wurde. Dabei wurde die Geschichte kurzerhand nach New Jersey verlegt und das Hörspiel als fiktive Radioreportage übertragen. Angeblich soll das Hörspiel zu einer Massenpanik geführt haben, aber derlei Berichte sollte man mit Vorsicht genießen. Irritiert waren manche Hörer aber wohl trotzdem, weil sie das Hörspiel für eine reale Berichterstattung hielten.
Das Buch wurde mehrfach verfilmt, unter anderem 2005 von Stephen Spielberg, mit Tom Cruise in der Hauptrolle. Wer mich kennt, weiß, dass ich Tom Cruise in Filmen meide wie die Pest, aber den Film musste ich damals trotzdem sehen.
Fazit
„Der Krieg der Welten“ ist ein absoluter Klassiker der Science-Fiction-Literatur. Für Neuleser dieses Genres vielleicht nicht der beste Einstieg, weil es eben nicht mit modernen Science-Fiction-Romanen vergleichbar ist, aber trotzdem ein Buch, an das man sich wagen sollte, wenn man es bisher noch nicht getan hat. Ich habs grad erst wieder gelesen, weil ich die Fortsetzung „Das Ende der Menschheit“ von Stephen Baxter bei mir liegen habe, die darauf wartet, gelesen zu werden.
Ach – interessant. Baxters „Ende der Menschheit“ ist die Fortsetzung von „Krieg der Welten“? Das wusste ich noch nicht. Ich habe mal irgendwas von Baxter angefangen und fand es langatmig, sodass ich es wieder weggelegt habe. Aber … auch das ist sicher über 10 Jahre her 😮
Liebe Grüße,
Sandra
In diese Aufzählung gehört auf jeden Fall auch Stanislaw Lem, dessen Solaris meiner Meinung nach sogar verfilmt wurde. Er wird irgendwie immer vergessen, obwohl seine Science Fiction Bücher in 41 Sprachen übersetzt worden sind.
Altersmäßig gehört Lem für mich nicht in diese Gruppe. Als Scifi-Autor ist er sicherlich eine Größe auch wenn er sich selbst nicht gern als Scifi-Autor bezeichnet hat. In die Reihe der Autoren des 19. Jahrhunderts gehört er meines Erachtens deshalb nicht. Aber ich denke, auch da könnte man streiten ob Wells nicht schon von Jules Verne inspiriert wurde.
Da hast du Recht, sorry, Lem ist 20. Jahrhundert!
Trotzdem war er ein Visionär und sollte, da hast du völlig recht, öfters erwähnt werden.
Witzig, das Buch lese ich auch gerade. Um anschließend „Das Ende der Menschheit“ zu lesen. ☺
Ich bin sehr auf deine Meinung gespannt. Auch zum Nachfolger. Stephen Baxter kenne ich nur durch seine Bücher mit Terry Pratchett deswegen bin ich sehr gespannt wie er allein schreibt.
Ich kenne ihn bislang noch gar nicht. Bin sehr gespannt.