Pünktlich zum Urlaub hab ich natürlich auch endlich ‚Lagoon‘ von Nnedi Okorafor fertig gelesen. Was für ein tolles Buch.

Three strangers, each isolated by his or her own problems: Adaora, the marine biologist. Anthony, the rapper famous throughout Africa. Agu, the troubled soldier. Wandering Bar Beach in Lagos, Nigeria’s legendary mega-city, they’re more alone than they’ve ever been before.

But when something like a meteorite plunges into the ocean and a tidal wave overcomes them, these three people will find themselves bound together in ways they could never imagine. Together with Ayodele, a visitor from beyond the stars, they must race through Lagos and against time itself in order to save the city, the world… and themselves.

Leider gibt’s auch hier noch keine Deutsche Übersetzung, was ich extrem schade finde. Das Buch hat mich völlig hin- und weggerissen. Alieninvasion in Nigeria. Aber eine Invasion der anderen Art. Ayodele ist diejenige, die den ersten Kontakt aufnimmt. Sie trifft auf Adaora, Anthony und Agu, die alle 3 scheinbar zufällig am Strand von Lagos aufeinander treffen und dadurch miteinander verbunden werden. Okorafor platziert diese Geschichte inmitten der Kultur und des Lebens von Lagos. Mitten in die Probleme der nigerianischen Gesellschaft. Und als Leser wird man mit allem konfrontiert: Die Rolle von Mann und Frau; christlichen Extremismus; dem Islam; der Korruption; der LGTB-Bewegung; mit Drogen; mit Waffen; kurzum – mit einer Gesellschaft, die vielfältig ist und den meisten westlichen Lesern trotzdem fremd.

Mal wieder zeigt sich, wie ignorant man sein kann. Wie klein die Blase ist, in der das eigene Leben stattfindet. Ich weiß eigentlich nichts über Nigeria. Oder über die Menschen da. Als Leser weiß man deswegen fast gar nicht, wo man zwischen den Zeilen zuerst hinschauen soll, weil es einfach soviel zu sehen und zu erleben gibt.

Man erlebt mit, wie Adaora’s Ehe einer harten Prüfung unterliegt, weil ihr Mann von Eifersucht und christlich-religiösem Wahn getrieben gewalttätig wird. Wie sein geistiger Führer nichts anderes ist als einer jener Menschen, die aus dem Glauben anderer Kapital schlagen. Wie Agu und Anthony bereits in jungen Jahren mit Armut und Gewalt konfrontiert worden sind. Wie sie Kräfte entwickelt haben, die man als übernatürlich bezeichnen kann und die einen Bogen schlagen zu alten Traditionen und altem Glauben. Wie Jugendliche auf der Jagd nach dem leichten Geld einen wahnwitzigen Plan schmieden. Wie eine Gruppe der LGBT-Bewegung den Schritt aus dem Geheimem wagt und bitter dafür zahlen muss. Und wie Lagos in Chaos, Gewalt und Plünderei versinkt. Doch nicht nur die Außerirdischen sind hier auf der fantastischen Seite. Auch die alten Geister des Landes, der Welt, der Natur regen sich. Bis zum Schluss mag man das Buch gar nicht aus der Hand legen.

ScienceFiction trifft Legende und das spannend, einfühlsam und mitreißend. Ein gigantisches Buch und absolut empfehlenswert für alle Leser des außergewöhnlichen Scifi.

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