„Shining“
Originaltitel: The Shining
Autor: Stephen King
622 Seiten / Taschenbuch
ISBN: 3404130081
Verlag: Bastei Lübbe

Ein Hotel in den Bergen von Colorado. Jack Torrance, ein verkrachter Intellektueller mit Psycho-Problemen, bekommt den Job als Hausmeister, um den er sich beworben hat. Zusammen mit seiner Frau Wendy und seinem Sohn Danny reist er in den letzten Tagen des Herbstes an. Das Hotel „Overlook“ ist ein verrufener Ort. Wer sich ihm ausliefert, verfällt ihm, wird zum ausführenden Organ aller bösen Träume und Wünsche, die sich in ihm manifestieren.

‚Shining‘ ist für mich einer der ultimativen Horrorromane überhaupt. Von Anfang bis Ende hatte ich Gänsehaut. Nicht nur, weil das Hotel an sich total gruselig ist, sondern die ganze Atmosphäre in dem Buch düster und bedrückend war. Die Figuren tun dabei natürlich ihr übriges. Während ich Wendy am liebsten die ganze Zeit schütteln würde, dass Jack sich doch nie ändern würde und sie ihn verlassen soll, verstehe ich auch, dass sie gefangen in ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter ohne jegliches soziales Netz nicht einfach so ihre Sachen packen und gehen kann. Trotzdem hätte ich ihr gern mehr als einmal gesagt, dass alles gut wird. Jack hingegen…oh Du meine Güte….selbst bevor die Familie Torrance überhaupt im Overlook ankommt, war er mir schon hochgradig unsympathisch. Ein Säuferarschloch vor dem Herrn, für den ich keinerlei Mitleid empfinden konnte. Außerdem empfand er selbst genügend Mitleid für sich. Immer waren andere Schuld. Selbst für seine Fehler zu seinen schwersten Alkoholproblemzeiten – immer waren es andere. Damit kann ich, je älter ich werde, immer weniger anfangen. Menschen, die nicht in der Lage sind, ihren eigenen Fehlern und Fehltritten in die Augen zu schauen sondern immer Ausreden suchen. Für Jack Torrance empfand ich keinerlei Sympathie. Nicht das kleinste Quäntchen.

Die Art, wie er mit seiner Familie umspringt, wie er über seine Frau denkt und oftmals auch direkt mit ihr so redet, das ist einfach absolut erschreckend. Für mich lag hier drin der wahre Horror. Diese Respektlosigkeit. Das hat mich sehr mitgenommen. Ich war die ganze Zeit zwischen Wut und Angst hin- und hergerissen. Dass die Geister des Overlook Hotels in Jack ein schwaches, williges Opfer gefunden haben, war dabei nicht mehr überraschend. Trotzdem empfand ich Jacks Raserei und Hass als äußerst abstoßend. Am liebsten wäre ich selbst davor davongelaufen.

King beweist in diesem Roman sein brilliantes Talent, echte Menschen zu beschreiben. Danny Torrance war dabei derjenige, der mir einfach nur leid tat. Er liebte seine Eltern und deren ständige Streitereien und die immer vorhandene, heimliche Hoffnung, dass sich doch alles zum Guten wenden wird, das war einfach nur so traurig.

Ich fand es schön, dass Dick Hallorann hier ein guter Freund war und für Danny eine Anlaufstelle, was die Hellsichtigkeit angeht. King schaffte es hier besonders gut, Dannys Angst vor seinen eigenen Fähigkeiten zu beschreiben. Und seine Zerrissenheit, weil er wusste, dass diese Hellsichtigkeit nicht jeder Mensch besitzt.

„Shining“ ist ein geniales Buch. Nicht nur wegen des Horrors des Übernatürlichen sondern besonders durch den Horror, den echte Menschen auslösen können. Menschen, die unberechenbar sind und um die man wie auf zerbrechlichem Eis herumtanzen muss, weil man nie weiß, wann sie das nächste mal ausrasten.

 


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7 Kommentare zu „King, Stephen – Shining

    • Liebe Jill,
      ja, das bin ich auf alle Fälle auch. Wobei ich ja sehr hoffe, dass der Horrorfaktor dann etwas nachlässt, weil …eigentlich mag ich meinen gesunden Schlaf. xD
      Bussi
      Grit

  1. Ich muss immer daran denken – der wahre Horror – ich habe irgendwann mal einen Splatterfilm gesehen, der mich echt nicht berührte…das einzige, was mir wirklich eine Gänsehaut verursachte war eine öffentliche Toilette – die sah so versifft aus – das war richtig eklig…Das war der wahre Horror in diesem Film…
    So wie ihr es beschreibt – den Horror herauszuarbeiten, der auch realistisch eintrifft – das ist Kunst…

  2. Als ich damals ‚Shining‘ gelesen habe, konnte ich danach nächtelang nicht schlafen, weil es mich (wie du schon so treffend beschrieben hast) so mitgenommen hat. Staple King schreibt ja gerne mal über den etwas anderen Horror, den Alltagshorror sozusagen – und das hinterlässt bei mir jedes Mal mehr Angstgefühle als das größte Gesplatter mit Blut und abgetrennten Gliedmaßen. Super Rezension!

  3. Ich kann nur zustimmen. Ich finde, Shining ist eins von den Büchern, die viel besser sind als ihre Verfilmungen. King schafft es wie kein anderer, Atmosphäre aufzubauen und lebensechte Bilder in Köpfen heraufzubeschwören.

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