Am Wochenende habe ich mal ausnahmsweise nicht in Büchern vergraben.
Vor 2 Wochen standen der Lieblingsmensch vor den DVD-Regalen und stellten fest, dass wir schon lange keine Filme mehr geschaut hatten. Spontan fingen wir an, Titel herauszuziehen, die wir (mal wieder oder zum ersten Mal) sehen wollten. Insgesamt kamen wir auf 28, die uns spontan ins Auge gestochen sind. Nur sind 28 Filme mal nicht eben so geschaut. Stattdessen fassten wir den Entschluss, den nächsten Samstag auf der Couch vorm Fernseher zu verbringen und einige davon zu anzuschauen, die wir ausgelost hatten. So war das Filmlotto geboren. Die Filme wurden durchnummeriert und die Nummern auf Zettelchen geschrieben, die in einem Beutel landeten. Das Wetter war auch perfekt für einen Sofasamstag, es war kalt, stürmisch und regnete fast den ganzen Tag.
Film Nr. 1 war auch gleich ein Film, den ich damals im Kino gesehen hatte und der einfach nur wunderschön ist.
„Wer früher stirbt ist länger tot“
2006
In einem kleinen Dorf lebt der „Kandlerwirt“ Lorenz mit seinen beiden jungen Söhnen Franz und Sebastian. Den Gasthof betreibt er seit dem Tod seiner Frau nun schon jahrelang allein, und so mehren sich die Stimmen, dass es langsam an der Zeit wäre für eine neue Frau im Haus.
Als der 11 – jährige Sebastian zufällig erfährt, dass seine Mutter bei seiner Geburt gestorben ist, beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen. Sebastian, der ein für sein Alter beeindruckendes Sündenregister vorzuweisen hat, fühlt sich fortan auch schuldig am Tod seiner Mutter. Da er, wie er meint, nach seinem Tode auf jeden Fall im Fegefeuer landen wird, setzt er alles daran, sich von seinen Sünden reinzuwaschen. Die Stammtischler in der Wirtschaft seines Vaters stehen ihm dabei mit freundschaftlichem Rat zur Seite. Sebastians Übereifer führt jedoch nicht zum gewünschten Erfolg: ein gesprengter Hase, ein unsittlicher Antrag an seine Lehrerin Veronika, eine beinahe zu Tode gebrachte Greisin aus der Nachbarschaft – das alles verbessert die Situation nicht gerade.
Schließlich meint Sebastian, von seiner Mutter ein Zeichen erhalten zu haben: er muss für seinen Vater eine neue Frau finden. Das findet auch der Stammtisch: „Eine mit G’schick, Grips und einem g’scheitn Arsch!“. Diese Attribute scheint die allein stehende Nachbarin Frau Kramer zu erfüllen, die Sebastian fortan allerliebst und wohlerzogen becirct und auf die Nöte seines Vaters hinweist. Lorenz allerdings reagiert eher genervt auf die bald einsetzenden Besuche der redseligen Frau Kramer – was Sebastian nämlich nicht weiß: auf unerklärliche, fast magische Weise fühlen sich Lorenz und Veronika zueinander hingezogen!
Es gibt jedoch ein letztes Hindernis: Veronika ist verheiratet, und zwar mit Alfred. Doch Sebastian, der seinen Irrtum erkannt hat, wird auch dieses kleine Problem noch in Angriff nehmen: ein weiteres Zeichen am Grab seiner Mutter macht ihm klar: Alfred muss sterben …
Der Film ist voller Humor, ohne in die Lächerlichkeit abzudriften. Gleichzeitig ist die melancholische Grundstimmung genau richtig dosiert, dass die Tränendrüsen nicht dauerhaft strapaziert werden. Dazu die bayerische Mundart, die hervorragende Besetzung und die wunderschöne Landschaft. Wir haben Tränen gelacht und der Lieblingsmensch, der den Film noch gar nicht kannte, war begeistert.
Film Nr. 2 hatte es dafür aber dann schon eher in sich.
„Butterfly Effect“
2004
Weil Evan als Achtjähriger in der Schule ein blutrünstiges Bild malt, veranlasst dies seine Mutter dazu, ihn psychiatrisch untersuchen zu lassen. Der Doktor, eher ratlos, schlägt dem Kind vor, Tagebuch zu führen, und alles einzutragen, was ihm wesentlich erscheint. Zwölf Jahre später. Der 20-jährige Evan studiert inzwischen Psychologie, als ihn beim Durchblättern seiner alten Notizen plötzlich die Vergangenheit in Form von Kindesmisshandlung, brennenden Hunden und explodierenden Briefkästen wieder einholt.
Ein spannender Film über Ursache und Wirkung und darüber, dass man Dinge in der Vergangenheit nicht einfach so ändern kann, ohne die Gegenwart zu beeinflussen. Ich denke, spätestens seit diesem Film weiß man, dass Kutcher auch hervorragend schauspielern kann. Mich selbst hat der Film arg mitgenommen: sexueller Missbrauch, Gewalt, Tierquälerei. Das war für mich schon ein echt harter Ritt. Gut war der Film trotzdem.
Film Nr. 3 war auch keine leichte Kost.
„Herr der Fliegen“
1990
Nach einem Flugzeugabsturz stranden einige junge Militärkadetten auf einer einsamen Südseeinsel. Ohne Hoffnung auf schnelle Rettung, verzweifelt und voller Furcht halten die Jungs zunächst fest zusammen. Doch je besser sie in ihrem Inselparadies zurecht kommen, desto stärker brechen Gegensätze und Machtkämpfe untereinander auf. Schließlich spalten sie sich in zwei Cliquen: Ralph, der Anführer der einen Gruppe, tritt für zivilisiertes Verhalten und Solidarität ein. Jack hält davon gar nichts. Er sammelt um sich eine Horde barbarischer Jäger, die am Ende sogar einen Krieg gegen Ralph entfesseln, einen alles vernichtenden Kampf zwischen Gut und Böse. Die Tötung ihres Gewissens verwandelt normale Kinder in primitive Killer – und in eine erschreckende Metapher für den Wilden in uns allen.
Die Meinungen über diese Verfilmung gehen stark auseinander. An Goldings Roman kommt der Film definitiv nicht ran. Trotzdem ist er verstörend, erschreckend und schwer verdaulich. Die Darsteller sind jedoch brilliant besetzt und reißen so einiges heraus.
Mit Film Nr. 4 ging es dann auch gleich spannend weiter.
Auf der Flucht
1993
Dr. Kimble, ein angesehener Chirurg, wird des Mordes an seiner Frau beschuldigt. Alle Indizien sprechen gegen ihn, er wird zum Tode verurteilt. Kimble gelingt eine spektakuläre Flucht und wird nur noch von einem Ziel geleitet: Den Mörder seiner Frau zu finden. Doch gleichzeitig sieht er sich mit einer gnadenlosen Hetzjagd konfrontiert…
Der Klassiker schlechthin. Eine brilliante Besetzung, eine gute Story und eine atemraubende Flucht. Ich habe den Film schon ewig nicht mehr gesehen und obwohl ich ihn schon ein paar Mal gesehen hatte, hat er nichts an Spannung verloren. Harrison Ford und Tommy Lee Jones sind einfach absolut genial und in dieser Kombination auch einfach unschlagbar.
Film Nr. 5 war dann doch mal etwas leichter verdaulich und einfach nur unterhaltsam.
Der Clou
1973
Spannend und heiter zugleich geht es hier um einen ehrgeizigen kleinen Gauner und einen altgedienten Betrüger, die sich an einem Schurken rächen wollen, der ein Mitglied ihrer Bruderschaft ermordet hat. Wie diese beiden an ihrem Feind Vergeltung üben, gehört zu den vergnüglichsten Kapriolen der Spielfilmgeschichte, einschließlich des amüsanten überraschenden Endes.
Robert Redford und Paul Newman sind hier einfach nur genial unterhaltsam. Der Film stellt keine großen Ansprüche und ist wirklich reines Unterhaltungskino. Dass er mal 7 Oscars verdient hat, ist zwar eine Tatsache, der Grund dafür erschließt sich mir nicht ganz, trotzdem ist der Film gut, leicht und lustig. Zwei gute Schauspieler, noch dazu Eyecandy für den weiblichen Zuschauer. Was will man mehr.
Mit Film Nr. 6 fand der Sofasamstag seinen Abschluss.
„Banditen!“
2001
Der liebevolle und unwiderstehliche Joe und sein hypochondrischer Partner Terry sind aus dem Gefängnis ausgebrochen und haben ihr Ziel fest vor Augen: Ein sorgloses leben in Mexiko. Das einzige was ihnen dazu fehlt ist Geld, viel Geld. Auf der Flucht schlagen Joe und Terry eine Schneise der Verwüstung. Bei unzähligen Banküberfällen hinterlassen sie das blanke Chaos, schrottreife Autos und gebrochene Frauenherzen. Alles läuft nach Plan, bis sie unerwartet mit Kate zusammenstoßen. Angezogen durch das Abenteuer und die Verruchtheit, die von Joe und Terry ausgehen, bettelt sie darum, bei ihnen bleiben zu dürfen. Nach langem Zögern wird sie von den Ganoven mit offenen Armen aufgenommen – als Geisel!
Von der Geschichte her ist der Film eher mittelmäßig, allerdings ist die Besetzung absolut genial und macht die nicht wirklich tolle Handlung wieder wett. Billy Bob Thornton ist absolut brilliant als nerviger, pessimistischer Hypochonder und spielt dabei Bruce Willis mühelos an die Wand. Cate Blanchett zeigt hier auch deutlich, dass sie wesentlich mehr drauf hat, als nur eine Elbenkönigin zu spielen. Sie steht Billy Bob Thorton in nichts nach. Es war ein guter Abschluss des Sofasamstags. Ein leichter, lustiger, doch unterhaltsamer Film mit einem tollen Soundtrack, der die schwere Kost vom Vormittag wieder aufwog.
Am Sonntag war das Wetter nicht wesentlich schöner als am Samstag. Die Aufzeichnung des Rugbyspiels All Blacks vs. Frankreich haben wir uns angeschaut, aber das Spiel konnte nicht überzeugen. Neuseeland hat zwar gewonnen, aber von der Leistung her waren die Jungs nicht gut drauf und die Qualität des Spiels ließ arg zu wünschen übrig. Zeit für einen letzten Film aus dem Lottobeutel.
„König der Fischer“
1991
Diesmal ist Radio-DJ Jack Lucas zu weit gegangen. Mit zynischen Sprüchen hat er einen blutigen Amoklauf ausgelöst. Nach seinem Rauswurf aus dem Sender begegnet Jack einem der Opfer – dem Penner Parry. Der verlor durch die Tragödie Frau und Verstand. Seitdem sucht er nach dem heiligen Gral. Mitten in Manhatten. Von Schuld getrieben, taucht Jack ein in Parrys Welt. Und ist hingerissen…
Den Film hatte ich noch nie gesehen und meine Güte, hat er mir gefallen. Robin Williams und Jeff Bridges sind hier absolut genial. Die Geschichte, ein moderner Artus-Mythos trifft auf einen Menschen, der von seiner Schuld so überwältigt ist, dass er jeden Boden unter den Füßen verliert. Eine Geschichte über echte Freundschaft, wahre Liebe, Geisteskrankheit und Armut. Ich habe immer noch keine Worte dafür, wie sehr mich dieser Film berührt hat. Falls Ihr ihn noch nicht gesehen habt, unbedingt anschauen. Er ist einfach nur toll.
Fazit: Wir haben beschlossen, öfters Filmlotto zu spielen. Der Lieblingsmensch und ich haben nicht oft gemeinsame freie Wochenenden. Deswegen werden wir das umso mehr genießen, besonders jetzt in der dunklen Jahreszeit, die ja geradezu einlädt, dass man es sich gemütlich macht.
Wie habt Ihr Euer Wochenende verbracht? Schaut Ihr auch gern Filme? Kennt Ihr vielleicht den einen oder anderen Film, den wir uns am Samstag angeschaut haben?
Wir waren am Wochenende viel unterwegs und hatten Besuch. 🙂 Der Mann und ich waren früher auch mega die Filmegucker, jetzt gar nicht mehr, was u.a. an Puschel liegt. 😉
So ein Sofasamstag mit Filmemarathon würde mich aber auch mal reizen. Naja, wenn das Kind aus dem Haus ist – in so 20 Jahren. xD xD
„Butterfly Effect“ habe ich auch schon geguckt und fand ihn ebenfalls sehr gut, aber auch mich hat er mitgenommen.